Hilden Beamtennetzwerk feiert Jubiläum

Hilden · Das Institut für Öffentliche Verwaltung wird 50 Jahre alt: Feierstunde mit Prominenz.

Ein riesiger Park hinter hohen Mauern mit seltenen Tiere und Pflanzen und voller moderner Kunst: Wer würde bei dieser Beschreibung auf das Institut für öffentliche Verwaltung an der Hochdahler Straße kommen. Das Areal hat etwas Dornröschenhaft-Verwunschenes und ist doch eine der wichtigsten Verwaltungsschulen des Landes. "Fast alle Vertreter des höheren Dienstes waren hier", berichtete gestern Martin Bornträger, Leiter des Ministerbüros von Innenminister Ralf Jäger: "Alle kennen das Hildener Verfahren. Dieser Ort hat eine ganz besondere Atmosphäre. Hier sind Netzwerke entstanden." Kein Wunder, dass Leiter Johannes Heinrichs zur Feier des 50-jährigen Bestehens viele Prominente begrüßen konnte. Innenminister Franz-Josef Kniola dankte er, dass er damals zwei Millionen Mark für den behindertengerechten Anbau locker gemacht habe. Und bei Fritz Behrens, dass er die Verwaltungsschule gemeinsam mit Bürgermeister Günter Scheib für die Öffentlichkeit geöffnet habe. Künstler stellen regelmäßig im Institut aus. Im verwunschenen Park finden Jazz-Workshops und Malkurse statt. Und die Außenmauer ist Hilden größte Graffiti-Galerie.

Zur Feier des Tages hatte Heinrichs Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin gewinnen können. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Denker der Gegenwart. Bildung müsse zweckfrei sein, nur dann entstehe Innovation, erläuterte er sehr klug und eindringlich und warnte davor, Bildung und Wissenschaft weiter den Interessen großer Konzerne dienstbar zu machen.

Besiedelt war der Platz schon lange. Eines der vielen Lehnsgüter des Kölner Erzbischofs befand sich dort. 1910 kauften Meta und Paul Spindler das recht heruntergekommene "Gut Kolksbruch". Paul Spindler war ein bedeutender Industrieller. Seine Werke nahmen um die Wendezeit zum 20. Jahrhundert einen großen Teil der Stadtfläche ein. Für 500.000 Mark bauten die Spindlers ein neues Haus und legten den Park an. Meta Spindler, Fabrikantentochter aus Gummersbach, wäre mit den drei Kindern Tita, Judith und Gert gerne ins lebhaftere Düsseldorf gezogen. "Aber Paul war verliebt in das Landleben", schrieb sie in ihren Erinnerungen: "Immer wieder nahm er sich vor, den Rasen zu mähen, fand dann aber doch nie die Zeit dazu." In den 1920er Jahren zog die Familie in die Stadtmitte näher zu ihren Fabriken. 1934 schenkte Paul Spindler das inzwischen leer stehende Haus Kolksbruch dem "Führer". Ostern 1935 eröffnet dort ein Mütter- und Säuglingsheim der NS-Volkswohlfahrt. 1945 beschlagnahmten die Amerikaner das Haus, den Briten diente es als Offiziersmesse. 1958 fiel Haus Kolksbruch dem Land zu. Die Stadt Hilden bemühte sich erfolglos, Haus und Park für ein Altenheim zu kaufen. Das Land gründete hier das Institut für öffentliche Verwaltung. Im Mai 1961 wurde Haus Kolksbruch abgerissen, weil der Neubau wegen des Grundwassers nur dort stehen könne, hieß es.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort