Haan Jugendparlamentarier erklären Politik

Haan · An der Grundschule Unterhaan lernen die Kinder derzeit in einer Unterrichtsreihe, wie eine Stadt funktioniert.

 Miriam Knobe und Julia Sobing vom Jugendparlament und Jugendreferent Peter Burek besuchten die Klasse 4a der Grundschule Steinkulle. Nicht auf dem Bild Jugendparlaments-Koordinator Daniel Oelbracht.

Miriam Knobe und Julia Sobing vom Jugendparlament und Jugendreferent Peter Burek besuchten die Klasse 4a der Grundschule Steinkulle. Nicht auf dem Bild Jugendparlaments-Koordinator Daniel Oelbracht.

Foto: Olaf Staschik

Politik gehört normalerweise nicht auf den Stundenplan von Grundschülern. Die Viertklässler der Grundschule Unterhaan aber haben durch ein besonderes Projekt der Referendarin Vanesssa Packeisen bereits Vieles rund um Land- und Bundestag gelernt.

Bruno heißt der Bürgermeister von Altenhausen, hat ein keckes Gesicht voller Sommersprossen und lockige, braune Haare. Bruno soll Ordnung in die kleine Gemeinde bringen, in der es bislang keine Regeln und auch keine Strafen gab, niemand fühlte sich verantwortlich.

Altenhausen ist eine fiktive Kleinstadt, erfunden von den Grundschülern der Klasse 4a. Schnell haben die Kinder begriffen: So geht es nicht. Sie gründen Parteien: die DPA (Demokratische Partei Altenhausen), die Rosanen, die FNP (freie Naturschutzpartei) und die Bildungs- und Intelligenzpartei. Bürgermeister Bruno selbst ist parteilos.

Wie ein Stadtrat funktioniert, haben die Viertklässler in den vergangenen Sachunterrichtsstunden bereits gelernt: "Wir waren beim Bürgermeister und im großen Ratssaal. Wir haben unsere Parteien definiert und fiktive Wahlen durchgeführt", erzählt Referendarin Vanessa Packeisen. Die 24-Jährige ist seit Mai 2014 an der Schule Unterhaan,

Lehrerin Annika von den Driesch hatte die Idee und den Wunsch zu der politischen Projektreihe mit 14 Unterrichtsstunden. "Die Kinder sind unheimlich motiviert, sie wissen schon ganz viel und lieben es, über die Haaner Stadtgeschichte zu recherchieren."

Um den Kindern die politische Arbeit möglichst anschaulich zu beschreiben, hat Vanessa Packeisen Mitglieder des Jugendparlaments eingeladen. Marie und Miriam sind bereits seit vier Jahren mit großer Leidenschaft dabei. "Wir sind das Bindeglied zwischen der Jugend und der Politik. Wir stellen unsere Ideen und Vorstellungen dem Jugendhilfeausschuss vor und werden wirklich angehört und in politische Entscheidungen eingebunden", schwärmt Oberstufenschülerin Marie. Daniel Oelbracht, der das Jugendparlament betreut, erklärt. "Im Rat sind fast nur ältere Menschen vertreten. Wir wollen die Rechte und Wünsche von Kindern und Jugendlichen stärken."

Noch sind die Kinder verhalten, doch als das Gespräch auf das Thema Spielplätze kommt, schnellen die Finger in die Höhe. "Ich muss immer nach Hilden fahren, wenn ich auf einen schönen Spielplatz will. Hier sind die Schaukeln und so ja nur für Kleinkinder", beschwert sich eine Schülerin. Jugendreferent Peter Burek sagt: "Demnächst musst du nur noch bis Gruiten, dort eröffnet im Sommer ein riesiger Spielplatz mit Mountainbikerennstrecke und vielen anderen tollen Sachen." "Gibt es dort Rampen?", fragt ein Junge, ein andere will wissen, wie hoch die wohl sind.

Auch Tino zeigt auf. "Wie lange dauert es denn, wenn man eine Idee für einen Spielplatzhat, bis es dann tatsächlich auch passiert?" Daniel Oelbracht weiß, wie langsam die Mühlen der Politik mahlen können. "Mindestens ein Jahr", sagt er und appelliert an die Kinder: "Informiert uns über Eure Wünsche. Oder sagt Bescheid, wenn Euch etwas auffällt, zum Beispiel, wenn etwas kaputt ist. Die Stadt kann nicht überall ihre Augen haben. Ihr habt Macht und könnt etwas bewirken. Und wenn Ihr dreizehn seid, könnt Ihr aktiv im Jugendparlament mitarbeiten."

Die Kinder sind begeistert. Tino hat seinen bisherigen Berufswunsch - Feuerwehrmann - direkt aufgegeben. Bundeskanzler, das wäre was. Bürgermeister Bruno bleibt bescheiden, ihm reicht sein Amt, das er im Übrigen zur vollsten Zufriedenheit der Mitschüler bekleidet.Würde der Altenkirchener Bürgermeister Bruno irgendwann in Knut von Boverts Fußstapfen treten, es wäre klar, was in Haan zuerst passieren würde. "Ich würde direkt ein Kino bauen lassen."

(dani)
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