Haan Skelette verraten: Gruiten älter als gedacht

Haan · Die bei Ausgrabungen gefundenen Gräber sind älter als der Nikolausturm. Es muss schon vor 1075 eine Siedlung gegeben haben.

 Vier Skelette wurden bei den Ausgrabungen rund um den Nikolausturm entdeckt. Alle lagen mit dem Kopf nach Westen und den Füßen nach Osten. Ein Indiz, dass es schon vor dem Bau des Kirchturms eine Begräbnisstätte und vielleicht schon eine Vorgängerkapelle innerhalb der Welschenmauer gegeben hat.

Vier Skelette wurden bei den Ausgrabungen rund um den Nikolausturm entdeckt. Alle lagen mit dem Kopf nach Westen und den Füßen nach Osten. Ein Indiz, dass es schon vor dem Bau des Kirchturms eine Begräbnisstätte und vielleicht schon eine Vorgängerkapelle innerhalb der Welschenmauer gegeben hat.

Foto: Olaf Staschik

Skelettfunde in Gruiten sind älter als der Nikolausturm! Vor wenigen Tagen erhielt der Förderverein St. Nikolaus die Ergebnisse zur Altersuntersuchung der im September 2013 am alten Nikolausturm gefundenen Skelette. Dort waren bei den Sanierungsarbeiten an Fundament und Turmsockel des aus dem 11. Jahrhundert stammenden Kirchturms der ehemaligen Nikolauskirche an der Nordseite drei Skelette in ungewöhnlicher Lage entdeckt worden.

Weil bei einem Skelett durch das Fundament Schulter und Kopf schräg angeschnitten waren, lag nicht nur für Lothar Weller, den Vorsitzenden des Bergischen Geschichtsvereins Haan, der Schluss nahe, dass der Kirchturm zur Zeit der Bestattung noch gar nicht gebaut war, Die Untersuchung mittels der Radiokarbonmethode bestätigte diese Annahmen, berichtete Norbert Julius vom Förderverein St. Nikolaus. Alle drei Skelette sind älter als der 1075 erbaute Nikolausturm. Zwei der Skelette werden zwischen 777 und 986 bzw. 891 und 1017 datiert. Das dritte Grab konnte von naturwissenschaftlicher Seite zwischen 971 und 1053 oder 1080 und 1153 datiert werden.

Lothar Weller weist zum Vergleich darauf hin, dass die 1971 und 1973 beim Bau des Hallenbades Alter Kirchplatz bei Ausgrabungen gefundenen Knochen auf die Zeit von 940 bis 970 nach Christus datiert wurden.

Die gleiche Ausrichtung der Skelette lässt schließen, dass bereits für diese frühe Zeit von einer "geordneten" Bestattung ausgegangen werden kann. Konzentrierten sich die Recherchen der Heimatforscher bisher darauf herauszufinden, warum und durch wen die Nikolauskirche mit der sie umgebenden Welschenmauer auf dem Bergsporn oberhalb des späteren Dorfes Gruiten gebaut wurde, "so müssen wir jetzt davon ausgehen, dass es an dieser Stelle bereits zu Zeiten der Karolinger oder Ottonen einen Ort für Bestattungen, möglicherweise auch eine Vorgängerkirche gegeben hat", berichtet Julius.

Lothar Weller wird konkreter: "Damit ist nun sehr wahrscheinlich, dass der Gruitener Friedhof innerhalb der Welschenmauer sehr viel älter ist als bisher angenommen. Auch die Vermutung, dass die alte St.-Nikolaus-Kirche eine Vorgängerin hatte, erhält durch die frühen Bestattungen an diesem Ort neue Nahrung. Mit großer Sicherheit kann man nun aber feststellen, dass die Gruitener Gegend am Ende des 1. Jahrtausends bereits so weit besiedelt war, dass Beerdigungen auf einem gemeinsamen Begräbnisplatz erfolgten."

Eine Auswertung der Erkenntnisse aus den Funden wird die Denkmalbehörden und die lokalen Geschichtsforscher noch einige Zeit beschäftigen. Der romanische Turm der ehemaligen Nikolauskirche auf dem katholischen Friedhof in Gruiten ist das älteste erhaltene Bauwerk in Haan. Aufgrund seiner bau- und kunsthistorischen Bedeutung hat die Stadt Haan den Kirchturm und die ihn umgebende Welschenmauer unter Denkmalschutz gestellt. Feuchtigkeitsschäden am Sockel und am Turmgemäuer sowie im Innenraum im Kapellchen mit seiner Sakramentsgrotte gefährdeten zunehmend die historisch wertvolle Substanz .

Die Sanierungsmaßnahmen wurden im September 2013 unter der Federführung des Fördervereins St. Nikolaus begonnen. Sie werden unter anderem durch die NRW-Stiftung mit 58 000 Euro und den Landschaftsverband Rheinland mit 15 000 Euro unterstützt.

(rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort