Haan Litsch-Nachlass zeigt Haans Geschichte

Haan · Eine Delegation des Kulturausschusses der Stadt Haan informierte sich bei einem Ortstermin in Haus Stöcken über die Sammlung des Heimatforschers und -dichters Jakob Litsch. Leiterin Anne Backhaus zeigte die schönsten Stücke.

 Anne Backhaus mit dem wertvollsten Stück der Sammlung: ein karolingischer Kopf aus dem Taufbecken einer abgerissenen Kirche.

Anne Backhaus mit dem wertvollsten Stück der Sammlung: ein karolingischer Kopf aus dem Taufbecken einer abgerissenen Kirche.

Foto: Olaf Staschik

Der Wind pfeift durch die alten Holzfenster des Fachwerkhauses, die Fensterladen klappern. Trotzdem ist es im Innern von Haus Stöcken angenehm warm, drängt sich doch eine kleine Delegation von Kulturausschuss-Mitgliedern der Stadt Haan in dem kleinen Zimmer des denkmalgeschützten Hauses. Eine grüne, recht schmale Holztreppe führt vorbei an antiken Schränken und einer alten Standuhr in den zweiten Stock.

Viel Platz zum Stehen bleibt den Besuchern daher nicht. Bei jeder Bewegung geht der Blick zunächst nach hinten oder unten, müssen die Politiker doch aufpassen, dass sie nicht gegen die mit Zinn-Gefäßen, Öllampen, Tonkrügen und anderen Haushaltsgegenständen gefüllten Regale stoßen. "Auch wenn die Decken für ein Fachwerk aus dieser Zeit recht hoch sind, ist es doch sehr gemütlich hier", sagt Anne Backhaus schmunzelnd. Sie lebt in dem 1365 erstmals urkundlich erwähnten Haus und leitet das dort integrierte Heimatmuseum.

Das war der Stadt von Jakob Litsch vermacht worden. Der Heimatforscher und -dichter starb 1980. Mit der Auflage, die Pflege seines Grabes zu übernehmen, hinterließ der Geschichtsfreund sein Geburtshaus und seine Sammlung der Stadt. Sie sollte für die kommenden Generationen erhalten bleiben und Zeugnis geben vom einstigen Leben in der Stadt.

"Litsch war ein Sachensucher. Mein Vater hat erzählt, dass Jakob Litsch stets mit dem Blick nach unten gerichtet durch die Stadt lief - immer auf der Suche nach neuen Fundstücken", berichtet Backhaus den Politikern. Die wollten sich bei dem Ortstermin einen Überblick über die Sammlung verschaffen und mehr über den Heimatforscher Litsch erfahren - auch um besser beurteilen zu können, wie es mit dem Heimatmuseum in Zukunft weitergehen soll.

Denn das hat nur auf Anfrage geöffnet, weil die Besucher über die Jahre immer weniger wurden. Meist öffnet Backhaus, deren Familie Haus Stöcken 1992 von der Stadt kaufte, Tür und Schränke für Schulklassen. Genau wie beim Besuch des Kulturausschusses holt sie dann auch die Dröppel-Mina raus. Von den dreibeinigen, verschnörkelten Kaffeekannen aus Zinn hat Litsch gleich eine ganze Reihe gesammelt. "Einige Kinder kennen so etwas sogar noch von ihren Großeltern", sagt Backhaus. Dann könne sie besonders gut Anknüpfungspunkte an die Geschichte der Gegenstände finden. Generell habe Litsch eher Gebrauchsgegenstände gesammelt. Viele davon gebe es heute nicht mehr, so dass sie für Kinder besonders spannend seien.

Neben den Kaffeekannen, alten Schüsseln und Bechern liegen aber auch Fotos, Zeichnungen und Urkunden. Sie zeugen nicht nur vom Kirchenbau in Haan, sondern auch davon, dass in Haus Stöcken früher gewebt wurde. "Im ersten Stock standen einige Webstühle. Deshalb hat das Haus auch so viele Fenster", sagt Backhaus. Ob es die Stühle heute noch gebe, will die Kulturausschuss-Vorsitzende Marlene Altmann wissen.

"Der große Webstuhl ist eingelagert. Er stand lange draußen und hat unter dem Wetter sehr gelitten", sagt die Leiterin des Heimatmuseums. Ebenso sei die Waffensammlung von Litsch nicht mehr in dem Haus zu finden. "Die mussten wir der Polizei übergeben, weil wir sie nicht richtig sichern konnten", sagt Backhaus. Von der Leidenschaft des Heimatforschers zu Waffen würde in dem Haus nur noch der lange schwarze Speer über der Tür zum Anbau verweisen, der gerade Kinder begeistere.

"Es ist gut, dass wir so eine Sammlung haben und Sie den Schülern etwas über die Sachen erzählen können", sagte Altmann anerkennend, "denn in dem Alter sind Kinder für die Geschichten noch viel empfänglicher."

(RP)
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