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Analyse Politik will einen Profi für die Behinderten

Haan · Erneut wird über die Stelle des/der Behindertenbeauftragten in der Gartenstadt nachgedacht. Ein heißes Eisen.

Kompetenz und Einfühlungsvermögen, das sind nur zwei von vielen Eigenschaften, die Haans Behindertenbeauftragter oder -beauftragte mitbringen muss: Die Stadt Haan hat das Amt neu ausgeschrieben - turnusgemäß, wie Sozialamtsleiter Udo Thal betont. Die Amtszeit des Behindertenbeauftragten ist an die Amtszeit des Rates gekoppelt. Daher stimmte der Rat in seiner vergangenen Sitzung zu, die Position für Bewerbungen freizugeben. Eine Stellenbeschreibung findet sich auf der Homepage der Stadt Haan unter www.haan.de.

Das klingt nach einem formalen Akt. Doch offenbar verbirgt sich dahinter mehr. Denn erneut läuft alles auf die Diskussion hinaus, ob die Aufgaben noch ehrenamtlich ge-stemmt werden können, oder ob die Einrichtung zumindest einer Halbtagsstelle nötig ist.

Diese Diskussion hatte es schon einmal gegeben. Im September 2011 gab der damalige ehrenamtliche Behindertenbeauftragte Peter Kuhn seinen Posten auf, weil er physisch und psychisch an Grenzen gestoßen war. Er hinterließ Rat und Stadtverwaltung Handlungsempfehlungen und riet dringend dazu, die Stelle als hauptamtliche einzurichten. Das aber lehnte der Rat mit seinen damaligen Mehrheiten ab. Es blieb bei einer ehrenamtlichen und damit nur mit einer Aufwandsentschädigung dotierten Stelle.

Zwei Jahre lang blieb diese Position unbesetzt, bis sich Gabi Bongard, Begründerin der Interessengemeinschaft blinder und sehbehinderter Menschen in Haan, bereit erklärte, sie zu übernehmen. Die heute 55-Jährige ist nun ein Jahr im Amt und will sich dieser Tage - die Bewerbungsfrist endet am 8. August - erneut auf die Stelle bewerben, auch wenn sie über die Ausschreibung nicht glücklich ist: "Ich hätte es schön gefunden, wenn ich so hätte weitermachen können."

Gabi Bongard sieht keinen Hinderungsgrund, als Behindertenbeauftragte auch künftig ehrenamtlich zu arbeiten. "Ich bin nicht berufstätig und kann meine Zeiten variabel gestalten", sagt die gelernte Erzieherin, die selbst sehbehindert ist. Für die Zukunft habe sie noch viele Ziele. "Ich würde das Amt wirklich gerne weitermachen, um das umzusetzen, was ich dem Jahr nicht schaffen konnte." Rund zehn Stunden investiere sie pro Woche in das Amt. Sie berate Betroffene zu den Themen Sonderparken, Schwerbehindertenausweis und Reisen für Behinderte, halte Kontakt zu Interessensgruppen, besuche und organisiere Messen. Hinzu kommen die einmal im Monat angebotenen Sprechstunden.

Doch in der Politik wachsen die Zweifel, ob wirklich alle Belange der Haaner Behinderten im Ehrenamt zu managen sind. Die CDU-Fraktion will, wie damals auch schon, am Ehrenamt nichts ändern. Dazu Fraktionsvorsitzender Jens Lemke: "An unserer Meinung hat sich nichts geändert. Das hat was mit den Kosten zu tun - im Personalbereich der Stadtverwaltung soll gespart werden, und das würde durch die Schaffung einer neuen Stelle konterkariert."

SPD und Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH) hingegen sind "weiterhin der Meinung, dass die Stelle nicht ehrenamtlich besetzt werden sollte", sagt SPD-Fraktionschef Bernd Stracke und verweist auf die neuen Mehrheiten im Rat. Der Grund für seine Haltung: "Der Behindertenbeauftragte darf sich nicht zwischen Ehrenamt und Beruf aufreiben." Über die Finanzierung der mit einem festen Gehalt dotierten Halbtagsstelle müsse der Rat entscheiden. "Wir haben jetzt die Chance, einen neuen Weg zur Personalfindung zu gehen", betont Stracke.

Das sieht WLH-Fraktionschefin Meike Lukat ähnlich: "Nach meiner Auffassung ist eine ehrenamtliche Funktion für diesen Bereich gar nicht mehr möglich, denn die Stadtverwaltung Haan muss sich dem Thema Inklusion ganzheitlich stellen", sagt sie. Das stelle "eine enorme dezernatsübergreifende Herausforderung" dar. Daher sei die Einrichtung einer halben oder gar einer ganzen Stelle dringend nötig.

(RP)
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