Hilden Der Steinbruch wird zur Film-Kulisse

Hilden · Till Iseke vermarktet die Grube Osterholz der Kalkwerke Oetelshofen erfolgreich für Filmdrehs und Events.

 Till Iseke vermarktet die Grube Osterholz der Kalkwerke Oetelshofen erfolgreich für Filmdrehs und Events.

Till Iseke vermarktet die Grube Osterholz der Kalkwerke Oetelshofen erfolgreich für Filmdrehs und Events.

Foto: Mikko Schümmelfelder

Ein Gerangel zwischen zwei Typen. Der eine wirft den anderen auf eine Matratze und verschwindet in die Nacht. Direkt nebenan: Die Steinbruchkante. Ringsum ein Gewusel von Leuten mit Kabeln in der Hand und mittendrin die Kamera.

Würde nicht einer irgendwann die Klappe in der Hand halten - man wüsste nicht genau, wann jetzt eigentlich was passiert. Am Ende ist die Matratzenszene im Kasten und Till Iseke (27) hat zwei Nachtschichten hinter sich. Der Firmengründer von "DeinSteinbruch" ist zufrieden. Alles lief perfekt, nach beinahe 48 Stunden Nonstop-Wochenend-Filmdreh können in der Grube Osterholz wieder die Bagger rollen.

Längst ist das, was dort jenseits des Firmenalltags zuweilen Halt macht, ganz großes Kino. Wim Wenders, Elton und Frederik Lau: Sie alle haben in der Grube Osterholz schon mal über die Klippen geschaut. Der eine für seine Hommage an Pina Bausch, Elton für eine Kinderserie und Frederik Lau als Hauptdarsteller einer Geschichte, die im nächsten Jahr in die Kinos kommen soll.

Immer mittendrin: Till Iseke, der mit seiner Firma "DeinSteinbruch" die Grube als Eventschauplatz vermarktet. "Das war anfangs nur ein Kleingewerbe", erinnert er sich an seinen Besuch im Rathaus, wo er für die Gewerbeanmeldung ein paar Euro auf den Tisch legte. Daraus wurde schnell eine Erfolgsgeschichte und mittlerweile hat er längst Routine im Umgang mit Filmproduzenten und Werbeagenturen, die das bizarre Ambiente als perfekte Kulisse entdeckt haben. Er selbst ist mit dem Steinbruch groß geworden. Die Kalkwerke Oetelshofen sind seit einem Jahrhundert ein Familienunternehmen. Und augenscheinlich geht Till Isekes Leidenschaft für das, was für andere nicht mehr als ein tiefes Loch in der Erde ist, weit darüber hinaus. "Für mich war das hier immer schon ein großer Spielplatz", gibt er einen Einblick in eine Kindheit inmitten von Kalkbrennöfen, Brechern und Muldenkippern. Und dann kam irgendwann die große weite Welt ins kleine Dorf.

Angefangen hatte alles vor mehr als zehn Jahren mit einer ganz großen Geschichte. Damals hatte Red Bull mit den "X-Fighters" an die Türe geklopft. "Wir haben einfach die Schranke aufgemacht und die Leute reingelassen", erinnert sich Till Iseke an die gigantische Motorradshow. Was danach passierte, darf man sich so vorstellen: Schon Wochen vor dem Event rauschte eine gigantische Crew im Dorf an. Riesige Aufbauten, eingezäunte Felder und ein Kalkwerk, in dem der Ausnahmezustand herrschte: Das war eine Erfahrung, die auch ihre Schattenseiten hatte. In der einen Ecke wurde Kalk abgebaut, in der anderen nahm der Trubel rings um die Show seinen Lauf.

Bei den Schölleranern stellte sich ein Wochenende lang inmitten Tausender Besucher nahezu Woodstock-Feeling ein. Und am Ende blieb bei den Kalkwerken die Erkenntnis: So können wir das nicht machen. Der Abbau muss ungestört weitergehen, die Anwohner sollen nicht überrollt werden und mittlerweile gibt es längst zuviel Bürokratie, um sowas quasi nebenher abzuwickeln. Daher sieht sich Till Iseke auch als Vermittler zwischen der Kreativbranche und dem Firmenalltag. Für die notwendigen Genehmigungsverfahren holt er Umweltschützer ebenso mit an den Tisch wie die Bezirksregierung. Einen Filmdreh von "Alarm für Cobra 11" hat er gerade hinter sich. Explodierende Autos, die von den Klippen stürzen, sind dabei schon beinahe der Klassiker.

Inzwischen hat sich wieder die Crew von "Wishlist" angemeldet. Die Wuppertaler Filmemacher haben es mit ihrer Internet-Mysterie-Serie bis zum Grimme-Preis und zum Deutschen Fernsehpreis geschafft. Und während die Hauptdarsteller durchs Bild laufen, schaut man im Hintergrund immer wieder auf die Grube Osterholz.

(RP)
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