Haan Haaner Juwelier entwirft Protestschmuck

Haan · Nach seiner Kollektion "Asphaltgewalt" bietet Andreas Rieder nun Stücke an, die zur Bürgermeisterwahl passen.

 Andreas Rieder hat eine zweite Kollektion "Protestschmuck" entworfen. Nicht mehr funktionierende Uhrwerke sollen auf den Handlungsbedarf in der Haaner Innenstadt hinweisen.

Andreas Rieder hat eine zweite Kollektion "Protestschmuck" entworfen. Nicht mehr funktionierende Uhrwerke sollen auf den Handlungsbedarf in der Haaner Innenstadt hinweisen.

Foto: Staschik, Olaf (ola)

Andreas Rieder, Juwelier mit Standorten in Solingen und Haan, macht jetzt erneut mit einer besonderen Schmuck-Kollektion von sich reden: Unter dem Motto "Zeitvertreib...die Uhr tickt!" wollen er und sein Team die Unzufriedenheit vieler Haaner Bürger und Gewerbetreibenden ausdrücken. "Zum anderen wollen wir mit der Verwendung ausgedienter mechanischer Uhrwerke daran erinnern, dass eine zweite Chance möglich sein muss. Die Kollektion ist also als Appell an diejenigen zu verstehen, die sich den Schuh verantwortungsbewusst anziehen", erläutert Rieder.

Die neue Kollektion besteht aus ausgedienten mechanischen Uhrwerken, die in der Uhrmacherwerkstatt des Betriebes aufgehoben wurden und auch als Ersatzteillager dienten. Rund 1200 Stück sind vorrätig. Dazu können Werke hochwertiger Marken wie Chopard oder Omega genauso gehören wie die bekannten Schweizer ETA-Werke, die beispielsweise in Marken wie Breitling, Longines, TAG Heuer oder Swatch zum Einsatz kommen bzw. kamen. Diese Werke sind überarbeitet und poliert, aber nicht funktionstüchtig. Sie wurden auch nicht mehr in ein Uhrengehäuse eingesetzt, sondern sind Bestandteil für Halsketten, Armbänder oder Ringe. "Das gibt den blanken Blick auf die Mechanik frei", sagt Rieder - mit all den Streifen, Gravuren, Schräubchen und Rädchen ein Blickfang.

Mit der Schmuck-Kollektion "Asphalt-Gewalt" ist Andreas Rieder den Haanern noch in Erinnerung. Diese Kollektion ist zwischenzeitlich ausverkauft. Ein Goldschmied hatte Asphaltbröckchen der umgebauten Kaiserstraße zu Schmuck verarbeitet. Das stieß auf große Resonanz. Auf diesen Effekt hofft der Juwelier auch diesmal: Die neue Kollektion besteht ausschließlich aus Unikaten, die unter Verwendung unterschiedlicher Fertigungstechniken aus rhodiniertem und goldplattiertem Messing sowie Sterlingsilber hergestellt wurden.

Den Haaner Bezug bildet die Symbolik. Die nicht mehr funktionierenden Uhrwerke sollen auf bestehenden Handlungsbedarf hinweisen, auf Probleme, die noch nicht gelöst wurden. So zum Beispiel auf die Leerstandssituation in der Innenstadt, die Führung des Schwerlastverkehrs "oder die wenig innovative, einzig aus Steuererhöhungen bestehende Steuerpolitik der Stadt hinweisen", erläutert Rieder. Der Juwelier mit seinem Geschäft an der Kaiserstraße erlebt es hautnah: "Der Innenstadt fehlt es meines Erachtens an einem klar erkennbaren Einzelhandelskonzept. Mit der anstehenden Bürgermeisterwahl besteht zumindest die Hoffnung auf Veränderung. Die Zeit dafür ist aus Sicht vieler meiner Kunden reif", betont er.

Er selbst lebt nicht in Haan, daher kann Andreas Rieder an der Bürgermeisterwahl nicht teilnehmen. Hat er denn einen Favoriten oder eine Favoritin? "Nein", sagt er. "Wir möchten keine Seite einnehmen, wir möchten niemanden verurteilen."

(arue)
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