Haan Pumpstation zeigt besondere Fotokunst

Haan · "Ambrotypie und Druckgrafik, Kondensat und Komposition" ist der Titel der neuen Ausstellung.

 Christa von Seckendorff (links) sowie Stephan Lode, Martin Tremel und Thomas Stelzmann zeigen außergewöhnliche Fotokunst.

Christa von Seckendorff (links) sowie Stephan Lode, Martin Tremel und Thomas Stelzmann zeigen außergewöhnliche Fotokunst.

Foto: Olaf Staschik

Eindrucksvolle und ungewöhnliche Fotografien zeigt der Kulturverein Alte Pumpstation in seiner neuesten Ausstellung, die gestern unter dem Titel "Ambrotypie und Druckgrafik, Kondensat und Komposition" mit einer Vernissage eröffnet wurde. Wie der Ausstellungstitel verrät, handelt es sich um zwei unterschiedliche Kunstformen der Fotografie. Beide stehen für sich, beide sind außerordentliche Fotokunst. "Ich habe nach einer Schnittmenge gesucht", sagte bei der Einführung der Fotografien Heinz Hachel vom Kunstbüro aus Düsseldorf. Seine ganz persönliche Antwort sei, dass beide Kunstarten rätselhaft sind. Sie seien geheimnisvoll und der Laie frage sich: "Wie ist das gemacht?". Was die Druckgrafiken von Christa von Seckendorff betrifft, so kann man von einer Ebene der Irritation sprechen. Die Fotos sind Psychogramme. Die großformatigen Bilder sind Fotos, die keinen Bezug zur Realität haben. Der Betrachter erkennt Figuren oder Formen, etwa Barthaare oder freundliche Außerirdische. Christa von Seckendorff fotografiert ausschließlich schwarz/weiß. Farbe irritiert sie. In der riesigen Pumpstation in Haan "schweben" die Arbeiten. Die Künstlerin hofft, dass die Besucher sich in gleicher Weise von ihren Bildern beeindrucken lassen, wie sie von der Pumpstation als Ausstellungsort beeindruckt war.

Das sogenannte Ambroteam liefert die zweite Seite der Ausstellung. Es besteht aus dem IT-Spezialisten Martin Treml, dem Fotografen Thomas Stelzmann sowie dem Arzt Dr. Stephan Lode. Die Fotografien sind auf der Grundlage der Ambrotypie hergestellt. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein Kollodium-Nassplattenverfahren in der Fotografie, das im Jahr 1851 (!) erfunden wurde. "Ambrotos" sei griechisch und heiße "Unsterblich", sagt Dr. Stephan Lode. Wer dieses Verfahren anwendet, sollte zumindest fortgeschrittene Grundkenntnisse der Chemie haben. Denn die auf Glas belichteten Bilder werden mit verschiedenen Substanzen bearbeitet, die ätzend und sogar explosiv sind. Eine davon ist Asphalt.

Darum passiert es - und manchmal ist es sogar gewollt - dass die entwickelten Ränder der gestochen scharfen Fotos verätzt sind. Die Belichtung der Bilder dauert 25 Sekunden. Die Bewegung eines Augenlides der abgelichteten Person etwa würde das Bild zerstören. Die Kamera hat das Ambroteam selbst gebaut. Gezeigt werden kann sie nicht, denn sie ist so groß, dass ein erwachsener Mensch bequem darin stehen kann. Das Objektiv hat einen Durchmesser von 20 cm. Das Auslösen der Kamera erfolgt mechanisch durch eine Klappe. Die drei Fotokünstler sind selbst von dieser 160 Jahre alten Fotokunst fasziniert. Die Arbeitsstunden für ein Foto gehen ins Unermessliche. Die chemischen Essenzen sind teuer. Für das erforderliche Silbernitrat zahlt das Ambroteam zum Beispiel 900 Euro. Ein Bild kostet bis zu 7000 Euro. Tatsächlich sind diese Fotos dann aber auch "unsterblich".

(gund)
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