Hilden E-Mobilität: Thema für Fachleute – noch

Hilden · Wirtschaftsförderung und Netzwerk Forum Mühle diskutierten gestern über Praxiserfahrungen. Bürger waren rar.

 Stadtwerker Jens Müller (vorn) fährt beruflich das E-Auto hinter ihm. Privat würde er das Smart-Pedelec bevorzugen. Hinten Stadtwerke-Vertriebsleiter Oliver Schläbitz.

Stadtwerker Jens Müller (vorn) fährt beruflich das E-Auto hinter ihm. Privat würde er das Smart-Pedelec bevorzugen. Hinten Stadtwerke-Vertriebsleiter Oliver Schläbitz.

Foto: Ralph Matzerath

Mehr als 20 Elektrofahrzeuge — vom Lieferwagen über Autos und E-Bikes bis zum Elektrorollstuhl — konnten Neugierige gestern vor der Gottschalksmühle ausprobieren. Doch interessierte Laien waren rar. Die meisten der 70 Teilnehmer der Informationsveranstaltung von Wirtschaftsförderung und dem Unternehmer-Netzwerk Forum Mühle hatten mit dem Thema in der einen oder anderen Hinsicht beruflich zu tun.

Der Elektro-Autofahrer Jens Müller fährt seit drei Jahren ein Elektro-Auto — beruflich. Der 47-Jährige ist Energieberater der Stadtwerke Hilden: "Für die Kunden ist das ein Hingucker." Privat ist Müller ein leidenschaftlicher Radfahrer. Kürzlich erst ist er 700 Kilometer von Main nach München geradelt — mit dem Rennrad. Nach der Probefahrt mit dem Pedelec von Smart (Preis: 2749 Euro, 25 km/h schnell) leuchten Müllers Augen: "Das würde ich mir auch unter den Weihnachtsbaum legen."

Der E-Auto-Kritiker Elektro-Autos sind für Norbert Lang ein "schönes Spielzeug". Ihn stört, dass die Regierung die E-Mobilität massiv subventioniert ("eine Million E-Autos für zwei Milliarden Euro Steuergeld") und das für die E-Mobilität viel zu wenig erneuerbare Energien genutzt werden.

Der Technik-Fan "Mein nächstes Auto ist auf jeden Fall ein Hybrid", erzählt Heinz Holsträter: "Der ist erschwinglich." Elektro-Autos haben viele Vorteile, zählt der 77-jährige Haaner auf. Ein Elektro-Motor sei einem Verbrennungsmotor in jeder Hinsicht überlegen, praktisch wartungsfrei und unkaputtbar. Nur der hohe Anschaffungspreis halte ihn vom Kauf eines Elektro-Autos ab — und die noch zu geringe Reichweite. Wilfried Höntsch aus Hilden hat ein E-Auto der Stadtwerke Hilden mehrere Tage ausgiebig getestet. "Wenn man es richtig anstellt, kann man quasi kostenfrei fahren — indem man bei Freunden Strom nachlädt", scherzt er. Aber auch ihn schreckt der Anschaffungspreis ab.

Der Verkehrsplaner Lutz Groll ist der Nahverkehrsexperte im Hildener Rathaus. "Das E-Auto ist kein Beitrag zur Lösung innerstädtischer Verkehrsprobleme", stellt er fest: "Verstopfte Straßen, Parkplatznot — das E-Auto löst keines dieser Probleme. Es ist nur leiser." E-Mobilität hätte eine Chance, wenn der Treibstoff vor Ort erzeugt wird: "Dann wird es interessant." Die E-Bikes seien bereits eine Erfolgsgeschichte (geschätzt rund 1,3 Millionen fahren auf deutschen Straßen) — "ganz ohne massive Förderung".

Der Vorreiter E-Mobilität ist nachhaltig und lohnt sich auch wirtschaftlich, sagt Bäcker Roland Schüren aus Hilden — und sein geschäftlicher Erfolg gibt ihm recht. Teile seiner Fahrzeugflotte sind schon elektrisch. Der Strom wird auf dem Dach der Backstube selbst erzeugt. Auch die längste Auslieferungsfahrt schafft ein beladener E-Lieferwagen, hat er gerade getestet. Sein langfristiges Ziel: ein energieeffizienter, CO2-neutraler Betrieb, der möglichst viel vom benötigten Strom selbst erzeugt. Das Familienunternehmen ist aktuell für den deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert.

Das Autohaus Im November bringt BMW den rein elektrischen I3 auf den Markt. Er wird exklusiv über 47 Agenturen in Deutschland vertrieben. Das Autohaus Brandenburg in Hilden ist eine davon. I3-Besitzern (Reichweite 150 km) soll eine Mobilitätsgarantie für Langstrecken angeboten werden. Einzelheiten sind noch nicht bekannt.

(RP)
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