Haan Gebühren: Schausteller sehen Gefahr für Kirmes

Haan · Mit einer neuen Gebührensatzung käme es für einzelne Schausteller um einen Anstieg von bis zu 40 Prozent. Im Haupt- und Finanzausschuss appellierte ihr Vizepräsident daher, die Pläne noch einmal zu überdenken.

Rheinkirmes: Höhere Gebühren um die Kosten zu decken
Foto: Staschik, Olaf (ola)

"Bei der Kostenentwicklung spielt Haan in der Champions League", erklärte Johann Luxem klar. Der Vizepräsident des Schaustellerbundes machte am Dienstagabend in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses keinen Hehl daraus, dass die Schausteller nicht begeistert von den Haaner Plänen sind. Die Stadt will die Kirmesgebühren anheben, um die durch das Volksfest entstehenden Kosten zu decken. Das bedeutet für einzelne Kirmesbeschicker einen Gebührenanstieg von bis zu 40 Prozent.

"Wir können die Qualität nur halten, wenn wir auch Luft zum Atmen haben", sagte Luxem, der eine Pizzeria betreibt. Er selbst muss tief in die Tasche greifen: "In Haan zahle ich so viel Gebühr wie auf der Rheinkirmes. Und da beträgt die Spielzeit zehn Tage!" Die Kostenlast verteilt sich in der Gartenstadt auf vier Tage. Weil die Schausteller bei den Preisen familienfreundlich bleiben wollten, könnten sie die Kosten nicht an die Kunden weitergeben. Die Branche habe schon steigende Energiekosten und höhere Löhne zu verkraften. Rainer Skroblies, beim Ordnungsamt mit der Kirmes betraut, betonte im Gespräch mit der RP, dass die Gebührenanpassung wohlüberlegt sei. "Kinderfahrgeschäfte werden so gut wie gar nicht belastet" - mit Rücksicht auf sinkende Kinderzahlen und damit zurückgehende Umsätze. Auch Betreiber großer Fahrgeschäfte kommen fast ungeschoren davon - sie haben aufgrund europäischer Auflagen teure Sonderprüfungen zu bezahlen. "Getränke und Imbissstände machen immer gute Umsätze", weiß Skroblies aus Erfahrung. Und er verweist darauf, dass die Gebührenstruktur mit dem Schausteller-Präsidium abgestimmt worden sei. "Die Schausteller sehen die Erhöhung aber grundsätzlich anders!"

Gebührenerhöhungen in anderen Städten hätten dazu geführt, dass dort die Volksfeste heruntergewirtschaftet wurden, mahnte Luxem. Die Haaner Kirmes, die jährlich 250 000 bis 300 000 Besucher aus dem weiten Umkreis locke, dürfe da nicht gefährdet werden. Bürgermeister Knut vom Bovert stellte klar, dass alle Einsparpotenziale überprüft worden seien. Eine Zuwendung über die Wirtschaftsförderung sei mit Blick auf die angespannte Haushaltslage nicht denkbar. Bis zur Ratssitzung, in der die Politik über die neue Satzung entscheiden will, sollen noch einige Informationen eingeholt werden. Die Schausteller wollen Städte benennen, in denen es Zuschüsse der Kommunen zur Kirmes gibt. Die Verwaltung ihrerseits hat andere Gemeinden angeschrieben und um Erfahrungen mit vollzogenen Gebührenerhöhungen gebeten. Bernd Stracke (SPD) sagte, in Gebührenhaushalten dürften weder Verluste noch Gewinne entstehen. Im Wirtschaftsförderungsausschuss solle demnächst erörtert werden, wie groß die Effekte der Kirmes für Haan tatsächlich sind. "Wegen einer schönen Kirmes siedelt sich kein neues Unternehmen an."

(RP)
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