Haan Bauliche Schmuckstücke

Haan · Am Tag des offenen Denkmals ließen am Sonntag auch private Eigentümer in Hilden die Besucher hinter die Fassaden ihrer historischen Gebäude schauen. Um sie zu erhalten, brauchen sie Geld und einen langen Atem.

 Wolfgang Merle (Mitte) hat noch viel zu tun, bevor das Bürgerhaus an der Benratherstraße 48 in Hilden restauriert ist. Für Denkmalpflegerin Karin Herzfeld (l.) ist sein Engagement ein Glücksfall.

Wolfgang Merle (Mitte) hat noch viel zu tun, bevor das Bürgerhaus an der Benratherstraße 48 in Hilden restauriert ist. Für Denkmalpflegerin Karin Herzfeld (l.) ist sein Engagement ein Glücksfall.

Foto: Olaf Staschik

Wer mit Wolfgang Merle in seinem Haus an der Benrather Straße 48 steht, kommt nicht umhin, den Mut zu bewundern, den Menschen aufbringen, wenn sie ein denkmalgeschütztes Gebäude erwerben. Es riecht geradezu nach Arbeit. Im Eingangsbereich gibt es einen Lichtblick an der Decke: Engel und Vögel schweben in Öl am verblichenen Himmelsblau.

Die Idylle ist stark beschädigt. Dazu rankt sich eine dunkelbraune Lincruster-Tapete aus Leder und Papier mit Blatt-Motiven durch die Diele über die Treppe bis ins erste, ebenfalls baufällige Stockwerk. Beschädigt, aber schön und schützenswert. Das Haus wurde 1875 gebaut und gehört zum Ensemble der bereits restaurierten Bürgerhäuser, die Ende des 19. Jahrhunderts an der wichtigen Verbindungsstraße zwischen Düsseldorf und dem Bergischen Land entstanden.

Der neue Eigentümer ist Architekt, sein Bruder zum Glück technisch versiert. "Wenn alles gut läuft, will ich nächstes Jahr im Frühjahr einziehen", sagt er. Büro und zwei Wohnungen sollen so gestaltet werden, dass die ursprüngliche Raumaufteilung erhalten bleibt.

"Wir mögen alte Dinge"

Für Karin Herzfeld von der Unteren Denkmalbehörde, die durch beide Privathäuser führte, ist das Haus an der Schulstraße 37 ein weiterer Glücksfall. Dort drängelten sich gestern fast 50 Besucher zur Besichtigung des 1890 von einem Malermeister gebauten Hauses, das noch heute mit seinem historistisch geprägten Empfangsportal einlädt: Säulen und ein "Salve".

"Wir mögen alte Dinge", begründet Hausherrin Anja Koenzen den Entschluss, zusammen mit ihrem Mann Uwe den "Oldtimer" möglichst authentisch zu restaurieren. Zwar musste nach dem Erwerb des Hauses im vergangenen Jahr eine komplett neue Zentralheizung eingebaut werden (ein modernes Blockheizkraftwerk), aber die Koenzens haben den Anspruch, "alles möglichst original zu erhalten".

Erdfarbene Original-Fliesen im Eingangsbereich des Bürohauses und Kratzer im Küchenboden gehören ebenso dazu wie ein geschnitztes Treppengeländer und eine imposante Holzdecke, die gar nicht aus Holz ist, sondern auf Stuck gemalt wurde. "Das war zu der Zeit groß in Mode", weiß eine Besucherin.

Dass man heute hundert Jahre alte Eichenfenster mit neuem Glas versehen kann, sich mit versierten Handwerkern über das Verlegen moderner Leitungen unter Holz oder die passenden Wandfarben einigt, konnten die Besucher ebenfalls erfahren.

Ruth Nagel und Heinke Griem fassten ihre Eindrücke zum Tag des offenen Denkmals zusammen: "So viel ist in der Vergangenheit kaputt gegangen. Deshalb ist es so interessant, alte Gebäude zu besichtigen. Besonders wenn man auch in zwei alten Privat-Häusern zu Gast sein kann."

(chm)
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