Interview Jörg Dürr "Wir brauchen eine andere Streitkultur"

Haan · Jörg Dürr ist Bürgermeisterkandidat der SPD und hat klare Vorstellungen davon, was sich in Haan dringend ändern muss.

Herr Dürr, was sagen die Haaner auf der Straße, die nun wissen, dass Sie Bürgermeisterkandidat der SPD sind?

Dürr Meine Kandidatur ist besonders von denen gut aufgenommen worden, die mich schon seit langem kennen. Ich bin in Haan aufgewachsen. Auch am Info-Stand am Ostersamstag waren die Reaktionen sehr positiv.

Gibt es schon Wünsche, die an Sie gerichtet wurden?

Dürr Ja, einige Wünsche sind sehr persönlich. Viele sind mit der derzeitigen Situation Haans in vielfältiger Weise sehr unzufrieden und erwarten von mir, dass ich schnell etwas ändere.

Und was läuft in Haan nicht?

Dürr Wir müssen zielgerichteter an den Problemen arbeiten und zu einer anderen Streit- und Diskussionskultur kommen.

Was meinen Sie konkret?

Dürr Die Agnu lehnt zum Beispiel den zweiten Bauabschnitt des Technologieparks besonders vor dem Hintergrund der aus ihrer Sicht unzureichenden Ausgleichsmaßnahmen ab und droht sogar mit einer Klage, die weitreichende Folgen für die Entwicklung des Gebiets und den Haushalt haben könnte. Es gibt dazu eine Stellungnahme der Agnu, die man nicht so einfach vom Tisch wischen darf.

Aber Sie wollen den Technologiepark II?

Dürr Ja, die SPD hat dafür gestimmt. Dazu stehe ich. Wir müssen aber die Entwicklung des Gewerbeparks nachhaltig umsetzen. Das geht nicht mit dem Kopf durch die Wand. Wir müssen Kompromisse für Umwelt- und Nachbarschaftsprobleme finden, auch wenn das Wort Kompromiss im Deutschen manchmal einen schlechten Klang hat. Aber damit sollte gemeint sein, konstruktiv miteinander nach Lösungen für die Probleme zu suchen. Aus meiner Sicht gibt es für die Entwicklung des Technologieparks kein Konzept. Da erscheint mir vieles eher sehr zufallsorientiert.

Welche Themen beschäftigten Sie sonst noch?

Dürr Die Innenstadtentwicklung ist ein Thema. Die Stadt hat sich schlecht entwickelt. Hier gilt es, unter anderem stärker auf den Einzelhandel zuzugehen. Es muss einfach ein neuer Geist entstehen. Ein großes Problem ist in der Tat der Haushalt. Die Stadt Haan ist verschuldet, das nimmt uns viele Möglichkeiten. Dennoch oder gerade deshalb müssen wir zum Beispiel die Verwaltung modernisieren und Einsparungen durch die Optimierung von Arbeitsabläufen erzielen. Zugleich müssen wir das Dienstleistungsangebot für den Bürger aufrecht erhalten. Das können wir nicht zuletzt auch mit einer verstärkten interkommunalen Zusammenarbeit. Ich sehe die Haushaltssituation gleichzeitig als Herausforderung und als Chance für Veränderungen.

Haben Sie Beispiele dafür?

Dürr Haan fehlt zum Beispiel ein Verkehrsingenieur, daher kommt auch die Verkehrsentwicklung nicht voran. Kommunen im Kreis könnten zusammenarbeiten und sehen, ob sie gemeinsam einen Verkehrsingenieur beschäftigen. Ganz allgemein müssen starre und verkrustete Strukturen aufgelöst werden, mehr interdisziplinäres Denken und mehr Flexibilität in den Arbeitsweisen einkehren.

Haben Sie schon läuten hören, wer der Bürgermeisterkandidat der CDU sein könnte?

Dürr Das interessiert mich nur am Rande. Ich will gewinnen, und deshalb muss ich die Menschen von mir überzeugen. Die Bürgermeisterwahl ist eine Persönlichkeitswahl. Da entscheidet oft die Sympathie. Außerdem bin ich überzeugt davon, dass ich aufgrund meiner beruflichen und politischen Erfahrungen der Richtige für dieses Amt bin.

Wann beginnt für Sie die heiße Phase des Wahlkampfs?

Dürr Das sind die letzten sechs Wochen vor der Wahl. Dann entscheiden sich die meisten Bürgerinnen und Bürger, wen sie am 13. September wählen.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Dürr Ich lese zurzeit den Titel "Ein Mann namens Ove" in der schwedischen Originalsprache. Da geht es um einen Mann, der mit Schicksalsschlägen zurecht kommen muss und dadurch von einem eher harten zu einem gefühlvollen Menschen wird. Das Buch war die Empfehlung eines Freundes.

Für welchen Fußballclub drücken Sie die Daumen?

Dürr Für Fortuna Düsseldorf. Ich bin 1966 zum ersten Mal mit meinem Vater im Stadion gewesen und zittere mich seither durch alle Ligen.

Wie und wo haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Dürr Das war als 17-Jähriger im Schichtbetrieb bei 3M in Hilden. Da habe ich an einer Schneidemaschine gestanden und unter anderem das Klebeband von Pampers-Windeln geschnitten.

ALEXANDRA RÜTTGEN STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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