Hilden Die Sloggys kegeln - Frauen unter sich

Hilden · Wenn der Kegelclub am 1. April sein 50-jähriges Bestehen feiert, dürfen die Männer ausnahmsweise mitkommen.

Der Mann von Marlies Weyerhoff wollte sie anfangs nicht beim Kegelclub mitmachen lassen. "Er hatte Angst, dass ich nicht mehr wiederkomme", sagt sie. Jetzt kegelt sie seit 18 Jahren mit den anderen Frauen, den Sloggys. Seit 50 Jahren gibt es den Frauen-Kegelclub mittlerweile. Hannelore Wolter nannte die Gruppe nach einer Produktlinie ihres Arbeitgebers, die Unterwäschefirma Triumph aus Hilden. Sie hält einen kleinen Stofftier-Bären des Unternehmens in die Runde. Der Bär trägt eine winzige Unterhose, auf der der Name "Sloggi" steht.

Die Gatten der Sloggy-Damen kegeln auch - ohne Frauen. Wieso hatte Weyerhoffs Mann dann Angst, dass sie nicht wiederkomme? "Weil wir regelmäßig auf Reisen gehen, ohne unsere Familien", erklärt Helga Seiler. Sie ist seit 34 Jahren im Club und die Kassiererin. Seiler organisiert auch die ganzen Unternehmungen der rüstigen Truppe. Sie wurde ein einziges Mal in diese Position gewählt und ist es geblieben. Neuwahlen gibt es nicht. Auch deshalb nicht, weil sich alle vertrauen. Seiler erzählt, die Sloggys hätten immer mal wieder neue Mitglieder gehabt, sie seien dann aber ausgetreten, weil ihnen irgendwas nicht gepasst habe, oder sie seien das ein oder andere Mal "auch rausgeschmissen" worden, sie passten nicht in die Gruppe.

Jetzt gebe es einen Aufnahmestopp, verkündet Christel Finzel, die Präsidentin der Sloggys. Zu Beginn des Kegelabends stimmt sie ein Lied aus der Fußball-Fan-Szene an, die anderen Damen steigen mit ein, am Ende prosten sie sich dreimal zu. Der Abend ist offiziell eröffnet. Christel Finzel ist ebenfalls seit 34 Jahren dabei und wurde nur ein einziges Mal zur Vorsitzenden gewählt. Ihre Schwester, Gisela Weidmann, ist noch neun Jahre länger bei den Sloggys, seit 45 Jahren.

Dieses Jahr wollen die Damen eine Schifffahrt unternehmen. Drei Tage geht es über den Rhein von Köln nach Boppart. Obwohl sie sich eigentlich nur einmal alle drei Wochen treffen, seien die Fahrten keine besondere Herausforderung für die Frauen, sagt Wolter. Es werde getanzt, gegessen und getrunken. Dieses Jahr dürfen die Männer mitkommen, ausnahmsweise, zum Jubiläum eben, das am 1. April gefeiert wird. Übrigens kegele niemand bei den Ausflügen. Schnell wird deutlich, dass der Gruppe das Kegeln auch gar nicht so wichtig ist. Auch an diesem Abend wird verletzungsbedingt keine Kugel geschoben. Zusammen zu sitzen, sich auszutauschen und Spaß zu haben steht im Vordergrund. "Wer über Krankheiten spricht, muss 'ne Runde ausgeben", macht Helga Seiler die Sloggy-Regeln deutlich. Seiler, in roter Lederjacke, wirkt sehr aktiv. Alles passt optisch zusammen: Die Jacke, die Haare, der Lippenstift. Den vermuteten roten Sportwagen fährt sie aber nicht. Eine weitere Regel lautet: Wenn eine etwas ablehnt, wird es nicht gemacht.

Die Frauen sind froh, unter sich zu sein. Monika Paashaus dazu: "Meine Männer sind froh, wenn wir mal weg sind." Die anderen lachen. Die Freundinnen halten aber auch in schwierigen Situationen zusammen. Als vor wenigen Jahren der Mann von Inge Hirschfeld starb, seien die Kegeltreffen ihr eine Stütze gewesen, sagt sie. Sie ist seit 36 Jahren bei den Sloggys. Auch für Helga Seiler gab es schwere Zeiten im Privatleben, die Frauen wissen das sehr genau und bekommen die traurigen Phasen im Leben der anderen mit. Das sei aber auch gut so, man könne sich aufeinander verlassen. Beim Kegeln gewinnt übrigens meistens Hannelore Wolter, sie ist die einzige Sportkeglerin der Gruppe. Das sei auch nötig gewesen für die Wettbewerbe, an denen die Frauen teilnahmen. 1983 haben die Sloggys den dritten Platz und 2003 den zweiten Platz beim Sparkassen- Pokal gemacht. Kegeln können sie am Ende also auch.

(RP)
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