Haan Kunst-Werkstätten werden zu Tatorten

Haan · Im Zuge der Aktion Neanderland-Tatorte laden Künstler des gesamten Kreises in ihre Ateliers ein. Auch der Haaner Jörg Kratz öffnet seine Werkstatt für Interessierte.

 Auch der Haaner Jörg Kratz beteiligt sich an der Aktion und öffnet sein Atelier für Kunstinteressierte.

Auch der Haaner Jörg Kratz beteiligt sich an der Aktion und öffnet sein Atelier für Kunstinteressierte.

Foto: Stephan Köhlen

Der Blick hinter die Kulissen der Kunst führt auch nach Haan: Einer der zahlreichen so genannten Neanderland-Tatorte ist das Atelier von Jörg Kratz. Er öffnet seine Türen, um Interessierten einen Einblick in seine Arbeit zu geben. Damit ist er nicht der einzige: 150 Maler, Bildhauer, Fotografen und Gestalter beteiligen sich an der Aktion offener Ateliers, die Samstag und Sonntag im gesamten Kreis Mettmann läuft. Schauen, Staunen und hemmungslos neugierig sein - die Neanderland-Tatorte bieten eine seltene und außergewöhnliche Möglichkeit, jenseits von Museen und Galerien Kunst und ihren Urhebern ganz nahe zu kommen.

Für den Haaner Künstler Jörg Kratz ist es das erste Mal, dass er einem fremden Publikum seine Kunst vorstellt. Die Treppe hinunter geht es in ein ungewöhnlich aufgeräumtes Atelier. Jörg Kratz lacht: "Nicht nur für diesen Termin. Ich bin nun mal so." Sein Werkzeug für Malerei, Radierungen und Aquarelle, eine Batterie an Pinseln und Stiften und Gläsern mit geheimnisvollen Farbmischungen, stehen akkurat in Reihe.

In offenen Kisten sind Grafik-Arbeiten in Folie zu sehen, und auf dem Schreibtisch Blätter mit winzigen Skizzen. Ältere bemalte Leinwände stapeln sich in Schränken. Die Bilder an den Wänden zeigen Kratz' aktuelle Kunst.

Inmitten dieser formalen Ordnung erinnert die wuchtige, farbbekleckste Staffelei dann doch ein bisschen an ein unbekümmertes Künstlerleben. Beeindruckend ist die satte Farbigkeit der Arbeit auf der Staffelei. Ein Bild in Ölfarben. Es sind Ölfarben, die der junge Künstler bevorzugt. "Ich liebe ihre Transparenz, ihre Veränderbarkeit, ihren Geruch", schwärmt er. Seit dem Studium male er nur in Öl. In Düsseldorf studierte Kratz erst Kunstgeschichte und Philosophie und sechs Jahre in Münster an der Kunstakademie. Nun sei er auf dem Wege in die freie Kunst. Seine Motive und bestimmte Techniken hätten sich in den letzten Jahren verändert. In Ausstellungen, wie 2010 in Gruiten im Haus Am Quall, habe er noch Landschaften gezeigt, sie während des Malens verfremdet.

Heute fokussiert er sein malerisches Können auf Innenräume. Es begann mit einem Experiment. Die optischen Effekte einer Camera Obscura nutzend, bohrte er ein kleines Loch in einen Schuhkarton, Und konnte so mit seiner Kamera bildnerische Eindrücke vom Außenraum erhalten.

Mit seiner Malerei greift Jörg Kratz das auf, komponiert Fenster und Raum-Perspektiven zu neuen Bildwelten, zu einer Licht und Schattenkunst. Das Licht stiehlt sich durch die feine Lasierung dunkler monochromer Farbtöne. Seinen Fenster- und Raum-Impressionen haftet etwas Surreales an. Kirchen würden ihn inspirieren, sagt er.

An der Wand hängt, im einem sanften Hell/Dunkel-Kontrast, eine abstrakte Version der Westminster-Hall in London. Hat er eine neue Idee, zeichnet er viele kleine Skizzen, bis er sie auf Leinwand bannt. Aufwändig sind auch seine filigranen Mezzotinto-Radierungen im Tiefdruckverfahren. Er glaubt, dass die Haaner Malschule Niederhagen die Basis für sein heutiges Kunstverständnis geschaffen hat. "Mit sieben Jahren war ich da schon Schüler. Ich lernte genauer zu beobachten und das, was ich sah, anders wahrzunehmen."

Pläne für die Zukunft gibt es einige. Gerade hat er in Münster und in Leipzig ausgestellt. Großartig findet Jörg Kratz, dass er im nächsten Frühjahr in der Haaner Pumpstation ausstellen wird.

Und er freut sich auch auf dieses Wochenende. "Mal schauen, wie es wird", sagt er lächelnd. "Hoffentlich kommen viele." Die Adresse: Buschhöfen 6.

(RP)
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