Hilden Asbestplatten: Landesamt kritisiert die Stadt

Hilden · Nach Ansicht des Landesumweltamts hätte das Asbest nach dem Großbrand an der Herderstraße vor fünf Wochen längst entsorgt sein müssen.

Hilden: Asbestplatten: Landesamt kritisiert die Stadt
Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Sorge schwingt in der Stimme von Birgit Kaiser de Garcia mit. Die Sprecherin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) mit Sitz in Düsseldorf wählt klare Worte. "Ich habe gedacht, das kann nicht wahr sein", sagt die Umweltexpertin, nachdem sie den RP-Bericht gelesen hat.

Löschschaum überzog nach der Brandnacht die ausgebrannten Werkhallen an der Herderstraße. Damals wäre laut Landesamt der beste Zeitpunkt gewesen, die mit Asbest belasteten Dachpappen zu entsorgen.

Löschschaum überzog nach der Brandnacht die ausgebrannten Werkhallen an der Herderstraße. Damals wäre laut Landesamt der beste Zeitpunkt gewesen, die mit Asbest belasteten Dachpappen zu entsorgen.

Foto: Olaf Staschik

Als die Werkhallen an der Herderstraße in der Nacht zum 14. September niederbrannten, gingen auch Dachplatten aus Eternit in Flammen auf. Die Platten zerbarsten und setzten hoch Krebs erregende Asbest-Fasern frei. Das stellten die von der Feuerwehr herbeigerufenen Mitarbeiter des Lanuv noch in der Brandnacht fest. "Wir haben am Brandtag innerhalb und außerhalb des Geländes Asbest vorgefunden", bestätigt Kaiser de Garcia und betont: "Wenn wir nur eine Faser finden, dann reicht uns das schon." Soll heißen: Schon ein minimaler Anteil dieser Fasern in der Umgebung reicht aus, um umgehend Vorsichtsmaßnahmen zu veranlassen. Zu diesen habe das Lanuv der Stadt Hilden auch geraten, berichtet Kaiser de Garcia: Es habe der Stadtverwaltung schriftlich empfohlen, die Dachplatten "schnellstmöglich fachgerecht zu entsorgen".

 Solche Schilder warnen vor dem Betreten der Hallen.

Solche Schilder warnen vor dem Betreten der Hallen.

Foto: ema

Heute, fünf Wochen nach dem Brand, liegen die Platten immer noch da. Anwohner Thomas Lambert, der in unmittelbarer Nähe wohnt, macht sich für sich, seine Frau und seine sechs Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren Sorgen: "Wir wissen nicht, welche Gefahr ist da?" Dazu die Umweltexpertin: "Ich kann die Sorge der Anwohner verstehen. Die Stadt hätte schnell reagieren und das Zeug wegschaffen müssen, so lange es vom Löschwasser noch feucht ist. Sobald es trocken ist, werden Fasern freigesetzt." Es hätte mit der Entsorgung also nicht erst auf den Abrisstermin gewartet werden dürfen. Druck könne das Lanuv jedoch nicht ausüben: Die Behörde sei nicht weisungsberechtigt. Sie kann nur Empfehlungen aussprechen.

Innerhalb der Stadt Hilden wird Andreas Trapp, Leiter des Bauverwaltungs- und Bauaufsichtsamtes, als verantwortlich benannt. Er jedoch verweist auf das Lanuv. Er bestätigt, dass das Amt geraten habe, die Platten "außerhalb des Geländes fachgerecht zu entsorgen". Doch laut einem an die Stadt Hilden gerichteten Lanuv-Gutachten vom 17. September bestehe "keine akute Gefahr", zitiert Trapp. Als Vorsichtsmaßnahme für die Bürger sei beispielsweise empfohlen worden, Obst aus Gärten in Nähe des Brandortes zu waschen und Rasenschnitt in der Restmülltonne zu entsorgen. Trapps Einschätzung: "Das ist dramatisch, aber alles regelbar." Als Architekt habe er auf den Sachverstand und die Aussagen des Lanuv vertraut.

Der städtische Mitarbeiter bestätigt zugleich die Aussagen der Hallen-Inhaberin Hermine Suffrian, dass die Abrissgenehmigung vorliegt. Er geht davon aus, dass die abgebrannten Werkhallen in der kommenden Woche von einer Fachfirma niedergelegt werden und der Bauschutt zügig entsorgt wird. "Die Aufträge sind vergeben." Danach soll die Schadstoffbelastung in der Umgebung nochmals gemessen werden.

Bis dahin hat Anwohner Thomas Lambert noch viele schlaflose Nächte vor sich: "Wir werden uns jetzt erst mal vom Arzt untersuchen lassen. Man weiß ja nie", sagt er.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort