Gruiten Einradtrainerin Lea: Abschied vom TSV

Gruiten · Die Übungsleiterin aus Gruiten wird sechs Monate lang Neuseeland bereisen und dann ihre Ausbildung aufnehmen.

Was für manche eine Zirkusnummer ist, ist für Lea Ziegert selbstverständlich. Mühelos bewegt sich die 19-Jährige auf dem Einrad vorwärts, rückwärts oder im Kreis. Inzwischen sitzt sie jedoch selten selbst im Sattel, sondern bringt ihren Schülern den Balanceakt auf Reifenbreite bei. "Die Schwierigkeit liegt in der Tat darin, das Gleichgewicht zu halten, denn das Rad lässt sich ebenso nach vorne wie nach hinten bewegen, und eine Bremse gibt es nicht", sagt die Trainerin.

Sieben Jahre lang hat sie beim TSV Gruiten Anfänger ausgebildet und ihre Fortschritte begleitet. "Diese Erfolgserlebnisse gerade bei Kindern, die sehr lange brauchten, um das Fahren zu lernen, haben mir besonders viel Spaß gemacht", sagt Lea Ziegert rückblickend. Sie verabschiedete sich beim letzten Training vor den Ferien von ihren Schülern. Eine Trennung, die ihr sichtlich schwer fiel. "Die Gruppe habe ich mit aufgebaut, und viele Kinder kenne ich schon von Anfang an. Doch für mich beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt."

Nach ihrem gerade bestandenen Abitur sehnt sich die schlanke Sportlerin nach dem Ausbruch ins Abenteuer. Sie möchte für ein halbes Jahr durch Neuseeland reisen und das andere Ende der Welt kennenlernen. "Es ist für mich die Chance, ganz neue Eindrücke zu sammeln und mit fremden Menschen in Kontakt zu kommen." Vorher absolviert sie allerdings noch ein viermonatiges Praktikum in einer Sattlerei in Bayern. Dort möchte sie nach der Rückkehr aus Neuseeland ihre Ausbildung beginnen.

"Mir war schon früh klar, dass ich etwas Handwerkliches machen möchte, und der Umgang mit dem Material Leder gefällt mir schon sehr gut." Bereits vor drei Jahren hat sie ein Praktikum in ihrem künftigen Ausbildungsbetrieb absolviert. "Das hat mir so gut gefallen, dass ich nun unbedingt dahin möchte", betont Lea Ziegert. Sie ist froh, dass sich für sie eine Nachfolgerin gefunden hat, die die Arbeit beim TSV Gruiten weiterführt. Das erleichtert ihr den Abschied etwas. "Natürlich wünsche ich mir, dass das Training erfolgreich weiterläuft. Doch da bin ich zuversichtlich", betont die 19-Jährige. Nach den Ferien übernimmt Alina van Zütphen ihre Aufgaben. Die Moerserin stammt aus einer radsportbegeisterten Familie, ist selbst jahrelang erfolgreich bei Wettkämpfen im Ein- und Kunstradfahren gestartet und hat unter anderem den Bundespokal gewonnen. "Sie beginnt in Wuppertal ihr Studium und hat sich daher bereit erklärt, meine beiden Gruppen zu trainieren", sagt Lea Ziegert. Sie ist sicher, dass es kaum schaden kann, wenn jemand mit frischen Ideen künftig die Einheiten leitet. "Sie bringt sicher neuen Schwung herein." Bisher standen dabei vor allem das Erlernen der Technik und der Spaß im Vordergrund.

"Wir sind mit den Fortgeschrittenen auch mal draußen bergauf und bergab gefahren, haben Hockey oder Basketball vom Rad aus gespielt, doch es ging nicht um Wettkämpfe", sagt Lea Ziegert. Für sie war es stets die schönste Belohnung, das Leuchten in den Augen der Kinder zu sehen, wenn sie etwas geschafft haben. "Bei manchen habe ich das Durchhaltevermögen bewundert, nach jedem Sturz wieder aufzusteigen und es noch einmal zu versuchen."

Das erinnert die 19-Jährige auch an ihre eigenen ersten Versuche, sich auf dem wackeligen Rad im Sattel zu halten. "Zum ersten Mal habe ich das bei unserer Zirkus-AG in der Schule ausprobiert. Dann habe ich zu Weihnachten ein Einrad bekommen und so lange damit geübt, bis ich es konnte"erzählt Lea Ziegert. Sie kann sich vorstellen, künftig auch in Bayern Kindern die Kunst des Einradfahrens beizubringen. "Ich habe mich schon erkundigt, in Dießen gibt es keine Einradabteilung. Vielleicht kann ich dort eine aufbauen, wenn Interesse besteht." Doch das ist bisher nur eine Zukunftsidee. Erst einmal liegt Neuseeland vor ihr, und das Einrad bleibt zu Hause.

(domi)
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