Hilden Der Countdown für die Hildener Jazztage läuft

Hilden · Peter Baumgärtner, Manfred Thun und Wayne Wandt stellen gemeinsam das Hildener Festival auf die Beine.

Peter Baumgärtner - der "Erfinder" der Jazztage

Peter Baumgärtner - der "Erfinder" der Jazztage

Foto: Staschik

Peter Baumgärtner hat entweder Trommelstöcke oder ein Mobiltelefon in der Hand. Der Schlagzeuger besorgt die Künstler für die Hildener Jazztage und ist in der Musikszene bestens vernetzt. "Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass in Hilden das Hotel gut ist, das Catering stimmt und die Technik funktioniert", freut sich der künstlerische Leiter des Festivals.

Gemeinsam mit seinem Partner Uwe Muth und ihrer Agentur Sensitive Colours organisiert er die Hildener Jazztage. Dafür braucht er manchmal Glück, wie bei Bob Mintzer. Er wurde mit den "Yellowjackets" berühmt: "Die kann ich mir nicht leisten." Aber der Star-Saxophonist aus den USA ist gerade auf Tour und so konnte Baumgärtner ihn für die Hildener Jazztage als "Special Guest" für ein Konzert am 1. Juni im Park der Capio-Klinik gewinnen. Mit dem Engagement von Trilok Gurtu hat sich Baumgärtner einen "Traum erfüllt": "Er ist eine Percussionslegende. Wir haben uns vor ein paar Jahren in Düsseldorf getroffen. Ich habe ihn angerufen - er lebt in der Nähe von Hamburg, ist aber weltweit unterwegs - und er hat zugesagt."

Inzwischen bekommt Baumgärtner schon viele Bewerbungen für die Hildener Jazztage: "Ich beute niemanden aus, zahle auch selber keine überhöhten Gagen." Das Engagement der Künstler und die Sponsoren-Akquise - das ist für Baumgärtner die Pflicht. Was jetzt kommt, ist seine Kür: Das sind seine Gespräche mit den Künstlern, den Sponsoren und den Gästen der Jazztage. "Und das werde ich in vollen Zügen genießen", ist der 56-jährige Festivalmacher schon voller Vorfreude. Manfred Thun kümmert sich mit seinem Partner Elmar Pientak um die Veranstaltungstechnik - und das bereits seit den allerersten Hildener Jazztagen 1996. 16 Konzerte an neun Locations in sechs Tagen stehen diesmal auf dem Programm: Um das möglich zu machen, sind rund 25 Mitarbeiter und drei Lastwagen voll mit technischer Ausrüstung für Beleuchtung und Beschallung im Einsatz. Wie viele tausend Meter Kabel verlegt werden, hat Thun nie gezählt: "Schreiben Sie bloß nicht Kabelsalat hinter der Bühne. Die Hildener Jazztage sind ein Spezialfall, weil wir inzwischen wissen, wo was steht." Hinzu kommen allerdings noch die Bühnenanweisungen der beteiligten Bands: "Die müssen auf jeden Fall von uns ganz genau eingehalten werden."

Die technisch schwierigste Location sei die Hildener Stadthalle. "Weil die Akustik nicht so toll ist. Da muss man viel Erfahrung haben." Die kann das Fachunternehmen aus Grevenbroich vorweisen - und eine beeindruckende Liste an prominenten Kunden. Die Wirtschaftselite wie Porsche, Kraft oder Sony vertraut der Firma ebenso wie bekannte Künstler (Al Jarreau, Thomas Freitag) oder zahlreiche Behörden und Kommunen. Ihr bislang aufwendigster Auftrag sei ein IT-Kongress für Microsoft in der Messe Frankfurt gewesen, erinnert sich Thun: "Das war der bislang weltgrößte Kongress dieser Art."

Sein Alptraum: Ein Musiker auf der Bühne produziert einen technischen Fehler und macht vor Publikum fälschlicherweise die ausführende Firma dafür verantwortlich. Alles schon passiert bei den Hildener Jazztagen. "Ausgerechnet ein bekannter deutscher Saxophonist, der die Tatort-Melodie komponiert hat", erinnert sich Thun mit Grausen. Dessen Gitarrist hatte ein kleines Netzteil dabei. Das sorgte für den Brummton. Ein anderes Mal fiel bei einem Auftritt der WDR-Big-Band der Strom in der Stadthalle aus - für eine Stunde. "Das war aber nicht unsere Schuld, sondern ein Netzausfall bei den Stadtwerken Hilden", betont Thun. "Die Musiker haben sich kurz beraten und dann weitergespielt. Das geht aber nur bei einer Big Band."

Die Konzerte genießen kann der Jazzfreund grundsätzlich nicht. Er hält während der Hildener Jazztage in der Firma Wache, um bei einem Notfall schnell helfen zu können. "Nur im vergangenen Jahr habe ich ein Konzert im Park der Capio-Klinik gehört", erzählt Manfred Thun: "Chester Thompson hat mich so interessiert, da habe ich mich inkognito reingeschlichen."

Wayne Wandt ist der Mann, der die Jazztage gut aussehen lässt. Der Multimedia-Designer aus Haltern am See gestaltet das Programm, die Plakate, Flyer, Eintrittskarten sowie die Homepage des Festivals - und das auch schon seit mehr als zehn Jahren. In diesem Jahr hat er sich besonders um das "Responsive Design" gekümmert, erzählt der 42-Jährige: "Die Inhalte wurden für neue Endgeräte wie iPad oder Smartphone optimiert." Gut zwei Monate dauert es, bis die komplette Außendarstellung des Festivals steht. "Auf der Homepage versuchen wir stark zu emotionalisieren", erklärt der Designer: "Die Bilder der Musiker bewegen sich etwas. Das vermittelt einen lebendigen Eindruck." 40 000 bis 50 000 Klicks auf die Internetseite während der Jazztage seien ein relativ guter Wert. Gehackt werde die Seite bisweilen auch. Aus Kostengründen werde eine frei verfügbare Software verwendet, die immer auch Sicherheitslücken aufweise. Wandt: "Die meisten Hacker machen nichts kaputt, sondern hinterlassen nur ihre Marke." Der Jazzfan versucht jedes Jahr, mindestens ein Konzert in Hilden, meist die International Jazznight, persönlich mitzuerleben.

(RP)
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