Hilden Betreuungsverein von Sozialdienst kommt mit der Pauschale nicht aus

Hilden · Betreuungsvereine beraten und unterstützen Menschen, die wegen Krankheit oder Sucht nicht mehr in der Lage sind, sich selbst um ihre Belange zu kümmern.

Petra Elgner zum Beispiel leidet seit Ende der 90er Jahre an Multipler Sklerose. Irgendwann war sie auf den Rollstuhl angewiesen und dermaßen gehandicapt, dass sie sich nicht mehr selbst um Hilfe kümmern konnte: "Ich wusste ja nicht, wo man Hilfen beantragen muss", klagt sie - und lobt den Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM): "Die haben meinen Umzug in betreutes Wohnen organisiert. Dort fühle ich mich gut aufgehoben." In Zeiten, in denen immer mehr Menschen immer älter werden und zum Beispiel an Demenz erkranken, nimmt die Zahl derer, die einen gerichtlich bestellten Betreuer benötigen, zu. "Wir haben auch immer mehr junge Leute zu betreuen, etwa schwer Drogenabhängige", erklärt Betreuerin Ina Reimann. Drei hauptamtliche Betreuer und eine Assistentin beschäftigt der SKFM. Sie informieren über Vorsorgemöglichkeiten und kümmern sich um die vielfältigen Bedürfnisse ihrer etwa 100 rechtlich Betreuten: "Das geht von der Schuldnerberatung über die Organisation von Hilfsmitteln, Leistungen der Pflegeversicherung, einer behindertengerechten oder betreuten Wohnung bis hin zum Taschengeld zuteilen oder der Fahrt zum Arzt", erklärt Betreuerin Silvia Möllemann. Seit 2005 wurde der Stundensatz von 44 Euro pro Betreuungsstunde nicht mehr erhöht. Gezahlt wird er vom Bund. "Das Geld reicht nicht" kritisiert Geschäftsführer Hubert Bader. Die 44 Euro bekommt nicht etwa der gesetzliche Betreuer, sondern der Verein, der damit die Gehälter seiner Angestellten finanzieren muss. "Angesichts von maximal 8,5 Stunden, die pro Betreuten pro Monat abgerechnet werden dürfen, ist das viel zu wenig. Gerade bei neuen Kunden investieren wir tatsächlich viel mehr Zeit." Für Altfälle dürfen nur 3,5-6 Stunden pro Monat in Rechnung gestellt werden. Viele Betreuungsvereine hätten wegen der Unterfinanzierung schon aufgegeben. Der SKFM dagegen zahlt jeden Monat drauf und hat sogar noch eine Betreuungsassistentin eingestellt, die die eigentlichen Betreuer entlasten soll. So übernimmt die Assistentin oft zeitintensive Jobs wie den Arztbesuch mit dem Betreuten, während sich die Betreuer mit Ämtern auseinandersetzen. Dem SKFM geht es um ein selbstbestimmtes Leben seiner Kunden. Jetzt, in der Woche der Betreuung, will er auf die Unterfinanzierung hinweisen.

(ilpl)
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