Weihnachts-Wissen (12) Die junge Christbaumkugel

Hilden · Rituale und Bräuche sind aus der Adventszeit nicht wegzudenken. Doch woher kommen sie? Experte Manfred Becker-Huberti erklärt, was es damit auf sich hat.

Heute gibt es sie in allen Farben und Formen: Ob Silber oder Lila, gestreift oder gepunktet, die Geschmäcker sind verschieden. Und die Hersteller der Christbaumkugeln versuchen Trends zu setzen, um jedes Jahr neue Kugeln verkaufen zu können. Das ererbte Familiensortiment scheint es kaum mehr zu geben. Und für viele scheint sich der Sinn des Baumes darauf zu be-schränken, ein bisschen überirdi-schen Glanz zu verbreiten. Christbaumkugeln sind noch relativ jung. Sie entstanden, als es 1870 gelang, Glaskugeln von innen zu versil-bern. Ihre Vorläufer sind Äpfel, meist von der Sorte Renette, die besonders schön rot gefärbt und im Winter lange haltbar sind.

Weil das lateinische Wort für Apfel und Übel zumindest gleich geschrieben wurde und ähnlich ausgesprochen wurde, stand der Apfel symbolisch für das Böse. Für die Menschen, die nicht lesen und schreiben konnten, wurde am 24. Dezember vor der Mette der Festinhalt gespielt: Zuerst das Paradies- und dann das Krippenspiel. Die Liturgie setzte mit dem Gedächtnis an Adam und Eva am 24. die Erbschuld, den Grund der Erlösungsbedürftigkeit, in den Vordergrund, der dann das Gedächtnis an die Geburt des Erlösers am 25. folgte.

Der Apfel vom Baum der Erkenntnis, der nördlich der Alpen die südlich verwendete Feige ersetzte, bekam eine zweite Bedeutung: Aus der Hand der Gottesmutter Maria, auch die zweite Eva genannt, geht der Apfel an das Jesuskind. In seiner Hand wird aus dem Symbol der Schuld, das Symbol der Erlösung. Je nachdem in wessen Hand der Apfel ist, kann er sich widersprechende Bedeutungen haben. Dieser Wandel der Bedeutung zeigt sich in dem Apfel, den der kleine Hermann der Gottesmutter in der Kölner Kirche Sankt Maria im Kapitol der Gottesmutter reicht. Die Christbaumkugel steht in einer Tradition, die bis in das Paradies zu-rück reicht.

(RP)
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