Hilden Das Alte Helmholtz wird hundert

Hilden · Festabend mit musikalischer Gebäudeschau und einem Gang durch wunderbare Zeiträume. Mehr als 300 Besucher kamen.

 Die geplante Lichterschau fiel dem Regen zum Opfer, die Revue wurde in den Saal verlegt. Angestrahlt blieb das Gebäude allerdings.

Die geplante Lichterschau fiel dem Regen zum Opfer, die Revue wurde in den Saal verlegt. Angestrahlt blieb das Gebäude allerdings.

Foto: Staschik

Malte Benoit rückt die Schiebermütze in den Nacken und verteilt erst einmal Notenblätter. Denn ausgerechnet das Geburtstagsständchen hat das "ensemble café noir" seiner Meinung nach vergessen. Also wird das jetzt nachgeholt: Happy Birthday, Altes Helmholtz! Das Gemäuer ist 100 Jahre alt. Und nach der großen Feier am Samstagabend darf man mit Fug und Recht "Altes Haus" sagen - zu dem Bau an der Gerresheimer Straße. Auch der kleine Malte mit dem Kinderkontrabass war nicht zufällig auf der Bühne des Heinrich-Strangmeier-Saals. Über seine Uroma Karin Höller in Sitzreihe zwei heißt es auf Seite fünf der Festschrift: "Disziplin und Ordnung wurden auch von der Hausmeisterfamilie Höller streng überwacht." Malte ist als Musikschüler also Helmholtz-Nutzer in der vierten Generation. Uroma Karin Höller, Oma Ursula Gronen und Mama Catrin Benoit - sie sind mit gut 300 Menschen gekommen, um sich vor einem Haus zu verneigen.

Einem besonderen allerdings - wie das Geburtstagsprogramm zeigte. Drei Stunden lang konnten die Gäste zwischen den Zeiträumen hin und her flanieren. Im Raum für die grellbunten 70er Jahre entdeckte ein gestandener Mann sein Lieblingsspielzeug und wurde gleich wieder Kind: "Oh, ein echter Gameboy...und er funktioniert sogar noch!" Zeitungsausschnitte, Poster, Spiele, Videosequenzen und Live-Musik der entsprechenden Epoche - alles hatten die Macher aus Volkshoch- und Musikschule zusammengetragen, um den Erinnerungsmuskel aller Besucher zu kitzeln.

Lutz Winkler zum Beispiel hatte dabei eine Doppelrolle. Eben noch sang er sich durch die Beatles-bewegten 60er Jahre, im nächsten Moment stand er am Klavier im 20er- Jahre-Salon und schmetterte einen der wortgewaltig-wortwitzigen Chansons jener Jahre zwischen den Kriegen. Was ist leichter zu singen? Kurzes Nachdenken. "In den Sechzigern war ich selber jung, da kann ich mich besser einfühlen."

Leider spülte der Herbstregen das gesamte Außenprogramm in den Gulli. So kamen nur Enthusiasten zu den Oldtimerfreunden, um sich die Zeugnisse verschiedener Mobilitätsepochen aus der Nähe anzuschauen. Auch der Getränkestand hatte keinen geschäftlich erfolgreichen Abend. Und die große Gebäudeschau - bei der WDR-Moderator Sven Lorig als Hildener die Rolle des Alten Helmholtz sprach und Musik- und Dozententeams die zehn Jahrzehnte mit Liedern und Leben füllten, konnte nicht wie geplant vor dem Haus stattfinden. Vollsperrung der Gerresheimer Straße ade!

Die Revue wurde kurzerhand in den Saal verlegt. Es war der krönende Abschluss einer Zeitreise im hundertjährigen Gemäuer. Moderator Lorig hat sein Abi bereits am neuen Helmtholtz im Holterhöfchen gebaut - und denkt vielleicht deshalb ein wenig quer zur allgemeinen Jubiläums-Sonntags-Stimmung: "Eigentlich sollte man das Haus umbenennen. Denn es gibt nur ein Helmholtz - und das ist anderswo."

(dne)
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