Haan-Gruiten Samstag wird eine Gedenktafel an der Gruitener Bahnstraße enthüllt
Haan-Gruiten · Oberleutnant Johannes Baczewski übergab den Ort kampflos an die Amerikaner. Daran erinnert seit 2011 ein Gedenkstein an der Brückenstraße.
Am Samstag nach dem 70. Jahrestag der kampflosen Übergabe Gruitens - 18. April, 14.30 Uhr - wollen evangelische und katholische Christen in Gruiten einen ökumenischen Gottesdienst feiern. Danach soll in einer kleinen Feierstunde mit dem Posaunenchor am Haus des damaligen Gefechtsstandes an der Bahnstraße 28 eine Gedenktafel angebracht werden. Anschließend besteht die Möglichkeit, in der Cafeteria des Elisabeth-Strub-Hauses mit Zeitzeugen und deren Nachkommen ins Gespräch zu kommen.
Gruiten wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs kampflos an die Alliierten übergeben. Die Gedenktafel soll an die Männer erinnern, die am Zustandekommen der Übergabe beteiligt waren. Ihnen soll ein ehrendes Ansehen bewahrt werden. Die Gedenktafel wird am Hause des damaligen Gefechtstandes angebracht, "damit auch die nachfolgenden Generationen erfahren, wem sie die Unversehrtheit von Gruiten verdanken", heißt es. Seit zwei Jahren erinnert an der Ecke K20n/Brückenstraße ein Gedenkstein an Johannes Baczewski, der sich als Oberleutnant und Kommandeur des Ersatz-Bataillons weigerte, die Gruitener Eisenbahnbrücke zu sprengen, um das Vordringen der alliierten Truppen ins Ruhrgebiet zu verhindern. Stattdessen mit einer weißen Fahne den Amerikanern entgegenging und den Ort kampflos übergab. Die deutschen Soldaten verteilten ihre Vorräte an die Bevölkerung und gingen in die Gefangenschaft..
Udo Koch-Mehrin - am 16. April 1945 elf Jahre alt - kann sich an die letzten Kriegstage noch gut erinnern: "Überall im Dorf war die SS unterwegs und versuchte, die Menschen einzuschüchtern." So wollte man eine kampflose Aufgabe verhindern. Ein im evangelischen Pfarrhaus einquartierter Feldwebel, der aus Barmen stammte, spähte in der Nacht zum 15. April 1945 in Elberfeld starke amerikanische Einheiten aus, die in Gruiten, wo rund 500 Mann mit Maschinengewehren und einigen Panzerfäusten ausgerüstet waren, nicht aufzuhalten gewesen wären.
"Dennoch wäre Baczewski als gehorsamer Soldat seinem Eid auf den ,Führer' ohne Frage nachgekommen, wenn ihn nicht in der Nacht vor der entscheidenden Schlacht drei beherzte und mutige Gruitener in seinem Gefechtsstand - im Keller des Hauses Lohhoff an der Bahnstraße 28 - aufgesucht und ihn von der aussichtslosen Lage überzeugt hätten", so Koch-Mehrin. Die drei Männer - Walter Lohhoff, Kirchenmeister der evangelisch-reformierten Gemeinde, Prälat Bernhard Marschall, Pastor der katholischen Gemeinde, sowie der stellvertretende Amtsleiter Wilhelm Friederichs - mussten vorsichtig sein, denn nach geltendem Militärrecht hätte man sie bei diesem Vorhaben als "Rädelsführer und Befehlsverweigerer" standrechtlich erschießen dürfen.