Hilden/Haan Einwohner: Städte und Land zählen anders

Hilden/Haan · IT.NRW hat die Einwohnerzahlen für Ende 2016 genannt - sie sind niedriger als die aus den Rathäusern.

Im Vorjahr ist Nordrhein-Westfalen um 345.162 Einwohner gewachsen auf 17.890.100, berichtet Information und Technik NRW als statisches Landesamt. Der Anstieg der Bevölkerungszahl sei geringer als 2015 (damals: +227 418), als das Bevölkerungswachstum vor allem durch die hohe Zuwanderung von Schutzsuchenden geprägt war. Auch Hilden wuchs - um 384 auf 55.569 Einwohner (Stand 31. Dezember 2016). In Haan wurden mit 30.414 vier Einwohner mehr als Ende 2015 registriert.

Die Städte selbst weisen ganz andere Zahlen aus. Hilden kommt mit der eigenen Fortschreibung auf 57.727 (30.054 weiblich). Es besteht also eine Differenz von 2158 Einwohnern. In Haan, wo monatlich die Zuzüge und Fortzüge, Geburten und Sterbefälle festgehalten und fortgeschrieben werden wies die Bevölkerungsstatistik für Ende 2016 eine Zahl von 31.230 (16.267 weiblich) aus - Differenz: 816.

Das Problem besteht seit Jahren. "Beide Zahlen werden wohl falsch sein", meint Hildens Erster Beigeordneter Norbert Danscheidt und erklärte schon 2015: "Die Wahrheit liegt eher in der Mitte." Die Stadt Hilden habe bei der Berechnung auf das eigene Melde- und Standesamt zurückgegriffen. Dort werden Geburten und Sterbefälle sowie Zu- und Fortzüge verzeichnet. "Dabei können sich Fehler einschleichen", erklärte Danscheidt. "Etwa, wenn bei einem Umzug die Abmeldung die alte Stadt nicht erreicht."

Das Land nutze eigene Zahlen für seine Landesplanungen. "Diese Zahlen sind auf jeden Fall zu niedrig", meint Danscheidt. Die Stadt Hilden nennt auf ihrer Homepage unter "Zahlen und Fakten" die vom Land ermittelte Zahl - 55.185 zum Ende 2015. Auswirkungen hat die Differenz indes nicht. Da sowohl Hilden als auch Haan zu den wohlhabenden Städten zählen und keine Schlüsselzuweisungen erhalten, bleibt der Unterschied ohne Folgen.

1987 gab es die letzte echte Volkszählung in Deutschland. Sie wurde von vielen Protesten und einem Boykott begleitet. Nach einer Klage verbot das Bundesverfassungsgericht einen Registerabgleich: "Aus Datenschutzgründen durften die kommunalen Meldeämter die Daten von IT NRW nicht übernehmen", sagt ein Sprecher des Amtes. Dieses Verbot gelte bis heute. Die von IT NRW ermittelten Einwohnerzahlen basierten auf dem Zensus 2011. Zum Stichtag 9. Mai 2011 wurde zwar jeder Immobilien-Eigentümer, ab nur jeder zehnte Haushalt befragt - und die Ergebnisse wurden dann mit einem anerkannten Verfahren hochgerechnet. Weil IT.NRW die Zahlen auf der niedrigen Basis fortsetzt, wird die Abweichung bestehen bleiben. "Dies ist ärgerlich, kann von der Stadt Hilden aber bis zu einer eventuellen neuen Volkszählung nicht korrigiert werden", hieß es gestern aus dem Rathaus.

(RP)
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