Auf Ein Wort Sara Schäfer Abrahams Vertrauen ist beneidenswert

Hilden · Die meisten Menschen planen gerne. Planen macht Spaß, man kann sich auf den nächsten Urlaub freuen, verbindet die Planung für die neue Wohnung mit lustigen Touren durch Möbelhäuser oder organisiert via SMS einen Kochabend mit Freunden. Es gibt Menschen, die haben ihr ganzes Leben schon in jungen Jahren durchgeplant: Berufseinstieg, Beförderung, Hochzeit, Eigenheim, Kinder. Zumindest in der Theorie hat alles seine Ordnung. Umso größer ist die Verzweiflung, wenn etwas nicht funktioniert, wenn mit der Beförderung ein Umzug verbunden ist oder es mit dem Kinderkriegen nicht klappt.

Pläne geben Sicherheit, man hat das Gefühl, zu wissen, was als nächstes passiert und sein Leben in der Hand zu haben. Gleichzeitig spiegeln sich in unseren Plänen auch mindestens ein Stück weit unsere Träume wieder. Auch Abraham dürfte Träume gehabt haben. Er und seine Frau Sara hofften auf Nachwuchs, der ihnen aber zunächst nicht vergönnt war. Dann warf Gott ihre Pläne über den Haufen: "Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will." (Gen 12,1).

Ich gebe zu, ich hätte an Abrahams Stelle mehr wissen wollen. Wohin soll ich ziehen? Was erwartet mich dort? Und das wären nur die allerdringendsten Fragen. Abraham jedoch stellt sie nicht. Es wird nur über ihn gesagt "Da zog Abraham aus." Er nimmt seine Frau, seinen Bruder und dessen Familie und sie ziehen los, vermutlich erst mal in die Wüste. Geplant war das nicht - im Gegenteil, er weiß nicht einmal, was Gottes Plan für den nächsten Tag mit ihm ist. Doch er hat das Vertrauen, dass alles gut wird. Mehr noch, er hat das Vertrauen, dass sich die Reise lohnen wird.

Doch das Leben lässt sich nicht immer planen. Im besten Fall ist es die berühmte Liebe auf den ersten Blick, die das Leben zweier Menschen aus der Bahn wirft. Die überzeugte Singles dazu bringt, sich mit dem Gedanken an ein Leben zu zweit anzufreunden und den bisher mit höchster Verachtung gestraften Valentinstag zum höchsten Feiertag zu erklären. Im schlimmsten Fall ist es ein Burnout oder ein Unfall, der einen zwingt, das Leben sofort zu ändern und bisherige Denk- und Arbeitsweisen in Frage zu stellen.

Ich beneide Abraham um sein Vertrauen. Natürlich habe auch ich Vertrauen in andere und in mich selbst, mal mehr, mal weniger. Aber ich glaube nicht, dass mich spontan jemand dazu kriegen würde, alles stehen und liegen zu lassen und ohne das Ziel zu kennen loszuziehen.

Und doch passiert es Menschen täglich, dass sie von jetzt auf gleich ganz neu anfangen müssen. Manchmal lässt das Leben einem keine andere Wahl, als jegliche Sicherheit hinter sich zu lassen. Manchmal muss ich mich aber auch von Abraham an die Hand nehmen lassen, um loszugehen.

(RP)
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