Haan Haan stellt sich als Gartenstadt vor

Haan · Eine Broschüre beleuchtet die Hintergründe des Begriffs. Das Heft wird erstmals bei der "Gartenlust" verteilt.

Sie stellten die neue Haan-Broschüre vor: Elmar Jünemann (Wirtschaftsförderung), Gabriele Steven (Layout) und Reinhard Koll (Autor).

Sie stellten die neue Haan-Broschüre vor: Elmar Jünemann (Wirtschaftsförderung), Gabriele Steven (Layout) und Reinhard Koll (Autor).

Foto: Olaf Staschik

"Als schönste Stadt im Bergischen Land ist Haan, die Gartenstadt bekannt." Selbstbewusst waren die Haaner schon im Jahr 1921. Damals, zu Zeiten der galoppierenden Inflation nach dem Ersten Weltkrieg, wurde Notgeld mit Haaner Motiven gedruckt. Den Geldschein mit einem Wert von einer Million Mark zierte das historische Rathaus - und daneben war der oben zitierte Spruch zu lesen.

Haan, die Gartenstadt -diese Bezeichnung hat offenbar schon eine lange Geschichte. 1917 tauchte dieser Begriff erstmals offiziell in Form eines Amtssiegels auf. Doch schon zuvor nahmen die Bürger ihre Stadt als besonders grün wahr. Davon zeugen Berichte von Zeitgenossen. Das lag wohl an den vielen einzeln stehenden Häusern, die nach hinten raus stets auch einen Garten hatten. Diese Gärten wurden vor allem zum Anbau von Obst und Gemüse genutzt - und waren damit vor allem zu Kriegszeiten von großer Bedeutung. "Ziergärten werden das wohl kaum gewesen sein", sagt Dr. Reinhard Koll.

Koll ist Verfasser der 44-seitigen Broschüre, mit der die Stadt Haan erstmals alles Wissen rund um das Thema Gartenstadt zusammenfasst. Der Historiker zeigte sich für diese Aufgabe bestens geeignet, als er Referent bei einer Vernissage der Volkshochschule war. Diese zeigte in einer Ausstellung Gartenstadt-Motive, Koll hielt dazu einen Vortrag. Danach fragte ihn Wirtschaftsförderer Elmar Jünemann, ob er sich nicht auch vorstellen könne, seinen Text in ausführlicherer Form zu veröffentlichen. Ein halbes Jahr arbeitete Koll daraufhin an der Broschüre, sichtete historische Unterlagen, besuchte Archive, las Bücher, sprach mit Zeitzeugen.

Heraus kam ein reich bebildertes Werk im Din A5-Format, das einiges Bekannte, aber auch Überraschendes bereit hält. Denn wer hätte gedacht, dass sich die Stadt Haan bereits Mitte der 1930er Jahre schon einmal um das Prädikat Gartenstadt beworben hat? Mehrere Anläufe nahm die Verwaltungsspitze damals, den Landrat zu überzeugen - jedoch ohne Erfolg. 1936 zog der damalige Bürgermeister schließlich seinen Antrag zurück. Doch die Idee und der identitätsstiftende Begriff blieben in den Köpfen vieler Haaner.

Nun, 80 Jahre später, hat die Stadt Haan weitaus größere Erfolgsaussichten. Denn die Broschüre soll dem Antrag der Kommune auf den Namenszusatz "Gartenstadt" beigelegt werden. Die Bewerbung ist nur noch ein formaler Akt, glaubt Bürgermeisterin Bettina Warnecke, weshalb die Stadt Haan in der Broschüre auf Seite 27 bereits vermeldet: "Demnächst lesen Sie also am Ortseingang den merkfähigen wie verheißungsvollen Beisatz ,Gartenstadt'." Das Selbstbewusstsein der Haaner scheint also nach wie vor groß zu sein. Um den Begriff mit Leben zu füllen, kündigte Jünemann gestern außerdem an, im kommenden Jahr einen Workshop anzubieten. Thema: "Zeitgemäße Gartenstadt". "Wir wollen das Thema in Haan wahrnehmbarer machen" so Jünemann. Er ermuntert alle Interessierten, ihre Ideen einzubringen: "Wir brauchen mehr Experimentierfreude."

Reinhard Koll, 40 Jahre lang Lehrer für Geschichte und Französisch am Haaner Gymnasium, hat die Arbeit mit den historischen Quellen Freude gemacht. Allerdings nicht wegen eines vermeintlichen grünen Daumens: "Ich habe zwei Töchter. Die eine ist Försterin, die andere Gärtnerin", erzählt er . Er selbst aber habe kein Talent fürs Gärtnern. "Ich sitze gerne im Garten. Aber ich will dort nicht arbeiten."

(arue)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort