Hilden Eine Ära geht zu Ende - Eisdiele Engelbertz schließt

Hilden · Es wird einen Nachfolger geben, der nach der Winterpause den Familienbetrieb übernimmt.

 Angeles Maron-Mostazo und ihr Mann Reinhold Engelbertz mit ihren jeweils liebsten Eissorten

Angeles Maron-Mostazo und ihr Mann Reinhold Engelbertz mit ihren jeweils liebsten Eissorten

Foto: Olaf Staschik

Reinhold Engelbertz ringt ein wenig um Fassung. "Hier steckt mein Leben drin. Hier bin ich 40 Jahre lang ein- und ausgegangen, hier sind meine Kinder großgeworden und mit ihnen unzählige Hildener, die heute mit ihrem eigenen Nachwuchs Stammgäste sind", fasst der 65-Jährige zusammen, während seine Blicke langsam von der Eistheke über die Tische bis hin zu den Wänden mit den großen Mickymaus- und Donald Duck-Gemälden eines renommierten Kölner Künstlers wandern. "Wie unser Nachfolger die Räumlichkeiten gestalten wird, bleibt ihm überlassen. Das gesamte Inventar geht an ihn über, nur die Bilder, die geben wir niemals her." Seine Frau Angeles Maron-Mostazo nickt zustimmend. "Es ist ein komisches Gefühl, dass das alles vorbei sein soll. Aber wie es uns wirklich gehen wird ohne die Eisdiele - das werden wir erst sehen, wenn es tatsächlich so weit ist."

1976 hatten die Eltern von Reinhold Engelbertz, heute 89 und 96 Jahre alt, das Haus an der Lindenstraße gekauft und in den unteren Räumen die Eisdiele eröffnet. Vater Reinhold Senior, gelernter Bäcker, schaffte es schnell, die Menschen für selbstgemachtes Eis zu begeistern. 1980 übernahm eine Tochter die Führung der Gastronomie, seit 1989 liegt das Zepter bei Reinhold Engelbertz junior und seiner spanischen Frau. "Unsere drei Kinder sind hier großgeworden. Unsere Wohnung liegt direkt über der Eisdiele, wir waren also räumlich immer zusammen." Sohn Simon, der in Dänemark lebt und seinen Eltern vor anderthalb Jahren eine Enkeltochter geschenkt hat, erinnert sich mit Freude zurück. "Ich denke, ich kann für uns drei Kinder sprechen: Wir sind sehr glücklich aufgewachsen. Die Eisdiele ist unser zweites Zuhause gewesen, von daher bin ich schon auch wehmütig. Aber in erster Linie gönne ich meinen Eltern den wohlverdienten Ruhestand", sagt der 33-Jährige am Telefon.

Mit gerade mal vier Eissorten - Schokolade, Vanille, Zitrone und Erdbeere - ebnete Reinhold Engelbertz senior den Weg für ein erfolgreiches kleines Unternehmen, das heute 30 Eiskreationen im Angebot hat. "Es ist meine Leidenschaft, Eissorten zu entwickeln. Ganz stolz bin ich auf mein lactosefreies Eis, das wir seit über einem Jahr anbieten", sagt Engelbertz junior stolz und streicht sich dann lachend über den Bauch, "und man sieht, auch ich esse nach wie vor leidenschaftlich gerne Eis. Meine Lieblingssorte ist Buttermilch-Orange." Angeles Maron-Mostazo wirft ihrem Mann lächelnd einen liebevollen Blick zu. "Ich bin da ganz anders. Ich liebe herzhafte Speisen. Aber wenn Eis, dann bevorzuge ich Marrakesch, eine tolle Mischung meines Mannes aus Quark, Honig und Sesam."

Die exotischen Eiskreationen könnten ein Grund dafür sein, dass die Stammkundschaft der Eisdiele sich mittlerweile bis nach Solingen und Düsseldorf zieht. Vielleicht aber liegt es auch an dem durchweg freundlichen Umgang mit Kunden. "Wir lieben die Menschen und begegnen ihnen positiv, egal wie alt, ob Kind oder Senior. Wenn Zeit ist, tauschen wir auch mal ein paar persönliche Worte aus", sagt die Spanierin. Ihr Mann nennt Beispiele. "Da waren zwei ältere Damen, wenn ich die von weitem kommen sah, habe ich das Waffeleisen hochgefahren. Oder die drei Mädchen, die sich vier Jahre lang jeden Mittag ein Eis bei uns gekauft haben."

Wenn am Sonntag die legendäre Eisdiele zum allerletzten Mal ihre Türen öffnet, werden die drei erwachsenen Sprösslinge den Laden schmeißen und ihre Eltern verwöhnen. "Da muss man so alt werden, damit die Kinder einen mal bedienen", brummelt der Gastronom gespielt, dann aber strahlen seine Augen auf. "Und am Dienstag geht's mit der gesamten Truppe zu einem wunderbaren Familienurlaub auf Mallorca. Da freuen wir uns wahnsinnig drauf."

(RP)
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