Haan Verkäufer wirft mit Flasche nach Räuber

Haan · Dogan Dincer wehrt sich trotz Pistole am Kopf. Deshalb scheitert am Mittwochabend ein Überfall auf den Haaner Getränkemarkt.

Dogan Dincer steht schon wieder im Kiosk und verkauft Getränke und Zigaretten, als wenn nichts gewesen wäre. Am Mittwochabend gegen 20 Uhr war der 56-jährige Haaner allein im Verkaufsraum an der Friedrichstraße in Haan. Er kniet vor einem Kühlschrank und räumt Bierflaschen ein.

Plötzlich steht ein sehr junger Mann - so zwischen 14 und 20 - maskiert mit einer Skimaske, neben ihm, schreit: "Ich schieße, Geld raus!" Dincer blickt auf - und schaut in den Lauf einer Faustfeuerwaffe, die auf seinen Kopf gerichtet ist. "Du kriegst kein Geld", brüllt Dincer ohne einen Augenblick zu zögern den Räuber an, springt auf, schlägt mit der einen Hand die Revolverhand hoch - und mit der anderen mit der Bierflasche zu. Er trifft den Gangster an der Schulter: "Ich hab' seine Augen gesehen. Er hatte Angst." Der Räuber flüchtet aus dem Kiosk. Dincer hinterher, schmeißt dem Kerl eine Bierflasche ins Kreuz. Der Typ mit der Waffe rennt in Richtung Friedrichstraße, begleitet von einem Komplizen (geschätzt 12 bis 13 Jahre), der draußen offenbar Schmiere gestanden hat. Ein 28-jähriger Autofahrer aus Haan verfolgt die beiden bis zur Dieker Straße, dort verliert er sie jedoch aus den Augen.

Vor 15 Jahren sei er schon einmal überfallen worden von zwei jungen Männern mit Pistole, erzählt Dincer: "Die kamen gerade aus dem Knast. Zwei Stunden später hatte die Polizei sie gefasst. Sie haben sieben Jahre Gefängnis bekommen. Wenn man solchen Leuten eine Chance gibt, probieren sie es noch einmal. Man muss sich wehren."

Sein Chef Orhan Yildirim hört so etwas mit gemischten Gefühlen. Er ist froh, dass der Überfall vereitelt wurde, findet das Verhalten seines Mitarbeiters aber nicht gut. "Das ist zu gefährlich. Man weiß nie, wie solche Leute reagieren, was sie für Probleme haben." Es sei der erste Überfall dieser Art seit 20 Jahren gewesen. Sein Getränkehandel in einer ehemaligen Tankstelle gegenüber der Haaner Feuerwache läuft gut. Einbrüche ja, die habe es schon häufiger gegeben. Bis Yildirim vor einigen Jahren Überwachungskameras installieren ließ. Sieben auf einen Streich: "Vier im Laden und drei für das Außengelände." Eine Kamera hat den Pistolen-Räuber für einen Moment gefilmt - bevor er sich die Maske übers Gesicht zog. "Die beiden haben sich hinter dem Imbiss versteckt und gewartet, bis kein Kunde mehr im Laden war", so Yildirim. "Man kann erkennen, dass es junge Südländer waren."

Ihm und seinem Mitarbeiter ist aufgefallen, dass sich in letzter Zeit in Haan die Raubüberfälle häufen. Ob die selben Täter dahinter stecken, ist für Polizeisprecher Frank Sobotta "reine Spekulation": "Einige Vorgehensweisen ähneln sich, andere nicht. Wir können das nicht ausschließen, aber auch nicht bejahen." Die Polizei hat keine heiße Spur. Ob die Aufnahmen der Überwachungskamera brauchbar sind, hätten die Kollegen noch nicht feststellen können. Die Qualität vieler Überwachungsbilder lasse zu wünschen übrig, erzählt Sobotta: "Und wenn wir brauchbare Fotos haben, brauchen wir noch einen richterlichen Beschluss, um mit diesen Bildern öffentlich fahnden zu dürfen."

Die Täter in Haan waren womöglich Jugendliche: Der bewaffnete Räuber war dem Augenschein nach Südländer, zwischen 14 und 20 Jahre jung, 1,70 bis 1,80 Meter groß, kurze schwarze Haare, sprach akzentfrei Deutsch, er trug dunkles T-Shirt und Blue Jeans. Sein Komplize soll auch Südländer gewesen sein, etwa 13 Jahre jung, 1,60 Meter groß, trug eine braune Lederjacke, T-Shirt und Blue Jeans.

(RP)
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