Haan Haaner Kirmes lockt Besucherscharen an

Haan · Das spätsommerliche Wetter sorgt für Publikumsandrang und beschert an den ersten beiden Tage gute Umsätze.

Kirmes in Haan: Impressionen
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So feiert Haan Kirmes 2014

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Foto: Staschik, Olaf

Einmal mehr ist die Haaner Kirmes, die Samstagnachmittag eröffnet wurde und bis Dienstagabend dauert, ein Publikumsmagnet.

An den ersten beiden Tagen schoben sich die Besuchermassen durch die Budengassen im Haaner Zentrum und waren aus luftiger Höhe Schreie zu hören, die die ungezählten Gäste auf den turbulenten Großfahrgeschäften ausstießen.

Zeitweise herrschte so viel Andrang, dass sich an einzelnen Stellen auf der Kirmesmeile kaum mehr etwas bewegen konnte. Philip Traber vom gleichnamigen Ausschank sprach für viele Schausteller-Kollegen, wenn er Samstag und Sonntag als "Granatentage mit phantastischem Umsatz" einstufte.

Pfarrer Dr. Reiner Nieswandt erhielt als Kirchenrepräsentant bei der Kirmeseröffnung am Riesenrad Applaus. Er dankte Polizei und Feuerwehr, Rettungskräften und Ordnungsamt für ihren Einsatz dafür, "dass die Haaner Kirmes für alle ein schönes Fest wird". "Was wir aber nicht brauchen, nicht in Europa (...) nicht in Wuppertal und nicht hier in Haan, das sind selbst ernannte Ordnungshüter mit orangenen Westen und komischen Bärten." Diese Feinde der offenen Gesellschaft sollten besser auswandern und sich selbst, aber nicht anderen das Leben schwer machen.

Nieswandt erinnerte auch an das Vorjahr, als es erheblich Sachbeschädigung (die Jesus-Figur am Chrysanthus-Kindergarten war zerschlagen worden) und "wie jedes Jahr zu ärgerlicher Wildpinkelei" an der Kirche gekommen war. "Der liebe Gott sieht alles, auch wenn er nichts verrät", merkte der katholische Pfarrer mit Augenzwinkern an. Jahr für Jahr strömen bis zu 300.000 Besucher auf die Haaner Kirmes.

Autoscooter und Riesenrad gehören dabei zum vertrauten Anblick, genauso wie die Stände mit den gebrannten Mandeln und der Zuckerwatte oder der Backfischstand. Wie es hinter den Kulissen aussieht und wie hart das Schaustellerleben wirklich ist, das erfuhren die Teilnehmer einer "Backstagetour", für die auch die RP Karten verlost hatte.

Monika Knobe und ihre Nachbarin Susanne Kürten stehen mit acht anderen Teilnehmern vor der Geisterbahn "Schwester Dracula". Betreiber Rudolf Schütze berichtet über die tägliche Sicherheitsüberprüfung. Susanne Kürten steigt lachend in einen der 12 Wagen ein und kommt nach der "Kontrollfahrt" ein kleines bisschen blass um die Nase wieder heraus.

Am Spielstand locht Monika Knobe die meisten Bälle ein und darf als Gewinnerin die nächste Spielrunde durch das kirmestypisch verzerrte Mikrofon kommentieren. "Schrecklich", sagt sie später, "da redet man sich ja den Mund fusselig."

Achim Broel betreibt seit vierzig Jahren einen Stand für gebrannte Mandeln, schokoladenüberzogene Früchte und andere süße Kirmesklassiker. Monika Knobe desinfiziert sich die Hände und versucht sich in der Herstellung von Zuckerwatte. Dabei wird Zucker durch eine Heizspirale verbrannt und in einer Art Zentrifuge an die kühlen Wände eines Aluminumbottichs geschleudert.

Die Aufgabe der Haanerin ist es, einen Holzstab hineinzuhalten und so zu drehen, dass sich die Zuckerwatte darum wickeln kann. "Gar nicht so schlecht", lobt Achim Broel das Ergebnis und bekennt: "Nach Haan kommen wir übrigens immer gerne, jede Stadt hat ihre Mentalität, hier sind die Menschen wirklich sehr nett." Da ist Broel nicht allein: Für die rund 200 Schaustellerplätze auf der Kirmes gibt es jährlich fast 800 Anfragen.

So nostalgisch, fröhlich und praxisorientiert sich die Tour auch gestaltet, die Schausteller wollen aber auch für ihre Arbeit sensibilisieren. "Wir sind genauso Kaufleute wie alle anderen auch, nur mit wesentlich komplizierteren Rahmenbedingungen. Ich selbst habe zum Beispiel als Kind 360 Mal die Schule gewechselt, das war oft nicht einfach für mich", erzählt Bruno Schmelter, dessen Schaustellerfamilie auch den Itterpark betreibt. "Dann haben wir wahnsinnig hohe Kostenfaktoren. Das Riesenrad zum Beispiel musste von Bad Dürkheim hier nach Haan gebracht werden. Dazu bedarf es 12 Lastwagen, um alle Teile zu transportieren. Alleine dadurch entstehen Kraftstoffkosten von 10 000 Euro, dazu kommen Personalkosten, Standgebühren und Strom. Das sind rund 16 000 Euro Kosten, bevor die Kirmes überhaupt begonnen hat. Vielleicht versteht ja der ein oder andere jetzt, warum die Fahrpreise so sind, wie sie sind."

Die Polizei fasste gestern auf Anfrage die Kirmes mit "alles ruhig" zusammen. Feuerwehr und die Hilfsdienste DRK und Malteser ziehen heute ihre Halbzeitbilanz.

(dani)
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