Hilden Demenz-WG halb ausgebucht

Hilden · Eine betreute Wohngemeinschaft, in der Demenzkranke gemeinsam leben können: Im September geht die erste Einrichtung dieser Art in Hilden in Betrieb. In der Stadt leben geschätzt 875 Demenzkranke.

 So sieht die Baustelle an der Schumannstraße derzeit aus. Schon bald soll das Haus bezugsfertig sein.

So sieht die Baustelle an der Schumannstraße derzeit aus. Schon bald soll das Haus bezugsfertig sein.

Foto: anja tinter

Zum 1. September werden die ersten Bewohner von Hildens erster Demenz-Wohngemeinschaft in die Schumannstraße 16 einziehen. Die Hälfte der zehn Plätze sei bereits vergeben, sagte Pfarrerin Sonja Schüller, Vorsitzende des Diakonischen Werks Hilden. Leitender Sozialarbeiter Eckhard Bock-Huppertz führt derzeit viele Gespräche mit Angehörigen: "Die Betreuer und Angehörigen gestalten den Tagesablauf in der WG selbst. Das ist vielen noch nicht so bewusst."

 Machen Werbung für "Frieda": Pfarrerin Sonja Schüller, Moderator Günter Scheib und Sozialarbeiter Eckhard Bock-Huppertz (v.li.)

Machen Werbung für "Frieda": Pfarrerin Sonja Schüller, Moderator Günter Scheib und Sozialarbeiter Eckhard Bock-Huppertz (v.li.)

Foto: staschik

Das Gebäude errichtet die private IBS Immobilien AG, die bereits die benachbarten 14 Einfamilienhäuser gebaut hat. Das Diakonische Werk hat das Erdgeschoss gekauft und vermietet es an die Bewohner. Jeder hat ein eigenes Zimmer mit Waschbecken und Toilette. Daneben gibt es einen großen Gemeinschaftsraum mit Küche sowie einen 500 Quadratmeter großen Garten. Die Mieter müssen gemeinsam festlegen, welcher ambulante Pflegedienst sich um die Senioren kümmert, ob selbst gekocht wird oder ein Lieferservice beauftragt werden soll, wer die Räume reinigt und so weiter. "Durch diesen Freiraum kann ganz individuell auf die Wünsche der Bewohner eingegangen werden", betont Bock-Huppertz.

Viele Angehörige bewege die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für die Übersiedlung ihrer Angehörigen in die WG oder ein Heim sei. "Die Menschen, die zu uns kommen, brauchen eine 24-Stunden-Betreuung", weiß der leitende Sozialarbeiter. Durch die Demenz gehen nach und nach Alltagskompetenzen verloren — wie den Fernseher einschalten oder Kaffee kochen. Zudem litten viele Demenzkranke unter Ängsten. Deshalb seien eine vertraute Umgebung und verlässliche Ansprechpartner für sie so wichtig. Beides könne die Demenz-WG bieten.

Die Kosten für den WG-Platz lägen etwa 500 Euro unter dem für einen Heimplatz, berichtet Schüller. Die Miete orientiere sich an dem Sozialhilfesatz, so dass auch Menschen, die auf Unterstützung vom Sozialamt angewiesen seien, dort leben könnten. Der genaue Preis lasse sich aber erst dann festlegen und kommunizieren, wenn man sich auf einen Pflegedienst geeinigt habe.

Damit die Abstimmung unter den Angehörigen auch gut funktioniert, hat die Diakonie Alt-Bürgermeister Günter Scheib als Moderator gewonnen. "Sich auf die rechtlichen Bestimmungen zu einigen, ist meist nicht so schwierig wie das emtionale Feld", weiß er. Viele Angehörige hätten Schuldgefühle, weil sie Vater oder Mutter nicht mehr zu Hause pflegten. Damit umzugehen, müssten alle lernen.

"Frieda" — in Anlehnung an die benachbarte Friedenskirche — ist die fünfte Demenz-WG im Kreis Mettmann. Vorreiter waren die Städte Mettman, Velbert und Heilligenhaus. In Hilden leben geschätzt 875 Demenzkranke.

(RP)
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