Hilden Die Sonnenenergie auch nachts nutzen

Hilden · Bundesweit einmaliger Versuch in Hilden: Schlaue lokale Stromnetze machen unabhängig

 Auftakt zum Modellversuch. Mit sechs Energieblöcken präsentieren sich (von links): Professor Mirko Bodach, Christian Liebich (Wirtschaftsministerium), Peter Wüstnienhaus (DLR), Prof Hans-Jürgen Pfisterer, Bürgermeisterin Birgit Alkenings, Uwe Koenzen, Roland Schüren und Jörg Heynkes (VillaMedia).

Auftakt zum Modellversuch. Mit sechs Energieblöcken präsentieren sich (von links): Professor Mirko Bodach, Christian Liebich (Wirtschaftsministerium), Peter Wüstnienhaus (DLR), Prof Hans-Jürgen Pfisterer, Bürgermeisterin Birgit Alkenings, Uwe Koenzen, Roland Schüren und Jörg Heynkes (VillaMedia).

Foto: ola

Solarstrom macht unabhängig vom normalen Stromnetz. Das Problem bisher: Meist scheint die Sonne nicht ausgerechnet dann, wenn ein mittelständisches Unternehmen besonders viel Strom braucht. Diesen dunklen Fleck will jetzt ein drei Millionen Euro teures Forschungsprojekt in Hilden und Wuppertal beiseite schieben. Davon kommen 1,8 Millionen Euro aus Fördermitteln des Bundeswirtschaftsministers. Den Rest bringen die lokalen Projektpartner auf.

Über 36 Monate hinweg werden lokale Stromspeicher, Steuerungseinheiten, Elektroautos und Wärmepumpen intelligent miteinander vernetzt. Beim "Smart Grid", dem schlauen Netz, in Hilden mit dabei: die Bäckerei Schüren und das Planungsbüro Koenzen als Versuchsstätten sowie die Stadtwerke Hilden als technischer Begleiter. Weiterer Versuchspartner im Bunde: die Event-Gastronomie VillaMedia in Wuppertal. Begleitet wird der bundesweit einmalige Versuch von den Hochschulen in Osnabrück und Zwickau sowie dem sächsischen Systemlieferanten Senertec. Oberstes Ziel ist es, die selbst erzeugte Energie komplett selbst zu nutzen. Das braucht zunächst viel Kopfarbeit. Dabei ist unter anderem eine Idee entstanden, die nun in Hilden ausprobiert wird: Elektroautos sollen zu rollenden Energiespeichern werden, die den Strom nicht bloß irgendwo abziehen, sondern ihn speichern und bei Bedarf auch wieder hergeben. Zudem müssen neue Speichereinheiten getestet werden. "Die einzelnen Lithium-Zellen an sich kann man bereits jetzt auf dem Markt kaufen", erklärt Uwe Koenzen. Die für lokale Stromspeicher notwendigen Schaltungen und Sicherheitsvorrichtungen sind eine Innovation, die sichin der Praxis bewähren soll. Bürgermeisterin Birgit Alkenings hielt eine solche Speichereinheit tapfer gemeinsam mit Koenzen: Der Plexiglaskasten wiegt rund 30 Kilogramm.

Am Beispiel der Bäckerei zeigten Experten gestern, wie schlau die Schaltungen des lokalen Versuchsnetzes sein werden: Jeden Tag ab etwa 14 Uhr stehen die Elektrolieferwagen der Bäckerei in der Garage. Gestern sorgte die gleißende Novembersonne für das, was Fachleute einen "Solarberg" nennen: Die Solarzellen produzieren mit voller Kraft, zunächst würden die Autos geladen, dann der lokale Stromspeicher. Solarstrom satt, problemlos.

An einem trüben Tag würde das nicht funktionieren. "Dann sollen die Elektrofahrzeuge sich exakt so viel Strom aus dem öffentlichen Netz holen, wie sie für ihre Touren am nächsten Tag brauchen. Mehr nicht", sagt Bäcker Roland Schüren. Die Ergebnisse des 36-monatigen Versuchs in Hilden und Wuppertal sollen - ausgewertet und zu marktreifen Produkten werden.

(dne)
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