Hilden Anwohner zeigen Interesse an neuer Unterkunft

Hilden · Ein neuer Modulbau am Breddert soll ab Ende des Jahres rund 180 registrierten Flüchtlingen als Regelunterkunft dienen. Bei einem Infoabend in der Aula des Helmholz Gymnasiums wurden Anwohner über die Planung unterrichtet.

"Ich stehe den Flüchtlingen positiv gegenüber, aber als Frau habe ich so meine Bedenken. Die meisten Flüchtlinge sind junge Männer und wir wissen, was passiert, wenn Männer nicht beschäftigt werden. Ihr Selbstwertgefühl sinkt und dann kommt noch dazu, dass sie anders geprägt sind, vor allem in Bezug auf ihr Frauenbild", beschreibt eine Frau ihre Angst. Michaela Neisser, die seit 25 Jahren bei der Stadt für die Betreuung der Flüchtlinge zuständig ist, nimmt die Sorge der Anwohnerin ernst.

"Ich habe Verständnis für Ihre Sorge, aber es gibt drei wichtige Faktoren, die eine große Rolle spielen. Das Eine ist, den Flüchtlingen Beschäftigungsmöglichkeiten anzubieten, das Andere ist die Kommunikation. Wir erklären ihnen fortwährend unsere Gebräuche, unsere Regeln, wir sind im ständigen Dialog mit ihnen. Und, wir achten in unseren Unterkünften auf eine Mischunterbringung, das heißt, wir bringen alleinstehende Männer und Familien zusammen unter."

Rund 100 Zuhörer zeigten sich interessiert an den Worten von Bürgermeisterin Birgit Alkenings (SPD) und an den Schilderungen des Sozialdezernenten Reinhard Gatzke zur Flüchtlingssituation. "Wir befinden uns im Krisenmodus, das muss man ganz klar sagen. Das Land hat viel zu wenig Plätze bereit gestellt, für die die Kommunen jetzt sorgen müssen, Asylanträge dauern durchschnittlich fünf Monate, das ist viel zu lange und es werden zu wenig Menschen zurückgeführt."

Derzeit leben rund 650 Flüchtlinge in Hilden, 310 werden vorerst länger verweilen. Mit dem dreigeschossigen Modulbau am Breddert will die Stadt nun rund 180 registrierten und auf einen Aufenthaltstitel wartenden Flüchtlingen ein halbwegs autonomes und langfristiges Zuhause bieten können. "Hier werden sie, im Gegensatz zu den Notunterkünften, recht selbstständig leben. Sie sollen sich möglichst eigenständig organisieren, eine Tagesstruktur entwickeln. Ein Hausmeister und Sozialarbeiter stehen ihnen permanent zur Seite, im HAT haben wir einen Partner gefunden, der auf sportlicher Ebene für die Flüchtlinge da sein wird", erklärt der Dezernent.

Die Stimmung unter den Zuhörern scheint grundsätzlich positiv und zugewandt. "Wie kann ich konkret helfen?", fragt eine Frau. "Was wird getan, um die Flüchtlinge vor Angriffen zu schützen?", will ein Anwohner wissen. "Die naheliegende Bahntrasse muss unbedingt abgesichert werden, um vor allem die spielenden Kinder zu schützen", regt eine Ortskennerin an.

Und doch kommen auch kritische Stimmen, wie das Thema Gewaltbereitschaft, auf. Laut Polizeikommissar Peter Bordeaux hat das zwar seine Berechtigung, durch Fakten kann er die dahintersteckenden Sorgen aber minimieren. "Die Anzahl der Straftaten ist durch die Flüchtlinge nicht gestiegen", sagt er.

Info: Flüchtlingssituation in Hilden unter www.hilden.de

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(dani)
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