Haan Notunterkunft: Stadt Haan stellt sich den Bürger-Fragen

Haan · Seit zehn Tagen ist die Turnhalle an der Adlerstraße eine Notunterkunft für 152 "Gäste", die auf ihre Registrierung warten.

"Am 16. Oktober gegen 13 Uhr kam das Amtshilfeersuchen der Bezirksregierung", sagt Erste Beigeordnete Dagmar Formella. Nur 48 Stunden hatte die Stadt Zeit, eine geeignete Unterkunft - die Sporthalle Adlerstraße - zu finden und auszustatten. Die Erstaufnahme-Einrichtung betrifft viele - die Schule, die Nachbarn, die Haaner Sportler. Entsprechend groß war das Interesse beim Infoabend, zu dem die Stadt Dienstag in die Aula des Gymnasiums eingeladen hatte.

Besonders betroffen sind die Haaner Sportler. Training ist in der Halle nicht mehr möglich. Die Unitas musste ihren Trainings- und Spielbetrieb verlegen. Andere Vereine müssen nach Hilden ausweichen. Michael Patzschke, Vorsitzender des Haaner Turnerbundes, treibt deshalb die Frage um: "Wie geht es jetzt für die Vereine weiter?" Dagmar Formella hat keine guten Nachrichten: "Die Flüchtlingsströme sind enorm und nicht kalkulierbar. Die Sperrung der Halle ist eher eine langfristige Lösung. Vielmehr müssen wir damit rechnen, eine weitere Notunterkunft einzurichten."

Auch den mehr als 800 Schülern des Gymnasiums fehlt die frisch sanierte Halle. Der Schulsport findet ab sofort in Gruiten oder in der HTV-Turnhalle statt. Schulleiterin Friederike von Wiser: "Der Unterricht konnte nur mit einem enormen Kraftakt organisiert werden." Sie richtet einen flammenden Appell an die Nachbarschaft: "Unser Viertel muss zusammen halten."

Doch die Nachbarschaft hat andere Sorgen. Seit der Sperrung des Geländes sind auf der Adlerstraße die Parkplätze knapp. Die Firma Schüco stellt vorübergehend 35 Parkplätze zur Verfügung, die von Lehrern des Gymnasiums genutzt werden. Aber die reichen nicht. Auch ein lärmender Generator geht den Anwohnern gehörig auf die Nerven. Der soll laut THW Ende der Woche der Vergangenheit angehören. Noch etwas beschäftigt die Haaner Bürger: "Liegen die Planungen für den Schulneubau jetzt auf Eis?" Bürgermeisterin Bettina Warnecke verneint dies: "Der Neubau soll auf keinen Fall gefährdet werden."

Viele Fragen bleiben offen. Ob weiter Veranstaltungen auf dem Gelände stattfinden können, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. Am 17. November will der Rat einen Leiter für die Notunterkunft finden, der auch für die Anwohner und deren Sorgen Ansprechpartner ist. Außerdem ist eine Internetseite geplant, die ehrenamtliches Engagement koordiniert. Dagmar Formella spricht klare Worte: "Ich erwarte eine Herausforderung. Entspannung sehe ich nicht." Die Fraktion WLH fordert eine Stabsstelle für Flüchtlinge. Die Notunterkunft wird jetzt vom Deutschen Roten Kreuz Haan betreut, sagt Formella unserer Redaktion: "Das Technische Hilfswerk ist nicht mehr unmittelbarer Ansprechpartner, steht aber weiter zur Verfügung." Die Notunterkunft brauche einen Leiter, der alles koordiniert: "Wir werden im Unterausschuss für Organisation, Personal und Controlling einen Vorschlag machen, wie diese Stelle aus dem vorhandenen Stellenplan besetzt werden kann." Dabei handele es sich nicht um eine Stabsstelle, wie von der WLH angedacht. Anfang 2017 geht Udo Thal , Leiter des Amts für Jugend, Soziales und Schule in den Ruhestand. Formella: "Wir müssen jetzt überlegen, wie wir mit Blick darauf Position und Organisation zuschneiden wollen."

(RP)
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