Bei minus 20 Grad Haaner Fachleute helfen in Sibirien aus

Haan · Mitarbeiter eines Prüflabors in Haan sind nach Novosibirsk gereist. Es galt, ein Testverfahren für Inkontinenzprodukte einzuführen.

 Laborant Samir Aziz spannt mit Hilfe von russischen Kolleginnen eine Windel in ein Prüfgerät.

Laborant Samir Aziz spannt mit Hilfe von russischen Kolleginnen eine Windel in ein Prüfgerät.

Foto: Edgar Herrmann

Brrr. In Haan ist es zurzeit ja schon kalt. Aber Novosibirsk kann das toppen: Als Dr. Edgar Herrmann und Samir Aziz in der größten sibirischen Stadt aus dem Flugzeug stiegen, erwarteten sie klirrende minus 20 Grad, Schnee, Eis und Dunkelheit. "Die beste Zeit für einen Auslandseinsatz von Haan aus im tiefgefrorenen Eisschrank Russlands", scherzt Herrmann.

Drei Tage lang waren Herrmann und sein Kollege Aziz jetzt zu Gast in Sibirien. Der Laborleiter und sein Mitarbeiter sind bei der Haaner Firma "Hy-Tec Hygiene Technologie GmbH" beschäftigt. Sie hat ihren Sitz an der Schillerstraße, zählt insgesamt zwölf Mitarbeiter und ist ein Prüflabor für Hygieneprodukte. Das sind beispielsweise Babywindeln, Binden, Slipeinlagen, Tampons und Inkontinenzprodukte. "Also alles, was aus Watte oder Tissue gefertigt und in Handel oder Apotheken zu haben ist", erklärt Herrmann.

Auftraggeber des Prüflabors sind vielfach die Hersteller selbst. Aber auch der Handel, der für die Qualität seiner angebotenen Produkte garantieren will. Ist das Toilettenpapier reißfest? Saugt die Windel genügend Flüssigkeit auf? Hierfür hat Hy-Tec Prüfverfahren fürs Labor entwickelt, bei denen sich die Firma immer auch an den DIN- und ISO-Normen orientiert.

 Links: Warm in Winterkleidung eingemummelt empfängt eine russische Kollegin Samir Aziz (l.) am Flughafen Novosibirsk. Mitte: Aziz (2.v.r.) und Herrmann (r.) sind begeistert von russischer Gastfreundschaft. Rechts: eine Schneeskulptur.

Links: Warm in Winterkleidung eingemummelt empfängt eine russische Kollegin Samir Aziz (l.) am Flughafen Novosibirsk. Mitte: Aziz (2.v.r.) und Herrmann (r.) sind begeistert von russischer Gastfreundschaft. Rechts: eine Schneeskulptur.

Foto: Edgar Herrmann

An den Auftrag des international namhaften Hygieneartikel-Herstellers kam die Haaner Firma über Kontakte zu anderen Kunden und Prüforganisationen, "die lange Zeit bestehen", sagt Herrmann. Ziel sei es, Prüfverfahren für Hygieneprodukte auch international einzuführen, ihre Qualität damit zu standardisieren und sie so auch sicherer zu machen.

In Sibirien galt es nun, eine Prüfmethode für Inkontinenz-Produkte einzuführen, bei denen die Aufsaugleistung getestet wird. Bislang gab es für ganz Russland dazu nur ein Labor in St. Petersburg, erzählt Herrmann. Ein zweites sollte nun auch in Sibirien eingerichtet werden, der geografischen Mitte Russlands. Die deutschen Experten sollten bei Aufbau und Schulungen helfen.

 Eine Schneeskulptur

Eine Schneeskulptur

Foto: Edgar Herrmann

Gespannt reisten Herrmann und Aziz nach Russland. Eine Distanz von rund 6000 Kilometern war zu überwinden. Sieben Stunden waren die Haaner per Flugzeug unterwegs, um dann noch eine weitere halbe Stunde zum Zielort zu reisen. Inklusive Anreise waren die beiden Mitarbeiter damit fast eine Arbeitswoche lang in das Projekt eingebunden. Samir Aziz hatte ein wenig Bammel vor diesem klirrend kalten Wetter, wie er selber zugibt. Doch die deutsche Winterkleidung reichte aus, um nicht zu frieren. Denn in Sibirien "ist eine andere, eine trockene Kälte, die man gar nicht als so kalt empfindet", ergänzt Herrmann.

Bei minus 20 Grad: Haaner Fachleute helfen in Sibirien aus
Foto: Edgar Herrmann

Trotzdem brachte die Eislandschaft die beiden Haaner zum Staunen. "Die Autos sind alle mit Spikes gefahren", erinnert sich Herrmann. Und aus Schnee und Eis geformte Skulpturen, die auf öffentlichen Plätzen zu bewundern waren, hielten sich über Tage und Wochen, ohne auch nur ein Tröpfchen abzuschmelzen.

Besonders begeistert sind die beiden Haaner aber von der russischen Gastfreundschaft. "Es waren alle sehr freundlich und zuvorkommend", berichtet Samir Aziz. Und auch Edgar Herrmann erzählt von einer großen "Wärme und Herzlichkeit. Wir wurden sehr angenehm aufgenommen".

Die Arbeit war in den drei Tagen gut zu bewältigen, auch wenn ein wenig Kreativität gefragt war. Denn der technische Standard in Sibirien ist mit dem deutschen nicht zu vergleichen. "Es gibt dort nicht alle Gerätschaften, die wir gewohnt sind. Aber mit ein bisschen Improvisieren ging's gut", erzählt der Laborant Samir Aziz. Und so flogen die beiden Haaner am Ende zufrieden wieder nach Hause, im Gepäck jede Menge Fotos von faszinierenden Eisskulpturen. Und Samir Aziz hat sich eine Matrjoschka besorgt, Holzpuppen, die ineinander stapelbar sind.

"Es war eine interessante Erfahrung", resümiert Herrmann, der vor 40 Jahren schon einmal in Sibirien war. Weitere Aufträge bei klirrender Kälte sind also für die Haaner nicht ganz ausgeschlossen.

(arue)
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