Analyse Investoren sollten auf Appelle hören

Haan · Seniorenbeirat fordert mehr bezahlbare und seniorengerechte Wohnungen in Haan.

 Ende Januar 2015 soll die Baugrube im "Ellscheider Bogen" fertiggestellt sein. Auf einer Tiefgarage entstehen bis Frühjahr 2016 dann 17 barrierefreie Seniorenwohnungen und die neue Bauvereins-Geschäftsstelle.

Ende Januar 2015 soll die Baugrube im "Ellscheider Bogen" fertiggestellt sein. Auf einer Tiefgarage entstehen bis Frühjahr 2016 dann 17 barrierefreie Seniorenwohnungen und die neue Bauvereins-Geschäftsstelle.

Foto: Bauverein

Der Haaner Seniorenbeirat startete nach seiner jüngsten Sitzung eine Initiative, die Wohnraumsituation in Haan zu verbessern. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dazu, da größere geplante oder potenzielle Wohnbauvorhaben in näherer Zukunft anliegen. Wie zum Beispiel: das Projekt des Bauvereins an der Ellscheider Straße, das Bürgerhaus-Areal in Gruiten, die Rathauskurve und die Finanzschule, aber auch das Gelände der ehemaligen Musikschule und der VHS an der Dieker Straße sowie das Gelände an der Alleestraße", schreiben Vorsitzender Dr. Friedhelm Reisewitz sowie seine Stellvertreter Karlo Sattler und Dr. Artur Koch in einem offenen Brief.

Grund für die Initiative sind unter anderem Erfahrungen aus Beratungsgesprächen. Kürzlich sei eine Dame in die Sprechstunde gekommen, deren Mann nach über 40 Jahren Ehe gestorben war, heißt es in dem offenen Brief. Darin wird weiter geschildert: Die Beerdigungskosten hatten ein großes Loch in die bescheidenen Ersparnisse gerissen, der Schock war jedoch der Bescheid über die Witwenrente. Diese und die eigene kleine Rente der Frau, deckten gerade die Warmmiete ihrer bisherigen 88-QuadratmeterWohnung. Zum Leben blieb kein Geld mehr übrig. Der Seniorenbeirat schickte die Dame zum Amt für Soziales, auf dass dort geprüft werde, ob und welche Zuzahlungen möglich sind. Die Ausstellung eines Wohnberechtigungsscheines bewirkt wenig, weiß der Seniorenbeirat. Denn es gibt schon 215 ausgestellte Dokumente ohne Aussicht auf entsprechenden Wohnraum.

 Sie leiten den Seniorenbeirat: Friedhelm Reisewitz, Karlo Sattler und Artur Koch (von links).

Sie leiten den Seniorenbeirat: Friedhelm Reisewitz, Karlo Sattler und Artur Koch (von links).

Foto: ati

Mit Blick auf den demografischen Wandel wird die Zahl der Senioren zunehmen. Das Rentenniveau wird weiter sinken. Die Altersarmut steigt, insbesondere für Frauen. Laut Statistischem Bundesamt liegt ihre Rente im Schnitt bei 979 Euro im Monat. "Das macht deutlich, dass unsere Gesellschaft hier stärkere Anstrengungen unternehmen muss", steht für die drei Repräsentanten des Seniorenbeirates fest. Derzeit arbeitet das Gremium am Sozialbericht für die Stadt Haan. Es liegen aber noch nicht genügend detaillierte Zahlen vor, um die 10 000 Senioren nach Familienstand und Geschlecht aufschlüsseln zu können. Aus der Statistik aber ist bekannt, dass bei zunehmendem Alter Singles weiblich sind. Wo keine größeren Vermögen oder für die Pflegekosten heranziehbare Kinder vorhanden sind, kommt die Unterbringung in einer Senioreneinrichtung als für die Allgemeinheit teuerste Lösung in Frage.

"Vor diesem Hintergrund appellieren wir an die Stadtverwaltung, die Ratsparteien und die infrage kommenden Bauträger, zukünftig auf mehr bezahlbaren und barrierefreien, auch für Alleinstehende geeigneten Wohnraum zu achten", heißt es im Seniorenbeirats-Brief.

Das Angebot an seniorengerechten, barrierefreien Wohnungen sei im Stadtgebiet "sicher nicht sehr großzügig", räumt Udo Thal, Leiter des Amtes für Soziales, ein. Über eine Pflege- und Wohnberatung versucht das Sozialamt Bürgern zu helfen, die wegen einer Behinderung oder aus Altersgründen ihre Wohnungen umbauen müssten. Zuschussmittel dazu gewährt der Kreis. "Unser Ziel ist es, dass die Menschen möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden bleiben können." Uwe Schmidt, Geschäftsführer des Bauvereins Haan, sagte, das Umrüsten von Wohnungen im Bestand sei nicht immer einfach. In Erdgeschosswohnungen würden Duschen eingebaut, die Häuser seien damit aber nicht barrierefrei. Am Finkenweg hat der Bauverein 2009 die ersten Seniorenwohnungen geschaffen, im vorigen Jahr acht an der Steinstraße und bis Frühjahr 2016 entstehen 17 im Bauvorhaben Ellscheider Bogen.

Per Bebauungsplan könnte die Stadt festlegen, dass in bestimmten Gebieten barrierefreie Altenwohnungen entstehen müssen, erklärte Peter Sangermann, Leiter des Planungs- und Bauaufsichtsamtes. Dazu müsste aber eine Bindung für den sozialen Wohnungsbau bestehen.

Das Land attestiert Haan aber keinen hohen Bedarf. Somit bleibt es auch seitens der Stadt nur beim Appell an Investoren. Es ist an ihnen, die Wohnungen entsprechend zu konzipieren und zu kalkulieren.

(RP)
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