RP-Serie Unser Wasser (3) Das Herz des Hildener Trinkwassernetzes

Hilden · Das Wasserwerk Baumberg wird gemeinsam von Hilden und Solingen betrieben. Von hier aus wird das ganze Stadtgebiet versorgt.

Wasserwerks-Leiter André Staniewski muss schon lauter sprechen, als er dem Besucher in der Pumpenhalle grob erklärt, was er von der Galerie aus sehen kann. Da sind eine Menge Rohre mit beachtlichem Kaliber, Dazwischen stehen zwei große grüne Behälter. Unterhalb der hallenhohen Glasfront verschwinden grün lackierte Rohre im Boden — sie pressen Wasser in das 178 Kilometer lange Rohrnetz, das sämtliche Haushalte versorgt.

Das Herz des Hildener Trinkwassernetzes schlägt im Bereich Karnap. Dort gibt es vier Grundwasserbrunnen; Grundwasser steht in Tiefen von zwei bis vier Meter an. Im Wasserwerk Baumberg, wie das gemeinschaftlich von den Stadtwerken Hilden und Stadtwerken Solingen betriebene Unternehmen offiziell heißt, kommt auch die Förderung von Rheinuferfiltrat aus dem Bereich Baumberg an.

"Wir haben hier keine große Aufbereitung", erklärt André Staniewski, seit 16 Jahren beim Wasserwerk tätig. 70 Prozent Karnaper Wasser wird mit 30 Prozent Baumberger Rohwasser gemischt. Zusammen ergibt sich ein Trinkwasser, das mit 11 Grad deutscher Härte als mittelhart gilt. Das Grundwasser wird von Kohlensäure befreit, Aktivkohlefilter holen anorganische Stoffe aus dem Wasser heraus. In großen, mit Kies und Sand gefüllten Filterkesseln bleiben Eisen und Mangan hängen. In geringem Maße wird 25prozentige Natronlauge beigemischt. "Früher hat man Kalkmilch verwendet; jetzt ist aber viel weniger Chemie erforderlich", sagt Staniewski. Zusätzlich werden Phosphat und Silikat beigegeben — diese Stoffe verfestigen in den Rohren die in geringem Maße vorhandenen Krustierungen. Das wiederum verhindere, dass Trinkwasser getrübt aus dem häuslichen Hahn strömt, erklärt Bernd Müller, Wassermeister der Stadtwerke Hilden.

Die Pumpentechnik ist auf eine Leistung von 1200 Kubikmeter pro Stunde ausgelegt. Im Schnitt reichen aber 500 Kubikmeter aus. 120.000 Liter pro Stunde fließen vom Wasserwerk Baumberg aus nach Langenfeld. Nachts wird die Förderung erhöht, um die Hochbehälter im Sandberg an der Stadtgrenze zu Haan — die beiden haben zusammen ein Fassungsvolumen von 10.000 Kubikmeter (ein ganzer Tagesbedarf der Stadt Hilden) — zu füllen.

Das Wasserwerk Baumberg ist zugleich eine Notversorgung für die Solinger Stadtteile Ohligs und Aufderhöhe. "Im vorigen Jahr haben wir von hier aus sieben Wochen die Bürger in Solingen versorgt", berichtet Staniewski. Auch umgekehrt war das der Fall: Als im Hildener Wasserwerk mehrere Pumpen getauscht werden musste, strömte Solinger Talsperrenwasser durch die Hildener Leitungen. Sollte es zu gravierenden Störungen kommen, können die Wasserwerker binnen einer Stunde die Versorgung der Hildener wieder sicherstellen.

Meister Staniewski und seine Kollegen in Hilden — ein Vorarbeiter und drei Monteure — sind Mitarbeiter der Stadtwerke Solingen, die die Anlage im Bereich An den Gölden an Wochenenden per Fernüberwachung betreiben. Für Notfälle ist jeweils ein Bereitschaftsdienst eingesetzt. Als Staniewski 1998 seinen Dienst antrat, gab es ein Dutzend Mitarbeiter — ein Elektriker und elf Schlosser. Die fünf Männer kümmern sich auch um Außenanlagen und die Reinigung der Gebäude.

Einmal in der Woche werden die gewaltigen Filter in einem separaten Gebäuden durch Rückspülung gereinigt. Das Spülwasser wird in einem Klärbecken gesammelt, das extra über der Erde aufgebaut wurde, um nicht in Grundwasser führende Schichten eingreifen zu müssen. Dort sinkt der Schlamm nach Zugabe von Flockungsmitteln ab und wird in Container gepumpt. Der Rest des Wassers darf über den Karnaper Graben wieder abgeleitet werden. Frischwasser-Qualität und auch die Parameter des Rückspülungswassers werden durch Laboranalysen genau überwacht. In der Kontrollwarte des Wasserwerks wird jeder Schritt des Betriebes kontrolliert. Per Computer-Bildschirm können Werte von allen Sensoren aufgerufen und bei Bedarf nachgesteuert werden. "Hier kann ich alles sehen", merkt André Staniewski an. "Das einzige, was hier im Wasserwerk nicht zu sehen ist, ist Wasser", ergänzt er mit einem Grinsen. Einzige Ausnahme sind die Proben-Wasserhähne, durch die ständig Wasser fließt (das verhindert ein Verkeimen) und wo Proben für die Analysen entnommen werden.

(RP)
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