Haan Schüler nehmen Tuchfühlung auf

Haan · Vier junge Argentinier besuchen zurzeit ihre deutschen Austauschschüler am Haaner Gymnasium. Die Verständigung klappt auf beiden Seiten gut, das gegenseitige Interesse ist groß. Dennoch gibt es überraschende Unterschiede zwischen den europäischen und südamerikanischen Schülern.

 Aufstellung auf dem Schulhof: Lisa Just (Schülerin Gymnasium Haan), Malena Villalba, Mira Sol de Nigris, Lucas Wojda und Nicolas Giner (alle Austauschschüler)

Aufstellung auf dem Schulhof: Lisa Just (Schülerin Gymnasium Haan), Malena Villalba, Mira Sol de Nigris, Lucas Wojda und Nicolas Giner (alle Austauschschüler)

Foto: Olaf Staschik

Carolin Rassow, Lina Kasberg, Rebecca Trautmann und Marie-Sophie Wakke haben entschieden, sich in das Abenteuer eines transatlantischen Schüleraustausches zu wagen: Kurz vor den Sommerferien wird es für die vier Schülerinnen der Q1 des Haaner Gymnasiums für zwei Monate nach Argentinien gehen. Seit einigen Schuljahren (zwei bis drei) lernen sie Spanisch. Nun wollen sie ihre Sprachkenntnisse auf die Probe stellen.

"Die Vorfreude ist riesig, obwohl ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht habe", sagt Rebecca. Einen kleinen Einblick in Mentalität und Befindlichkeit vierer waschechter Argentinier erhalten sie aber schon jetzt, denn ihre Austauschschüler Nicolás Giner (17), Brisa Malena Villalba (17), María Sol de Nigris (16) und Lucas Wojda (17) sind bereits seit zwei Wochen in Deutschland. Ihr erster großer Auslandsaufenthalt. Deutsch als Fremdsprache lernen sie, im Gegensatz zu ihren Austauschschülern, aber schon seit ihrer Kindheit: Alle vier besuchen eine deutsche Privatschule in der Stadt Hurlingham, etwa 30 Kilometer nordwestlich der Landeshauptstadt Buenos Aires gelegen. "Was mich in Deutschland sehr überrascht hat, ist die Sicherheit und Organisation", sagt Brisa. Alles habe seine Ordnung. Die typisch deutsche Kultur hingegen sei ihnen nicht fremd: "Die bekommen wir schon in der Schule implementiert", berichtet Lucas, dem am Haaner Gymnasium eins direkt aufgefallen ist: "Hier ist es viel ruhiger als bei uns." Daran erinnert sich Ines (18) auch noch lebhaft. Sie nahm vor zwei Jahren am Austausch teil und verbrachte zwei Monate im Land des Fußballs und Tangos: "Ich fand den Unterricht ziemlich chaotisch und sehr laut. Dafür fand ich aber das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern sehr interessant."

Weil die Schüler dort vom Kindergartenalter bis zu ihrem Abschluss an einer Schule bleiben, herrscht ein familiäreres Klima. Argentinien habe bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen. "Mich hat die große Armut im Land überrascht, und das hat mir ins Bewusstsein gerufen, welches Glück wir mit unseren sozialen Sicherungssystemen in Deutschland haben."

Die deutsche Sprache zu beherrschen und die kulturellen Eigenheiten zu kennen, erklären die vier Argentinier, bringe ihnen in ihrem Land viele Vorteile: "Es gibt viele Unternehmen, die speziell nach deutschsprachigen Angestellten suchen, auch um den Kontakt zu deutschen Unternehmen aufrechtzuerhalten", erklärt Nicolás, dem sein Deutschlandaufenthalt gut gefällt. Für längere Zeit hier zu leben, das kann sich der 17-Jährige aber nicht vorstellen: "In Argentinien sind wir sehr familien- und traditionsgebunden. Wir mögen es zu reisen und neue Orte kennen zu lernen, aber nur für eine begrenzte Zeit. Leben wollen wir in unserer Heimat, in der Nähe unserer Familien." Sophie (18) hingegen, die ebenfalls im letzten Jahr am Austausch teilnahm: "Ganz auswandern würde ich nicht, aber für einen längeren Zeitraum könnte ich es mir schon vorstellen."

(seg)
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