Hilden Bäcker Schüren ist ein Energie-Pionier

Hilden · Landesregierung und Energieagentur luden Delegierte der Weltklimakonferenz nach Hilden ein.

Unter dem schützenden Dach des Ladeparks für Elektroautos begrüßt Roland Schüren die internationale Delegation an einem kühlen Samstag mit warmen Worten. Dann geht es zuerst einmal hinauf in den Konferenzraum, wo bereits Kaffee und Zimtsterne auf die rund zwanzig Gäste warten. Als jeder einen Platz gefunden hat, beginnt der Inhaber von "Ihr Bäcker Schüren", mit einfachen Worten ein Porträt seiner Plusenergie-Bäckerei zu zeichnen, dem die Delegierten mittels moderner Technik und einer Übersetzerin lauschen können.

Der Besuch in der Vorzeige-Bäckerei findet im Rahmen der 23. "Converence of the Parties", der Weltklimakonferenz, statt, zu der über 20.000 Diplomaten, Politiker und Beobachter aus aller Welt nach Bonn gekommen sind. Um den Teilnehmern klimafreundliche Projekte in Nordrhein-Westfalen vorzustellen, organisiert die EnergieAgentur NRW im Auftrag des Bundesministeriums und der Landesregierung NRW Tagesexkursionen.

Eine davon ist der Besuch in Hilden, an dem Delegierte aus den Niederlanden, USA, Frankreich, Japan, Indonesien, Hong Kong, China, der Dominikanischen Republik, Ghana, Indien sowie verschiedenen pazifischen Inselstaaten und Deutschland teilnahmen. "Ich betreue zehn Journalisten von den pazifischen Inseln", erzählt Merjam Wakili von der Deutschen Welle Akademie in Bonn. "Ziel dieser Exkursion ist es zum einen, dass sie in ihrem Land berichten können, aber auch, dass ein Austausch darüber stattfindet, wie man das Thema Klimawandel so aufarbeiten kann, dass es von den Lesern verstanden wird.

" Das Thema Klimawandel sei für die Menschen in dieser Region der Erde besonders wichtig, weil sie als Inselbewohner unmittelbar davon betroffen sind. "Für sie ist der Klimawandel nicht ein Thema unter vielen, sondern jedes Thema, das sie behandeln, hat mit dem Klimawandel zu tun", sagt Wakili: "Für sie geht es ums Überleben." So folgen alle sehr aufmerksam den Ausführungen von Roland Schüren, der aufzeigt, dass seine Bäckerei durch ihr neues Energiekonzept im Jahr 2010 den Energieverbrauch um nahezu fünfzig Prozent reduzieren konnte.

"Wir sind weg vom Gas und hin zur Biomasse in Form von Holzpellets", sagt er. "Darüber hinaus konnte der Betrieb den CO2-Ausstoß um neunzig Prozent reduzieren." Diese Aussage löst bei den Zuhörern überraschtes, aber auch anerkennendes Raunen aus. Im Jahr 2013 baute Roland Schüren seine Backstube in ein Plusenergie-Gebäude um. "Um unsere Ware kühl lagern zu können, nutzen wir die Erdkühle, die durch Sonden in der Erde gewonnen wird", berichtet er.

Diese liegen 99 Meter tief in der Erde. Aber auch die Erdwärme macht sich die Bäckerei zunutze, zusätzlich wird Strom aus Photovoltaik-Anlagen genutzt, die überwiegend nach Osten ausgerichtet sind, damit sie schon bei Sonnenaufgang Energie erzeugen können. Was nicht in der Bäckerei gebraucht wird, fließt in den Ladepark mit 21 Ladeplätzen für Elektroautos. Nicht nur die Auslieferung der Backwaren erfolgt bei der Bäckerei Schüren überwiegend mit Elektroautos.

"Wir haben auch unsere Mitarbeiter teilweise elektrifiziert", meint Roland Schüren lächelnd. Sein Ziel sei es, die Bäckerei aus eigener Kraft CO2-neutral zu bekommen. Lice Movono Rova von den Fidschi-Inseln ist sichtlich beeindruckt. "Klimaschutz ist sehr wichtig für Länder wie unsere", betont die Journalistin der Fiji-Times. Es sei faszinierend, wie zwei Bereiche, die eigentlich nichts miteinander zu tun hätten - wie Bäckerei und Energietechnik - so ineinandergreifen können.

"Ich bin zwar Journalistin", sagt sie, "aber ich besitze auch selbst eine Bäckerei. Deshalb ist diese Exkursion ganz besonders interessant für mich." Nach dem Vortrag besichtigen die Delegierten die Backstube.

(RP)
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