Gruiten 81-jähriger Meister baut Modell des Turms

Gruiten · Der Gruitener Josef Stausberg wirbt zusammen mit dem Förderverein St. Nikolaus um Spenden für die Sanierung.

 Rund 60 Stunden Arbeit hat Josef Stausberg in den Bau des Kirchturm-Modells investiert. Derzeit ist die hölzerne Nachbildung in der Stadt-Sparkasse an der Bahnstraße zu sehen.

Rund 60 Stunden Arbeit hat Josef Stausberg in den Bau des Kirchturm-Modells investiert. Derzeit ist die hölzerne Nachbildung in der Stadt-Sparkasse an der Bahnstraße zu sehen.

Foto: Sascha Schürmann

Die Unterstützung für die Sanierung des ältesten und einzigen romanischen Bauwerks auf Haaner Stadtgebiet ist groß. Ein Gruitener hat sich in den vergangenen Wochen auf ganz besondere Weise für die Erhaltung dieses Denkmals engagiert. Mit diesen Worten dankt Lothar Weller, Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins Haan, Josef Stausberg. Der 81-Jährige ist Tischlermeister im Ruhestand — ein Ruhestand, in dem Weller ihn ein wenig gestört hat. Denn er war es, der Stausberg gefragt hat, ob er nicht ein Modell des alten Nikolaus-Turms bauen könne, mit dem für die Sanierung und damit für Spenden geworben werden kann.

Stausberg wollte — und seit gestern hat Gruiten seinen romanischen Kirchturm quasi auch im Westentaschenformat. Das Modell steht in der Stadt-Sparkasse an der Bahnstraße. Von dort aus wird es in den nächsten Monaten auf eine Rundreise gehen, denn die in der "Arbeitsgemeinschaft Alter Nikolausturm Gruiten" zusammengeschlossenen Vereine werben bei ihren Veranstaltungen mit dem Modell um Spenden für die Sanierung des Turms aus dem 11. Jahrhundert. Die Arbeitsgemeinschaft hat sich im Mai dieses Jahres gegründet.

"Es war schon viel Arbeit", sagt der Meister. Etwa 60 Stunden habe er an dem Modell gesessen, "aber ich arbeite inzwischen ein wenig langsamer und bedächtiger", fügt er bescheiden hinzu. Er habe damit zum einen zeigen wollen, dass man auch in höherem Alter etwas tun kann, um ein bürgerschaftliches Anliegen zu unterstützen. Zum anderen will er die nötige Sanierung des Turms mit dem Modell unterstützen: Wer will, kann Stausbergs Modell direkt als "Sparschwein" verwenden und seine Spende dort hinein geben. Darüber hinaus entstehen gerade aber auch Flyer mitsamt Überweisungsträgern, mit denen Spenden auf das eingerichtete Konto des Fördervereins St. Nikolaus angewiesen werden können. Heribert Herring vom Förderverein und Weller hoffen auf diese Art und Weise mehr als Münzgeld zusammenzubekommen. Wie viel genau benötigt wird, ist nämlich unklar, laut Schützungen geht es um rund 110 000 Euro insgesamt.

15 000 Euro hat der Landschaftsverband zugesagt. Geld, das laut Weller bis Oktober abgerufen sein muss und für den Erdaushub ausgegeben werden soll. Dem gesamten Turm muss rundum regelrecht das Wasser abgegraben werden, denn er ist feucht. Diese Feuchtigkeit hat bereits dazu geführt, dass das Tabernakel aus dem 15. Jahrhundert beschädigt ist, eine Beschädigung im Innern, die noch gar nicht beziffert ist. Weitere 58 000 Euro kommen von der Stiftung NRW und sind praktisch für die Grundsanierung des Bauwerks vorgesehen. Wann diese Summe zur Verfügung steht, ist jedoch noch nicht klar. Fest steht, dass Förder- und Geschichtsverein für den denkmalgeschützten Turm kämpfen wollen. "Wenn wir uns für dieses alte und wichtige Bauwerk nicht einsetzen würden — für was dann?", fragt Lothar Weller rhetorisch. Allein die Auflagen, die der Denkmalschutz stelle, treiben die Sanierungskosten zusätzlich in die Höhe, erklärt Josef Stausberg: "Die Materialkosten sind ganz andere, dafür werden wir sicher eine Reihe privater Spenden benötigen." Aufgrund seiner bau- und kulturhistorischen Bedeutung hat die Stadt das Bauwerk und die umgebende Welschenmauer unter Denkmalschutz gestellt.

Die ehemalige Gruitener Nikolaus-Kirche wurde 1878 bis auf den Kirchtum abgerissen. Er steht solitär auf dem heutigen katholischen Friedhof und wird von manchem Gruitener als wichtigstes Wahrzeichen des Ortes gewertet. Es wird vermutet, dass die Grundmauern des Kirchenschiffs noch im Boden zu finden sind, ebenso wie Gräber. Aus dem Grunde will die Arbeitsgemeinschaft, die jetzt die Sanierung voran bringt, nicht tiefer graben als unbedingt nötig. Begleitet werden die Arbeiten, sobald sie beginnen, von Denkmalschutzbehörden.

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(RP)
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