Hilden Einkaufssonntag führt zu Verkehrschaos

Hilden · So voll wie am verkaufsoffenen Sonntag ist Hilden selten. Zeitweise ging auf den Straßen nichts mehr. Manche Händler haben aber Bedenken.

 Alle Flächen rund um den Kronengarten waren zugestellt.

Alle Flächen rund um den Kronengarten waren zugestellt.

Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Bei nahezu wolkenlosem Himmel und sommerlichen Temperaturen gab es am Sonntag in der Innenstadt kein Fortkommen mehr. Offene Geschäfte, der Büchermarkt und Kunstausstellungen an verschiedenen Orten sorgten für eine überfüllte Innenstadt und Verkehrschaos in den umliegenden Straßen. Die Polizei war nach Angaben der Leitstelle mit allen verfügbaren Kräften auf den Straßen, um die Kreuzungen frei zu halten und Parkverbote durchzusetzen - mit mäßigem Erfolg. Zu Beginn der Einkaufszeit um 13 Uhr waren die Parkhäuser bereits voll, die Zufahrtsstraßen verstopft. Die Fahrt von Benrath nach Hilden dauerte 45 Minuten. Alle Flächen rund um den Kronengarten inklusive Feuerwehrzufahrt und Polizei-Parkplätze waren zugestellt. Selbst nach 16 Uhr gab es keine Beruhigung. "Alle Leute, die deswegen anrufen, sind wütend und total genervt", sagte ein Polizist am Abend. Unfälle oder besondere Vorkommnisse gab es aber nicht.

 Stau auch für Fußgänger: Auf der Mittelstraße, aber auch in den Seitenstraßen war Geduld gefragt. Mancher war genervt wegen des Andrangs.

Stau auch für Fußgänger: Auf der Mittelstraße, aber auch in den Seitenstraßen war Geduld gefragt. Mancher war genervt wegen des Andrangs.

Foto: Staschik, Olaf (OLA)

Daniel Ubber von der Awo blieb dennoch die Ruhe selbst. Menschenmassen strömen an seinem großen Bücherstand vorbei, manche sichtlich genervt von dem riesigen Andrang, andere schlendern entspannt, in der Hand eine Bratwurst oder frittierte Champignons mit Knoblauchsoße.

Viele bleiben stehen, wühlen in den unzähligen Buchkisten, entdecken Bücher wie "Sternzeichen Wassermann", "10 Gebote für die erfolgreiche Frau" oder Fotobände wie "Handgearbeitete Herrenschuhe". "Haben Sie auch was über Marc Chagall?", fragt eine Passantin. Daniel Ubber verneint. Hunderte von Büchern sind an diesem Sonntagmittag bereits verkauft. "Wir freuen uns sehr darüber. Bücher laufen immer, vor allem Bildbände und Taschenbücher. Der Erlös geht dann in die sozialen Projekte der Awo", erzählt der ehrenamtliche Mitarbeiter, der sich seit mehr als zehn Jahren, gemeinsam mit seiner Frau, um die Verkaufsbücher kümmert.

Das dritte Angebot des Tages, die offenen Ateliers, wurde unterschiedlich angenommen (Bericht in der morgigen Ausgabe).

Trotz des riesigen Erfolges gestern haben einige Händler Bedenken. Der Grund: In diesem Jahr gibt es eine Besonderheit, nämlich zwei Einkaufssonntage in einem Monat - weil der verkaufsoffene Sonntag zum Weihnachtsmarkt kalendarisch auf den 30. November (1. Advent) fällt. Einige Einzelhändler der Schulstraße wollen sich deshalb nicht beteiligen. "Wir haben die Kollegen in der Schulstraße befragt", erklärt Anja Schürg, Inhaberin des gleichnamigen Haushaltswarengeschäfts. "Zweimal im Monat Einkaufssonntag ist für uns als Inhaber und unsere Mitarbeiter zu viel. Wir haben samstags bis 18 Uhr geöffnet und müssen uns auch mal erholen." 2015 fällt der Einkaufssonntag auf den 1. November und damit aus. Denn Allerheiligen ist ein stiller Feiertag. "Man sollte darüber nachdenken, ob nicht vielleicht drei (statt vier) Einkaufssonntage ausreichen", schlägt Schürg vor. Sie stellt fest: "Die Einkaufssonntage werden mehr und mehr zum Bummeln, weniger zum Einkaufen genutzt."

Nsama Bredt, Inhaber der Boutique "Rise" ein paar Schritte entfernt, wird auch am 30. November sonntags öffnen: "Wir drehen die Musik auf, damit uns jeder hört. Für uns hat das Weihnachtsgeschäft angefangen." Ob Elektro Schaffrath auch am 30. November beim Sonntagseinkauf mitmacht, kann Filialleiter Karl Werner Leibach noch nicht sagen: "Das ist noch nicht entschieden. Ich gehe aber davon aus." Beim Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr seien die Umsätze in der Schulstraße nicht so stark gewesen. Stadtmarketing-Geschäftsführer Volker Hillebrand findet das Ausscheren einiger Händler der Schulstraße "schade". "Die Teilnahme am verkaufsoffenen Sonntag ist freiwillig und die persönliche Entscheidung jedes Unternehmens."

Bei einem Einkaufssonntag gebe der Hildener Einzelhandel seine Visitenkarten ab: "Viele Besucher von außerhalb sind häufig begeistert über Hildens breites Angebot." Hillebrand ist sicher, dass am 30. November die Stadt voll sein wird. Klagen wie die von Helmut Voss/Sport Voss ("Die Stadt pflegt nur die Mittelstraße, wir als Schulstraße fühlen uns vernachlässigt") höre er häufig: "Der Wunsch nach einer 1a-Kundenfrequenz wie auf der Mittelstraße und einer 1b-Miete wie auf der Schulstraße: Das passt nicht zusammen." Die Schulstraße sei "üppig" mit Winterlicht bedacht worden. Über die kürzlich eingerichtete Datenbank (www.einkaufen-in-hilden.de") könnten sich jetzt auch Einzelhändler in den Nebenstraßen mit ihrem Angebot kostenfrei präsentieren und einfach gefunden werden. Hillebrand: "Rund 150 Hildener Einzelhändler machen bereits mit."

www.rp-online.de/hilden

(dani)
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