Haan Schuldnerberater fordert sichere Finanzierung

Haan · Zur Aktionswoche fordern die Fachleute: Das Angebot muss ausgebaut werden. Denn die Zahl der Fälle wächst.

Wenn Menschen in finanzielle Not geraten, brauchen sie - unabhängig von der Einkommenssituation - Unterstützung durch eine professionelle Schuldner- und Insolvenzberatung. Anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung, die am 19. Juni begann und heute endet, erklärt Heinrich Beyll, Leiter der auch für Haan und Heiligenhaus zuständigen Caritas-Schuldnerberatungsstelle Mettmann: "Überschuldung destabilisiert die Betroffenen in verschiedener Weise, nicht nur durch oft ungeklärte rechtliche, wirtschaftliche und soziale Fragen, sondern auch in psychischer und gesundheitlicher Hinsicht. Nicht selten entsteht ein Teufelskreis, den die Betroffenen ohne Begleitung nicht durchbrechen können."

Verschuldung ist kein Einzelfall. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AGSBV) haben 647.136 Personen wegen finanzieller Probleme 2015 in einer der 1400 Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Deutschland das Beratungsangebot in Anspruch genommen. Die Schuldenhöhe der beratenen Personen betrug durchschnittlich 34.400 Euro, was etwa dem 33-fachen ihres Monatseinkommens entspricht. Hauptursachen für die Überschuldung waren Arbeitslosigkeit, längerfristiges Niedrigeinkommen, gesundheitliche Probleme, Trennung vom Partner oder Tod des Partners.

In den von der Caritas-Schuldnerberatung betreuten Städten Haan, Heiligenhaus und Mettmann wurden im vergangenen Jahr etwa 300 Einzelpersonen und Familien beraten. Die Wartezeit auf einen Beratungstermin betrug durchschnittlich vier Monate. Diese lange Wartezeit ist für Menschen in einer schwierigen Lebenssituation ein katastrophaler Zustand. Daher hält es Schuldnerberater Beyll für zwingend notwendig, das Beratungsangebot angemessen auszubauen, damit eine Beratung überschuldeter Bürger schnell angeboten werden kann.

Dies dient nicht nur einer persönlichen Stabilisierung des Ratsuchenden, sondern auch des Arbeitsverhältnisses.

Die Caritas fordert zudem, dass der Anteil für Strom im Regelbedarf der Grundsicherung höher bemessen werden muss. "Die Grundversorgung mit Energie gehört zur Existenzsicherung. Die gestiegenen Kosten für Energie führen dazu, dass immer mehr Menschen mit niedrigem Einkommen ihre Strom- und Heizkostenrechnung nicht mehr bezahlen können und sich so verschulden", berichtet der Schuldnerberater.

(-dts)
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