Haan Metalldiebe bestehlen sogar die Kirche

Haan · Hohe Preise für Altmetalle sind offenbar Anreize für Diebe. Polizei: Täter sind schnell und schwer zu fassen.

Mitten in der Nacht musste Tomasz Pala, Geschäftsführer des Forums der Haaner Pfarrgemeinde St. Chrysanthus und Daria, noch mal Getränkenachschub holen. Wäre er nicht bei der Veranstaltung im Gemeindehaus an der Breidenhofer Straße gewesen, würde jetzt vielleicht auch hier das Regenrohr fehlen. Nichtsahnend trat er aus der Tür und stand plötzlich dem vermeintlichen Dieb Auge in Auge gegenüber. Dieser hielt eine große Rohrzange in den Händen. "Vielleicht hat er sich schon vor dem Licht des Bewegungsmelders erschrocken, und dann kam ich noch aus dem Keller", vermutet Pala. Zumindest sei der Mann sofort geflohen. Dass die Person der Metalldieb war, ist nicht sicher, aber "bei uns am Forum hängt das Kupferrohr noch", sagt Pala.

Insgesamt wurden rund um die Kirche fünf Fallrohre der Regenrinnen abmontiert und Teile des Blitzableiters. "Da wurde keine Leiter gebraucht, die Rohre wurden einfach brachial abgerissen", erzählt Michael Garske vom Team des Pfarrbüros. Die Polizei beziffert den Schaden auf 1000 Euro. "Für uns werden die Kosten wesentlich höher sein", weiß Garske. Bereits vor einigen Jahren hatte die Kirche Probleme mit Metalldieben. "Damals waren es nur ein oder zwei Rohre", erinnert sich Garske. Die Polizei im Kreis weiß um die Problematik. Dennoch bleibe es schwierig, Metalldiebe zu fassen. Auf dem Markt gebe es gute Preise, daher sei Metalldiebstahl schwer in Mode. "Wir sind mit Schrotthändlern im Kreis in Kontakt, um Diebe möglichst dingfest zu machen", sagt Claudia Partha von der Polizei Mettmann. Bei größeren Diebstählen bekommen die Schrottverwerter im Umkreis ein Rundschreiben.

"Wir versuchen die Bevölkerung zu sensibilisieren und zu mehr Wachsamkeit aufzurufen", um mehr der Metallgauner fassen zu können, sagt die Sprecherin der Kreispolizei. Das Vorgehen der Diebe ist meist unkompliziert. "Da wird abgesägt und abtransportiert. Die werden schon schnell sein", weiß Partha. Im Juni 2014 stahlen Unbekannte Fallrohre einer Schule an der Richrather Straße in Hilden. In Gruiten montierten Diebe im Mai 2013 sogar Oberleitungen der S-Bahn ab und im Juni verschwand eine größere Menge Kabelschrott in Hilden.

Pfarrer Dr. Reiner Nieswandt ist um schnelle Schadensbegrenzung bemüht und hat bereits einen Dachdecker beauftragt. Seinen Ärger kann und will er aber auch nicht verbergen - mehrere tausend Euro wird die Reparatur kosten. "Für den Blitzableiter muss noch eine weitere Firma engagiert werden. Das kostet Geld, mit dem wir lieber die Bedürftigen unterstützen würden", sagt Nieswandt. "Der Schaden für uns ist größer als der Nutzen für die Diebe."

Dass die Kirche einen gepflegten Eindruck macht, ist dem Pfarrer besonders wichtig: "Die Kirchen gehören zu den Gebäuden in unseren Städten, die etwas aus dem Rahmen fallen und daher das Bild einer Stadt attraktiver gestalten. Da müssen auch Regenrinne und Abfluss funktionieren." Beim momentan trockenen Wetter sind die Sorgen etwas weniger groß. Für alle Fälle wurden aber bereits Plastikprovisorien an den Regenabläufen angebracht. Die Instandsetzung der Regenentwässerung soll in den nächsten Tagen abgeschlossen werden.

(höv)
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