Haan Soziales Wohnen: Stadt in der Pflicht

Haan · Awo-Geschäftsführer Rainer Bannert fordert mehr kommunale Verantwortung.

Beim Politikstammtisch der Haaner SPD wurde jetzt intensiv über preiswertes Wohnen debattiert. Rund 20 interessierte Bürger nahmen in der Caféteria des Seniorenheims "Stella Vitalis" daran teil. Über Möglichkeiten, den angespannten Wohnungsmarkt einzudämmen, berichtete Rainer Bannert, Geschäftsführer der Awo.

Eine Kommune müsse dafür Sorge tragen, dass ihre Bürger die Chance auf preiswerten Wohnraum haben, sagte Bannert. Dies sei in Haan nicht gewährleistet. Passend dazu präsentierte Karlo Sattler, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirats, Zahlen aus dem Seniorenbericht, dem zufolge es vor allem an kleinen, preiswerten Wohneinheiten für Singlehaushalte und Senioren fehle. "Die Seniorenheime sind rappelvoll, betreutes Wohnen ist viel zu teuer und die Wohnungen zu groß", konstatierte Sattler. Zwei Senioren in einer Wohngemeinschaft leben zu lassen, sieht er ebenfalls problematisch.

Die Idee der SPD, eine städtische Wohnungsbaugesellschaft zu gründen, die sich verstärkt um den sozialen Wohnungsbau kümmere, stieß im Rat nicht auf Zustimmung. Dafür, stellte Bannert klar, bräuchte es auch einen stabilen Haushaltsplan, denn: "Bei einer Wohnungsbaugesellschaft muss viel getan und jedes Jahr einiges an Geld beigesteuert werden, um wirklich Einfluss auf die Preisentwicklung nehmen zu können." Zehn Jahre kalkulierte der Referent für den Aufbau ein. "Also ist das bestenfalls ein langfristiger Weg, um das Problem zu lösen."

Kurzfristig, zählte Bannert auf, könne die Kommune auf drei Ebenen Einfluss nehmen: bei der Genehmigungspraxis - wenn genug Wohnraum angeboten wird, steigen die Preise nicht so stark - , in der Flächenmobilisierung (alte Schulstandorte oder große Parkflächen für den Wohnungsbau aktivieren) und im Planungsrecht. "Die Kommune kann entscheiden, an wen sie die Baugenehmigung vergibt. Wer die Planungswertschöpfung nur Dritten überlässt, der kann keinen Sozialausgleich erwarten", so die Meinung des Referenten.

Ratsmitglied Ferdinand Städtler (FDP), Mitglied im Haaner Bauverein, gab noch zu bedenken: "Die Landesbauordung ist kontraproduktiv, denn die dort enthaltenen Regeln zur Energieeffizienz und den Stellplatzvorgaben sind schädlich für den sozialen Wohnungsbau." Dem stimmte auch SPD-Landtagsabgeordneter Manfred Krick zu, der ankündigte, eine Änderung des Landesbaugesetzes im Februar oder März 2017 zu erwarten.

(seg)
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