Säureangriff auf Innogy-Manager Bünting übernimmt kommissarisch Amt von Günther

Haan · Der Innogy-Finanzvorstand Bernhard Günther ist in Haan Opfer einer Säureattacke geworden. Die Polizei wertet sichergestellte Spuren aus. Es ist nicht das erste Mal, dass Günther attackiert wurde. Das Unternehmen bestimmte inzwischen einen kommissarischen Nachfolger.

Haan: Säure-Anschlag auf Innogy-Manager Bernhard Günther
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Säure-Anschlag auf Innogy-Manager in Haan

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Foto: dpa, bt gfh

Am Tag nach dem Attentat auf Innogy-Finanzvorstand Bernhard Günther ist das Entsetzen weiter groß. "Die unfassbare Attacke auf Bernhard Günther hat uns zutiefst getroffen. Wir alle sind bestürzt und entsetzt über die schreckliche Tat", sagt Rolf Martin Schmitz, Chef von RWE und damit des Mutterkonzerns von Innogy. Vorstand, Aufsichtsrat und Mitarbeiter von RWE seien tief erschüttert über den hinterhältigen Anschlag. "Unsere Gedanken sind jetzt bei Bernhard und seiner Familie. Wir wünschen ihm eine baldige Genesung", sagte Schmitz. Vorerst soll Hans Bünting kommissarisch die Aufgabe des Finanzvorstands übernehmen, wie unsere Redaktion aus Konzernkreisen erfuhr. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler ist Vorstand für Erneuerbare Energien bei Innogy und soll nun das Finanzressort zusätzlich übernehmen, heißt es.

Am Sonntagmorgen hatten zwei unbekannte Männer Günther in seinem Wohnort Haan mit Säure überschüttet. Er wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus geflogen. Die Fahndung nach den Tätern — laut Polizei zwischen 20 und 30 Jahren und von südländischem Aussehen — läuft weiter. Aktuell wertet die Polizei Spuren aus, die in der Nähe des Tatorts gefunden wurden. Suchhunde hatten dort "Material" sichergestellt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montagnachmittag mitteilten.

Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigten am Montag zudem, dass Günther schon einmal Opfer einer Körperverletzung wurde. Man schaue sich derzeit die alten Akten noch einmal an. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Konzernkreise schrieb, soll Günther damals beim Joggen zusammengeschlagen worden sein.

In seinen Unternehmen genießt Bernhard Günther einen guten Ruf. Der sportliche Manager ist exzellent ausgebildet: Der gebürtige Leverkusener hat Volkswirtschaftslehre an den Eliteuniversitäten St. Gallen und Oxford studiert. Seine Laufbahn begann er bei der Unternehmensberatung McKinsey in Düsseldorf. Seit 1999 arbeitet er für den Energiekonzern - zunächst als Controller. Als Mann der Zahlen arbeitete er sich dort über das Gas-Geschäft und die Handelsgesellschaft 2013 zum RWE-Finanzvorstand hoch.

Ob intern oder extern - der 51-Jährige versteht es, schwierige Zusammenhänge ruhig und anschaulich zu erklären. Das konnte RWE gut gebrauchen: Der Energiekonzern hat mit Gewinneinbrüchen, Atomausstieg und Braunkohle-Protesten turbulente Zeiten hinter sich. Günther erklärte und beruhigte in dieser Phase, bei Investoren und Mitarbeitern genießt der zurückhaltende Manager einen guten Ruf.

Als sein Meisterstück gilt die Abspaltung des Zukunftsgeschäfts (Netze, Ökostrom, Vertrieb) in die Tochter Innogy und der Börsengang des grünen Unternehmens im Jahr 2016. Der Börsengang brachte dem RWE-Konzern, der jetzt noch 77 Prozent an Innogy hält, deutlich mehr Geld ein, als erwartet. Günther selbst wechselte mit seinem Förderer Peter Terium zu Innogy. Seit 2016 ist er dort Finanzvorstand, während Terium als Innogy-Chef inzwischen gehen musste.

Nach der Tat gab es Vermutungen, der Angriff könne mit Braunkohle-Protesten zu tun haben. Gegen die Braunkohle-Tagebaue von RWE gibt es seit Jahren Proteste, immer wieder auch gewalttätige, bei denen vereinzelt RWE-Mitarbeiter verletzt wurden. Innogy und damit der Finanzvorstand haben mit der Braunkohle aber nichts zu tun. Sie gehört weiterhin zu RWE. Innogy und RWE liegen über die Hintergründe der Tat keine Informationen vor, wie sie betonten. Die Polizei erklärte: "Wir ermitteln in alle Richtungen."

(anh)
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