Museumschef Gerd C. Weniger hält als offenbar liberaler Erziehungsberechtigter die Zügel dennoch fest in der Hand. Schon vor sieben Jahren erlaubte er die ersten sexuellen Abenteuer. Damals waren es direkt 100 000 Jahre Sex, die nicht gänzlich jugendfrei in den Ausstellungsräumen im Untergeschoss Einzug hielten. War das nicht vielleicht ein bisschen früh für römische Lederbikinis, das Grab des goldenen Penis oder die Vulva an Krücken? Und auch für Details aus dem Sexleben längst vergangener Zeiten, in denen selbiges ausschließlich in vaso debito, als am rechten Ort erlaubt war. Bloß nicht von hinten wie die Hunde, auch nicht im Stehen und schon gar nicht mit der Frau obenauf. Wir wollen die Angelegenheit nicht weiter vertiefen, nur so viel sei gesagt: Im Neanderthal Museum steigt angesichts dieser nackten Tatsachen niemandem die Schamesröte ins Gesicht. "Die Ausstellung war ein absoluter Erfolg. Wir haben damals sogar zusammen mit Pro familia Sexualaufklärung angeboten", erinnert sich Gerd C. Weniger.

Gut, dieses Thema können wir also getrost abhaken. Und wie war es mit den Kinderkrankheiten? Gab es überhaupt welche und wie wurden sie kuriert? Auch dazu fällt dem Museumschef so einiges ein. Da wären zum einen die leidigen Staus vor der Eingangstür, die vor allem im ersten Jahr beobachtet werden konnten. Auf insgesamt 260 000 Besucher war man offenbar nicht eingerichtet. Hinzu kam auch, dass die dicke Kladde, in der zusätzliche Veranstaltungen und Workshops per Hand eingetragen werden sollten, bald ausgedient hatte. "Da haben wir schnell gemerkt, dass das bei mittlerweile 3000 Workshops, Seminaren und Führungen nicht funktioniert", erinnert sich Weniger an den Umstieg auf moderne Computerprogramme. Schließlich soll der Blick in die Steinzeit auch gelingen und nicht an mittelalterlicher Technik scheitern. Ach ja, die Technik: Sie funktionierte bislang reibungslos und ohne größere Ausfälle.

Und wie üblich schaut man am 18. Geburtstag auch schon mal zurück und erinnert sich an den Tag, als der nunmehr volljährige Nachwuchs das Licht der Welt erblickte. War es eine schwere Geburt? War der Neuankömmling ein Quälgeist, mit dem die Eltern ihre liebe Mühe hatten? Was unser Geburtstagskind mitten im Neanderthal betrifft, kann der Museumschef nichts dergleichen berichten. Die Geburt sei vergleichsweise unkompliziert gewesen. "Allerdings war das schon eine Punktlandung. Als vorn die ersten Ehrengäste hereinkamen, gingen hinten noch die letzten Genehmigungsanträge raus", erinnert sich Gerd C. Weniger an die Eröffnung am 10. Oktober 1996. Das Museum sei danach schnell zum Publikumsliebling avanciert, alle hätten es sehen wollen. Dass die architektonisch eher ungewöhnliche Erstausstattung hier und da für Irritationen gesorgt hatte, geriet schnell in Vergessenheit. Längst rangiert das Neanderthal Museum im internationalen Ranking der Museumsbauten ziemlich weit vorn. Und genauso könnte es nach dem 18. Geburtstag weitergehen mit den Karriereambitionen. Bevor in zwei Jahren die Dauerausstellung aufgemöbelt wird, geht´s beim Masterplan Neanderthal erstmal um das Ambiente ringsherum. Einen wollen wir übrigens bei all dem Geburtstagsrummel keineswegs vergessen: Den Neandertaler, um den es ja eigentlich geht. Er dürfte seine moderne Behausung wohl eher als pompösen Luxustempel empfinden. Und während heute das Leben mit 18 erst so richtig anfängt, war es für ihn damals schon zur Hälfte vorbei.