Hilden 1989 - letzter Jahrgang vor dem Mauerfall

Hilden · Klassentreffen nach 25 Jahren: Die Ehemaligen des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums erinnern sich an turbulente Zeiten.

 Birgit Müschenborn, Isi Engelhardt, Katja Rippe (links) zeigen ein Foto von einem Festessen. In Erinnerungen schwelgen war schließlich angesagt.

Birgit Müschenborn, Isi Engelhardt, Katja Rippe (links) zeigen ein Foto von einem Festessen. In Erinnerungen schwelgen war schließlich angesagt.

Foto: ola

Luftballons und Papierschlangen im Lehrerzimmer, die Schule mit Sperrmüll dekoriert: So haben sie sich damals nach dem Abitur ins Leben verabschiedet. Der 89er Jahrgang war der letzte, der vor dem deutschen Mauerfall Abitur machte. Rund 50 Ehemalige des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums kamen am Samstag nach einem Vierteljahrhundert zum Klassentreffen. Aber nicht einfach nur um in Erinnerungen zu schwelgen. Organisator Wolfgang Schnabel hat - wie viele andere aus der Runde auch - seine Kinder ebenfalls auf "dem Bonnie" angemeldet. So schlecht kann's also insgesamt nicht gewesen sein.

"Als mich Schuldirektor Udo Kotthaus bei der Anmeldung meiner Kinder auf Anhieb namentlich begrüßt hat, war ich schon überrascht", sagt Schnabel. Schließlich war es schon eine Weile her, dass Schnabel in der fünften Klasse die Grundzüge der Physik von Kotthaus beigebogen bekam. "Einmal hat er uns verblüfft. Nämlich als er plötzlich ein komplettes Fahrrad aufs Lehrerpult gehoben hat." Nach diesem Kraftakt war sich Kotthaus der Aufmerksamkeit der gesamten Klasse sicher und konnte fortan ungestört den Stromkreislauf am Beispiel des Fahrrades erklären.

Die 1980er Jahre waren die Zeit von Nato-Nachrüstungsbeschluss und Nenas 99 Luftballons. Vor allem die Jugendlichen trugen Monster-Schulterpolster und Ballon-Jeans. Global betrachtet war es ein Katastrophen-Jahrzehnt: Mit Aids, dem Reaktor-Gau in Tschernobyl, den 270 Toten des Lockerbie-Anschlags und der Barschel-Affäre.

An dem kleinen Hildener Gymnasium gingen die Weltereignisse natürlich nicht spurlos vorüber: "Vor allem in den Sozialwissenschaften, aber auch im Religionsunterricht wurde viel diskutiert", sagt Robert Schirmer, der ebenfalls noch heute mit der Schule verbunden ist.

Handys gab es noch nicht; weshalb die erste Kontaktaufnahme zwischen Mädchen und Jungen klassischer Weise auf der Basis von kleinen Zettelchen funktionierte. Mindestens zwei Paare aus jener Zeit traten schließlich vor den Traualtar. "Und sind auch heute noch zusammen", versichert Wolfgang Schnabel.

Das Wiedersehen nach 25 Jahren war für die Stufe das Dritte Treffen dieser Art. 1999 haben sie damit angefangen und sich seither alle fünf Jahre wiedergesehen. Von einst knapp 170 Mitschülern sind immerhin ein Drittel in den Raum der Gaststätte "Zwölf Apostel" an die Elberfelder Straße gekommen. Kein schlechter Schnitt. Eine Mitschülerin reiste eigens für das Treffen aus Bolivien an, einige andere kamen aus dem gesamten Bundesgebiet nach Hilden. "Viele sind aber hier in der Stadt oder zumindest in der Umgebung geblieben", versichern Isi Engelhardt und Katja Rippe.

Sympathisch: Der 89er Jahrgang hat nicht nur diejenigen eingeladen, die in die Abiturprüfung gingen. "Wenn wir Namen und Adressen wussten, haben wir auch jene angesprochen, die uns damals schon vor dem Abschluss verlassen haben", sagt Schnabel. Und tatsächlich sind einige gekommen. Weil die Tradition in fünf Jahren fortgesetzt werden soll, ging eine Mail- und Adressenliste rum.

Sicher ist sicher.

(dne)
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