Haan Strahlenunfall: Behörde überwacht Sanierung

Haan · Bürgermeisterin: Stadt wurde am 15. Dezember eingeschaltet. Wählergemeinschaft wünscht umfassende Informationen.

 Mit Hinweisschildern, Flatterband und Plane wurden die Zugänge zum betroffenen Unternehmen gesichert.

Mit Hinweisschildern, Flatterband und Plane wurden die Zugänge zum betroffenen Unternehmen gesichert.

Foto: Olaf Staschik

Nachdem gestern ein Strahlenunfall in einem Haaner Betrieb bekannt wurde, der sich bereits am 12. Dezember zugetragen hat, gibt es erste Reaktionen insbesondere zur Informationspolitik der Behörden. "Ohne Worte..." schreibt Karin Wernicke auf Facebook, und Thorsten Pidanset meint: "Na toll, dass man das jetzt erst erfährt." Noch deutlicher wird Facebook-User Harry Lubos: "Es ist schon eine Unverschämtheit, der Öffentlichkeit diese Information vorzuenthalten. Wenn auch die Belastung zu einer Entwarnung führte, muss das Ministerium die Öffentlichkeit informieren."

Auch die Fraktionschefin der Wählergemeinschaft Lebenswertes Haan (WLH), Meike Lukat, merkt an, dass weder die Bevölkerung, noch der Rat der Stadt Haan informiert wurden. Sie forderte gestern in einem Antrag an Bürgermeisterin Bettina Warnecke Details ein: "Im Namen der WLH-Fraktion ersuche ich um ebenfalls umfassende Information."

Bereits am 12. Dezember war in einem Haaner Betrieb bei der Wartung eines technischen Strahlenmessgeräts radioaktives Selen-75 ausgetreten. Das für diesen Störfall zuständige NRW-Arbeitsministerium stuft die dabei entstandene Strahlenbelastung als äußerst gering und unbedenklich ein.

Ein Bericht dazu wurde jedoch erst am 23. Dezember ins Internet gestellt. Eine gezielte Information an Medien erging nicht. Aus der Veröffentlichung im Internet ist zudem nicht ersichtlich, wo sich das Unglück zugetragen hat (www.mais.nrw/sicherheitstechnisch-bedeutsames-ereignis-im-regierungsbezirk-duesseldorf).

Bürgermeisterin Bettina Warnecke berichtet, dass die Stadt Haan am 15. Dezember vom Landesinstitut für Arbeitsgestaltung (LIA) informiert wurde. Das LIA ist beim Arbeitsministerium angesiedelt. Die Informationen "waren ausdrücklich vertraulich und für den dienstlichen Gebrauch bestimmt", so Warnecke.

Unmittelbar danach habe ein Messtrupp des Forschungszentrums Jülich, das LIA und die Feuerwehr Haan Messungen in Wohnungen durchgeführt, schildert Warnecke. "Sämtliche Messungen ergaben keine Gefährdung für die Allgemeinheit", betont die Bürgermeisterin. "Wäre dies der Fall gewesen, hätte die Stadt Haan in Abstimmung mit dem Arbeitsministerium NRW selbstverständlich die Bevölkerung informiert."

Auch Landtagsmitglied Manfred Krick (SPD) hat Verständnis für die Entscheidung, Details aus Datenschutzgründen nicht zu nennen: "Es gibt nur zwei Unternehmen in Deutschland, die derartige Messgeräte produzieren, und beide sitzen im Regierungsbezirk Düsseldorf. Da gibt es eine Amtsverschwiegenheitspflicht der Behörden", sagt Krick - zumal es zu keiner Zeit ein Gesundheitsrisiko gab. Ein Hinweis allein nur auf den Ort des Geschehens hätte das Unternehmen identifizierbar gemacht, so Krick.

Die nun nötigen Sanierungsarbeiten im Unternehmen werde die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde begleiten. Zuvor werde ein Sanierungsplan erstellt, sichert Krick zu. Und auch Unternehmenssprecher Peter Zimmermann betont: "Sicherheit ist für unser Unternehmen ein sehr wichtiges Thema. Deshalb werten wir alle Details des Vorfalls genau aus und werden prüfen, durch welche weiteren Maßnahmen wir die Sicherheit erhöhen können."

(arue)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort