Haan Das Leitbild mit Inhalt gefüllt

Düsseldorf · Interview Die Evangelische Kirchengemeinde hat eine Gemeindekonzeption vorgestellt. Dr. Klaus Wiedemann, stellvertretender Vorsitzender des Presbyteriums, war maßgeblich an der Entwicklung beteiligt.

Die Evangelische Kirchengemeinde Haan hat eine Gemeindekonzeption entwickelt. Darüber sprach RP-Redakteur Ralf Geraedts mit Dr. Klaus Wiedemann, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Presbyteriums.

Was war Anlass für die Arbeit an der Gemeinekonzeption?

Wiedemann Das Presbyterium hatte schon 2002 ein Leitbild formuliert, in dem eine Reihe von Grundüberzeugungen aufgeschrieben waren. Ein solches Leitbild ist aber kein Papier, das Grundlagen bildet für das, was man tun muss.

Die Leitbild-Kernsätze sind also mit Inhalten gefüllt worden?

Wiedemann Im Prinzip ja. Nehmen wir als Beispiel den Leitsatz fünf. "Damit die Wahrheit des Evangeliums verkündet und die Liebe gelebt wird, lädt die Gemeinde Menschen ein, um sie zum Glauben und zur Gemeinschaft zu ermutigen: Sie geht auf die Menschen zu und bietet über Grenzen hinaus Glaubens- udn Lebenshilfen an." In einer sich ändernden Gesellschaft haben Menschen völlig unterschiedliche Erwartungen an Kirche, ob beim Kirchgang oder bei der Bestattung. Kirche muss sich fragen, wie sie auf die Ansprüche reagiert. Deshalb wird das Presbyterium jedes Jahr in einer Klausur über Ziele für das kommende Jahr nachdenken.

Das klingt wie Zielvereinbarungen, die in der Industrie verbreitet sind.

Wiedemann Ich war beruflich in einem Industrie-Unternehmen tätig und bin damit immer gut gefahren. Diese Methode war für die Kirchengemeinde neu. Wir haben mit der Klausur 2009/10 begonnen und werden bei der nächsten Jahresklausur das Erreichte bewerten.

Inwieweit ist die Gemeinde in die Konzeption eingebunden?

Wiedemann Im Januar haben wir die Konzeption in einem Gottesdienst vorgestellt und kürzlich in einer Gemeindeversammlung noch einmal gefragt, was gefällt und was nicht und ob wir etwas anders machen sollen. Es gab zwar eine rege Diskussion, aber im Grunde war Zufriedenheit festzustellen. Es wäre schön, auch Leute zu erreichen, die etwas kirchenferner sind. Vielleicht besteht dazu beim ökumenischen Pfarrgemeindefest eine erste Gelegenheit. Beim letzten Haaner Sommer hat sich gezeigt, dass mit dem Gottesdienst auch Menschen angesprochen wurden, die sonst nicht die Kirche besuchen.

Die Finanzen sind eine wichtige Säule der Gemeindearbeit. Wie können Sie diese Grundlage bei rückläufigen Kirchensteuer-Einnahmen sichern?

Wiedemann Gerade haben wir das Paul-Gerhardt-Haus aufgegeben, das Grundstück verkauft und den Erlös in die Rücklagen gesteckt. Der CVJM finanziert seit fünf Jahren eine Stelle durch Spenden. Wir sind noch in der Lage, Defizite durch Finanzerträge zu decken.

Ein großer Teil der Gemeindefinanzen fließt in die drei Kindertageseinrichtungen. Hier hat es durch das Kinderbildungsgesetz Verschiebungen gegeben.

Wiedemann Das ist in der Tat eine unserer großen Baustellen. Derzeit laufen Gespräche zwischen der Kirchengemeinde und der Stadt über die Refinanzierung. Davon hängt ab, wie wir unser Angebot umbauen.

Was sind die nächsten Ziele?

Wiedemann Wie gesagt, die Kindergartenfinanzierung ist im Umbau. Das Haus im Park schreibt schwarze Zahlen und es gibt erstmals eine Warteliste. Das soll so bleiben. Personell sind keine Veränderungen geplant. Die Vakanz bei der Krankenhaus-Seelsorge steht auf dem Problemzettel. Wir wollen eine lebens- und liebenswerte Gemeinde sein. Und da muss man immer wieder genau hingucken, ob und wie dies gelingt.

(RP)
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