Hilden Bahnhof-Aufzug seit 16 Wochen kaputt

Hilden · Wartungsfirma und Hersteller suchen Grund für einen Kurzschluss. Die Bahn ist über die Situation "sehr unglücklich".

 Dieser Hinweis hängt am Aufzug im Hildener Bahnhof. Ein Spaßvogel habe aus der ersten Ziffer 1 eine 4 gemacht, sagt die Bahn.

Dieser Hinweis hängt am Aufzug im Hildener Bahnhof. Ein Spaßvogel habe aus der ersten Ziffer 1 eine 4 gemacht, sagt die Bahn.

Foto: Michael Krusius

Schon eine Stufe kann für einen Gehbehinderten oder einen Rollstuhlfahrer eine unüberwindliche Barriere sein. Am Hildener Bahnhof sind mehr als 30 Stufen zu überwinden, wenn Reisende zu den Gleisen gelangen oder den Bahnsteig verlassen wollen. Die Treppe ist der einzige Zu- und Abgang. Denn der Aufzug ist seit mindestens Mitte Dezember defekt. Darauf machte RP-Leser Michael Krusius aufmerksam: "Ein unmöglicher Zustand." Alle Fahrgäste müssen Koffer und Taschen die Treppe herauf schleppen. Für Ältere sei das sehr anstrengend.

Am gesperrten Aufzug habe das Bahnhofsteam der DB Station und Service AG inzwischen einen Hinweis angebracht mit dem Versprechen "Wir reparieren diesen Aufzug". Der angegebene Termin, bis zu dem das erledigt sein soll, klingt so unglaublich, dass Krusius den Hinweis dokumentierte und uns als Foto zur Verfügung stellte. "KW (Kalenderwoche) 42" steht dort: Das ist die Woche ab dem 17. Oktober.

"Da hat sich wohl ein Spaßvogel einen Scherz erlaubt", sagt Bahnsprecher Dirk Pohlmann - und aus der ersten Ziffer 1 eine 4 gemacht. "KW 12" habe ursprünglich auf dem Hinweis gestanden.

Unglaublich ist die Geschichte freilich immer noch. Denn das bedeutet die Woche ab 21. März. Dann ist der Aufzug bereits zwölf Wochen außer Betrieb. Das sei leider richtig, bestätigt die Bahn: "Wir sind sehr unglücklich über die Situation. Das ist für unsere Fahrgäste sehr ärgerlich. Wir bitten um Entschuldigung." Was in aller Welt ist denn geschehen? Bahnsprecher Dirk Pohlmann hat recherchiert. Laut Bahn sei der Aufzug seit 17. Dezember 2015 defekt gemeldet worden. "Der Notruf hat nicht mehr funktioniert. Das passiert häufiger. Der Notruf ist aber ein Muss. Ohne einen funktionierenden Notruf darf der Aufzug nicht fahren."

Eine Wartungsfirma sei mit der Reparatur beauftragt worden. Ergebnis: "Sie hat es nicht hinbekommen. Daraufhin haben wir uns direkt an den Hersteller ThyssenKrupp gewendet." Die Techniker des renommierten Herstellers stellten fest, dass es einen Kurzschluss gegeben haben muss. Und der hat offenbar die Steuerung so schwer beschädigt, dass es der Herstellerfirma noch immer nicht gelungen ist, den Aufzug wieder in Gang zu bringen. Ein Vandalismus-Schaden liegt offenbar nicht vor.

Wo der Fehler aber genau liegt, kann der Bahnsprecher auch nicht sagen: "Möglicherweise müssen Ersatzteile erst angefertigt werden." Von Thyssen-Krupp sei jetzt die 16. Kalenderwoche (ab 17. April) als Ziel genannt worden. "Wir hoffen inständig, dass der Aufzug bis Mitte April wieder funktioniert", sagt Pohlmann.

Merkwürdig ist die ganze Sache dennoch. Der defekte Aufzug war gerade mal vor zwei Jahren installiert worden - weil sein Vorgänger-Modell lange Zeit außer Betrieb gewesen war. Reisende mit schwerem Gepäck müssen sich auf jeden Fall wohl noch vier Wochen mit den Treppenstufen von und zu den Gleisen quälen. Behinderte und Rollstuhlfahrer sollten gar nicht erst am Bahnhof Hilden aus- oder einsteigen und bis zum Bahnhof Hilden-Süd weiterfahren. Einen anderen Rat hat die Bahn für Reisende mit Handicap nicht. Die Bahnsteige in Hilden-Süd sind über eine Rampe zu erreichen. Am Bahnhof Hilden gibt es diese Ausweichmöglichkeit nicht. Dort gibt es nur eine Treppe zu den Bahnsteigen - oder halt einen Aufzug. Wenn er denn funktioniert.

(RP)
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