Haan Kantor macht sein Examenskonzert zum mutigen Ereignis in der Kirche

Haan · Hellwach von Anfang bis Ende waren die Zuhörer im sonntäglichen Orgelkonzert in der evangelischen Kirche. Denn es galt, dem Examenskonzert von Kantor Martin Honsberg zu lauschen.

Der junge Hochschulabsolvent, der schon seit Anfang 2015 Kirchenmusiker der evangelischen Kirchengemeinde ist, präsentierte ein anspruchsvolles Programm mit Orgelwerken alter und neuer Meister. "Mitten wir im Leben sind" war der Titel des Konzerts, er wurde abgeleitet von einem Kirchenlied mit Musik aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Das Kirchenlied wurde im Konzert gemeinsam gesungen. Martin Honsberg spielte anschließend Toccata und Fuge über diesen Choral von Ernst Pepping (1901 bis 1981). Außergewöhnlich kraftvoll, aber auch ungewöhnlich für einige Zuhörer an manchen Stellen. Die zeitgenössischen Kompositionen etwa von Jehan Alain oder Anton Heiller verlangten äußerste Konzentration von den Zuschauern. Sie fesselten geradezu.

Für Martin Honsberg waren die ausgewählten Stücke eine große Herausforderung. Sein Anspruch ist hoch. "Ich versuche, die Balance zu finden zwischen einer möglichst perfekten Orgelspieltechnik und meiner Ausdrucksform der Musik", sagt er. Das sei eine Gratwanderung. Wenn er dabei vermeintlich in eine der beiden Richtungen driftet, ist Martin Honsberg selbstkritisch. Aber auch ein Werk des alten Meisters Dietrich Buxtehude oder des jüngeren Camille Saint-Saens, die Honsberg bravourös spielte, schienen die Zuhörer in der voll besetzten Kirche zu faszinieren. Die ungewöhnliche künstlerische Darbietung des Orgelspiels wurde an diesem Abend durch eine außergewöhnliche Tanzchoreografie noch gesteigert.

Die Tanzpädagogin Tanja Emmerich und ihr "Pluseins"-Tanzensemble tauchten ein in die Musik, indem sie mit minimalistischen und doch präzisen Tanzschritten nicht etwa von der Musik ablenkten, sondern sie zu unterstreichen schienen. Die vier Tänzerinnen und zwei Tänzer verwandelten den Altarraum der Kirche wie selbstverständlich in eine Bühne. Die Ernsthaftigkeit der Choreografie sowie die schlichte und zugleich starke Ausdruckskraft der Tänzer wirkten in diesem "heiligen" Bereich der Kirche zu keinem Zeitpunkt störend. Mehr noch: Nach dem Konzert wollte zunächst niemand sofort nach Hause gehen.

Diskussionen und Gespräche über Gesehenes und Gehörtes waren den Zuschauern wichtig. Von "mutig" oder "Hinführung zu neuen Ufern" war die Rede. Die Musik habe das Interesse geweckt, bald mehr davon zu hören, sagten andere. Gäste, die besonders intensiv zugehört hatten, berichteten von "körperlicher Anstrengung" ihrerseits, was jedoch nicht negativ zu bewerten sei.

Das Gemeindemitglied Paul Koerstein urteilte: "Abwechslungsreich und interessant."

(gund)
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