Hilden Ernüchterndes Ergebnis

Düsseldorf · 32 Verkaufsstellen wurden vom Ordnungsamt kontrolliert, ob sie Alkohol und Tabakwaren an Minderjährige abgeben. Auch die 14- bis 17-jährigen Testkäufer waren schockiert, dass dieses zur Hälfte der Fall war.

Alkoholmissbrauch: So sollen Jugendliche geschützt werden
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Foto: ddp

Tamara* sieht älter aus als 14. Dennoch zeigte sich die junge Testkäuferin schockiert, dass ihr in der Hälfte aller Fälle — teils trotz Ausweiskontrolle — Alkohol und Zigaretten verkauft wurden.

Mit vier weiteren Teenagern sowie Mitarbeitern des Jugend- und des Ordnungsamtes war die junge Hildenerin innerhalb eines Monats in 32 Verkaufsstellen unterwegs. Gestern wurde das Ergebnis vorgestellt.

Trotz Ausweis Hochprozentiges

Für Jugenddezernent Reinhard Gatzke war dieses um so ernüchternder, als vorher alle 60 Getränke- und Tabakhändler in Hilden über die geplante Aktion und das aktuelle Jugendschutzgesetz informiert worden waren. "Teilweise wollten die Händler meinen Ausweis sehen und haben mir dann doch Hochprozentiges verkauft", meint die 17-jährige Sabrina* kopfschüttelnd.

Wenn Martin Hillenbach wenige Minuten später den Rückkauf tätigte und die Personalien aufnahm, reichte die Palette der Ausreden von "Stress" bis "Die sehen ja heute alle älter aus". Besonders schockierte den Mitarbeiter des Ordnungsamtes, dass selbst bei Discountern, wo ein Piepston auf die notwendige Kontrolle des Alkohol-Kunden aufmerksam macht, oft nicht hingeschaut wurde.

In 14 Fällen wurden Bußgelder zwischen 200 und 500 Euro verhängt. "Die 3000 Euro, die dadurch bislang eingenommen wurden, sollen der Suchtprävention zugute kommen", berichtet Kerstin Holzapfel von der Jugendförderung, die die Aktion koordinierte. Die Prävention sei neben den Testkäufen ein weiterer Baustein, den teils exzessiven Alkoholkonsum von Jugendlichen einzudämmen, so Kriminalhauptkommissar Klaus Fitzner. Hier arbeite man eng mit der SPE Mühle zusammen — jene vom Kreis geförderte Suchtberatung, die von der Stadt Hilden extra einen Jugendberater finanziert bekommt.

Ebenso wichtig sei die Elternarbeit. Doch gerade die, bei denen Beratungsbedarf bestehe, erreiche man mit Info-Abenden oft nicht, bedauert Holzapfel. "In manchen Familien scheint es üblich, dass man zum 14. Geburtstag das erste Bier serviert bekommt", weiß Tamara. Bis Ende des Jahres wird es weitere Testkäufe geben, kündigte Ordnungsamtsleiter Michael Siebert an — "auch wenn es uns natürlich leid tut, dass ein Verkäufer dadurch seinen Job verloren hat".

Dezernent Gatzke hegt die Hoffnung, dass — wie in Niedersachsen und Süddeutschland — bei einer Neuauflage die Verstöße zurückgehen. Die gibt es übrigens beim gestern gestarteten Oktoberfest erfahrungsgemäß kaum, weiß Siebert: "Die Gastronomen wissen, dass sie damit ihre Konzession verlieren können." * Name geändert

(RP)
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