Weihnachts-Wissen (16) "Christkindl einläuten"

Hilden · Rituale und Bräuche sind aus der Adventszeit nicht wegzudenken. Doch woher kommen Apfel, Nuss und Mandelkern? Experte Manfred Becker-Huberti erklärt, was es damit auf sich hat.

 Brauchtums-Experte Manfred Becker-Huberti.

Brauchtums-Experte Manfred Becker-Huberti.

Foto: ati

Rituale und Bräuche sind aus der Adventszeit nicht wegzudenken. Doch woher kommen Apfel, Nuss und Mandelkern? Experte Manfred Becker-Huberti erklärt, was es damit auf sich hat.

In einigen katholischen Regionen läuteten am 17. Dezember um 15 Uhr alle Glocken. Dies war nicht nur der Hinweis auf das eine Woche später beginnende Weihnachtsfest. Bis zur römischen Kalenderreform feierte die Kirche an diesem Tag das Gedenken an Lazarus aus Bethanien, den Jesus wieder ins Leben gerufen hatte. Das Glockengeläut an diesem Tag erinnerte an die an diesem Tag fälligen Weihnachtsgaben für Alte und Kranke und die fälligen Weihnachtsbesuche. Aus dieser alten Sitte haben sich die Weihnachtsfeiern für Obdachlose, Alleinstehende oder Arme entwickelt, die mit großem Engagement meist nur in den Großstädten stattfinden.

Im Rahmen der Volksfrömmigkeit war das christliche Feiern von jeher keine isolierte Veranstaltung der Besitzenden, die die Armen ausschloss. Jedes Fest war grundsätzlich für Kinder und Arme offen - gemeint waren die "Hofarmen", also die Armen aus der Nachbarschaft. Sie hatten das Recht zum Heischen. Das hieß, sie durften an die Tür klopfen und um eine milde Gabe bitten. Dieses Brauchtum hat sich bei uns meist nur noch am Martinsabend erhalten, wo geheischt, gebettelt, geschnörzt oder gegripscht werden darf. Dieses Sozialverhalten beim Feiern äußert sich in anderen Regionen durch ein zusätzliches Gedeck auf dem Tisch: Christus selbst könnte kommen. Und wenn er kommt, könnte er sich als der Ge-ringste erzeigen, so dass sich das Wort erfüllt: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25, 40). Im Weihnachtsfestkreis gab es ein weiteres Fest, wo dieser mitmenschliche Aspekt besonders gelebt wurde.

In weiten Teilen Europas feierte man am Dreikönigsabend das Bohnenfest, bei dem ein Königskuchen auf den Tisch kam, in dem eine Bohne versteckt war. Wer diese Bohne in seinem Kuchenstück fand, wurde Bohnenkönig und richtete ein Maskenfest aus. Traditionell begann mit dem 6. Januar dann die Fastnachtszeit. Zum Bohnenfest der Bessergestellten gehörte aber auch die Pflicht, dem Personal, das einen bedient hatte, ein eigenes Fest auszurichten. "Schwarzer Bohnenkönig" hieß dieses Fest. Christliches Feiern ist ohne Teilen nicht vorstellbar. In diesem Sinn gilt: Weniger ist mehr!

(RP)
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